Buch und Film

Wenka v. Mikulicz: "Wir wollen uns nichts entgehen lassen"

10. Februar 2011
von Börsenblatt
Filmproduzenten rollen für neue Ideen 
gern den roten Teppich aus. Und schöpfen dabei immer öfter aus dem großen Fundus der Literatur. Warum das so ist, wie sie sich inspirieren lassen und auf was es ihnen dabei ankommt? Antworten von Wenka v. Mikulicz, Stofftentwicklerin bei Boje Buck Produktion in Berlin.
Die Verfilmungen der Romane „Hände weg von Mississippi“ von Cornelia Funke und  „Herr Lehmann“ von Sven Regener haben Ihnen schöne Kinoerfolge beschert. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, ob Sie aus einem Buch einen Film machen?
v. Mikulicz: Die Geschichte muss persönlich, wahrhaftig und authentisch sein, aber trotzdem Größe haben. Wir interessieren uns besonders für Stoffe, die ganz bodenständig sind und die Wirklichkeit ernst nehmen. Daraus entsteht in unseren Filmen die Komik. Und natürlich muss uns eine Geschichte berühren.

Was spricht aus Ihrer Sicht für Literaturverfilmungen?
v. Mikulicz: Wir haben schlicht gute Erfahrungen damit gemacht. Vieles geht schneller, wenn schon eine Geschichte vorliegt, an der man sich reiben kann, als wenn man mit einem Originalstoff quasi bei Null anfängt. Wenn wir uns für eine fertige Geschichte entscheiden, haben wir immer schon eine Filmidee im Kopf, bei anderen Projekten dagegen nicht.

Wo und wie suchen Sie nach geeigneten Buch-Stoffen?

v. Mikulicz: Ich schaue mir systematisch die Vorschauen und Rechtekataloge der Verlage an, habe immer ein Auge auf die Bestsellerlisten, und wir alle hier lesen wahnsinnig viel. Detlev Buck fährt beispielsweise sehr viel Bahn und schaut dann immer vorher in der Bahnhofsbuchhandlung, was es Neues gibt. Wir lassen uns also auch gern inspirieren.

Gehen Sie auch zu "Breakfast & Books", der Pitching-Veranstaltung auf der Berlinale?
v. Mikulicz: Ja, das ist für uns ein beliebter Treffpunkt, auch wenn wir wenig Aussicht haben, dort etwas Passendes für uns zu finden. Aber wir wollen uns nichts entgehen lassen, die Konkurrenz ist schließlich groß: Immer mehr Produzenten stürzen sich auf Literaturverfilmungen.

Aufgrund der Fülle des Angebots müsste es doch genug Auswahl geben...
v. Mikulicz: Die Verlage bemühen sich teilweise offensiv um die Vermarktung ihrer Bücher, aber es gibt gar nicht so viele geeignete Vorlagen, wie sie meinen. Und nicht jedes Buch passt zu jedem Produzenten.