BuchCamp 2010

Geschäftsmodelle in digitalen Zeiten

8. Mai 2010
von Börsenblatt
E-Book-Vertrieb, kapitelweiser Verkauf, servicebasierte Dienstleistungen und Veranstaltungsgeschäft: Verlage händeln immer mehr Geschäftsmodelle. Aber was gehört eigentlich zu einem Geschäftsmodell? Und warum wird Branding und Kundenbindung immer wichtiger? Das wurde beim BuchCamp in Frankfurt diskutiert.
Neue Umsätze mit dem E-Book? "Das Produkt an sich ist noch kein Geschäftsmodell", so Unternehmensberater Ehrhardt F. Heinold, der die Diskussionsrunde leitete. "Zu einem Geschäftsmodell gehöre noch mehr: das Marktmodell (Wettbewerb, Nachfrage) genauso wie Überlegungen zu Beschaffung und Leistungserstellung, zum notwendigen Kapital und zur Distribution. All diese Faktoren für die verschiedenen Geschäftsfelder im Blick zu behalten, sei für Verlage zunehmend schwierig.

Branding in der Infoflut

Das Internet wächst mit jedem Tag, dem Nutzer stehen unzählige Informationskanäle offen. Eine Herausforderung ist es, als Verlag weiterhin sichtbar zu bleiben. Wichtig dafür seien Investitionen ins Verlagsbranding, da war sich die Runde einig. "Verlage müssen Leuchttürme schaffen", fordert Heinold. Was Gräfe & Unzer mit ihrem markanten "GU" auf jedem Buch vormacht, werde an Bedeutung gewinnen. Der Fachverlag Haufe habe kürzlich eine eigene Branding-Abteilung gegründet, merkt Heinold an.

Kontakt zu den Käufern

Internetgrößen wie Apple und Amazon haben den direkten Draht zum Kunden – der Verlag bleibt außen vor. "Verlage drohen, in die Abhängigkeit zu Aggregatoren wie Amazon oder Apple abzurutschen", so Heinold.  Genaues Wissen über den Kunden sei aber wiederum die Grundlage, um passgenaue Angebote zu entwickeln. Ein Ausweg für Verlage: Eigene, alternative Vertriebswege etablieren. Problematisch ist dabei, dass der Kunde nicht mit vielen einzelnen Verlagen eine Geschäftsbeziehung haben möchte, sondern mit einer Plattform, die Angebote von vielen bündelt. Möglich wäre, dass sich Verlage zusammentun und so selbst die Rolle eines Aggregators einnehmen.

Was treibt die Kunden an?


Kundenbefragungen rücken immer mehr ins Blickfeld. Was in guten Zeiten keinen interessiert hat, wird in mageren Zeiten überlebenswichtig: "Wenn die Zahl der Käufer sinkt, überlegt man schon eher, wer die Produkte überhaupt kauft", so Heinold.

Neue Aktionsfelder erfordern neue Berufsprofile in Verlagen. Marktforschung und IT sind nur zwei Gebiete, in denen Verlage ihr Wissen erweitern – und sich auch nach Talenten außerhalb der Branche umsehen müssen. Heinold zitiert Mirza Hayit, den Geschäftsführer bei Haufe: „In den letzten Jahren wurde bei Haufe keine einzige Person mit Verlagshintergrund eingestellt.“