Françoise Frenkel: „Nichts, um sein Haupt zu betten“
Übersetzt von Elisabeth Edl, mit einem Vorwort von Patrick Modiano
Carl Hanser Verlag, 288 Seiten, 22,00 €
Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt und bewegt. Die polnische Jüdin Françoise Frenkel studierte in Frankreich und eröffnete 1921 eine jüdische Buchhandlung in Berlin, in der Nähe des heutigen KaDeWe. Der erste Weltkrieg ist da noch nicht lange vorbei, Frankreich wird als Erzfeind gesehen. Aber sie schafft es – bis 1939. Dann muss Frenkel 1939 aus Berlin in die Schweiz fliehen. Diese Geschichte wurde 1943 niedergeschrieben, auch das macht ihre frische unmittelbare Atmosphäre und den Reiz dieses Buches aus.
Irmgard Keun: „Kind aller Länder“
Kiepenheuer & Witsch, 224 Seiten, 17,99 €
Das Buch hat einen ganz bestimmten Ton: Ein 10jähriges Mädchen erzählt, wie sie und ihr Vater auf der Flucht durch die europäischen Hauptstädte sind – immer ohne Geld. Der Vater, Autor, darf in Deutschland nicht mehr publizieren. Die Geschichte, wie der Vater immer versucht, zu Geld zu kommen, wird in einer ungekünstelten, pfiffigen Weise erzählt. Die 1938 im Exil veröffentlichte Geschichte ist große Weltliteratur.
Andreas Maier: „Der Kreis“
Suhrkamp, 149 Seiten, 20 €
Andreas Maier schreibt über sein Leben. Er hat sich vorgenommen, in 11 Bänden unter dem Obertitel „Ortsumgehung“ der Frage nachzugehen: Wie konnte es dazu kommen, dass ich Autor wurde, dass ich Kunst machen? Besonders schön: Maier breitet nicht alles aus, sondern versucht das Leben auf wenige Momente zurückzuführen – und feilt so lange an seinen Sätzen, bis das Essentielles übrig bleibt. „Der Kreis“ ist nach „Das Zimmer“, „Das Haus“, „Die Straße“ und "Der Ort" der fünfte Teil der „Ortsumgehung“.