Buchhändler mit Regionalverlagen

"Aus Liebe zur Region"

31. Juli 2018
von Börsenblatt
Die Buchhandlung mit eigenem Regionalverlag kombinieren – oder umgekehrt. Drei Sortimenter berichten, wie es bei ihnen dazu kam.

Heike Gerdes – Tatort Taraxacum und Leda-Verlag, Leer

"Der Krimiverlag war bei uns sozusagen die 'Keimzelle des Bösen'. Mein Mann und ich waren ursprünglich nur Autoren, die bei verschiedenen Verlagen veröffentlicht haben. Als dann unser Verleger hier vor Ort verstarb, kam die Entscheidung, sein Werk weiterzuführen. Im Jahr 2000 fingen wir an, mit nur drei Büchern, wovon eines gleich durch die Decke ging. Auf Büchertischen, Weihnachtsmärkten und Messen wie etwa der 'Buchlust' in Hannover merkten wir, wie toll der direkte Kundenkontakt ist und dachten über eine Verlagsbuchhandlung nach. Letztendlich entschieden wir uns aber, ein größeres Sortiment anzubieten, das auch andere Verlage mit einschließt. So kam es 2011 zur Eröffnung der Krimi-Buchhandlung. Viele kleine und mittlere Verlage werden inzwischen zerrieben zwischen den ganz Großen und dem Markt der Selbstverleger. Die Großen drängen mit Macht auf den Regionalmarkt. Wir haben uns entschlossen, nicht gegen diesen riesigen Werbeapparat zu arbeiten, sondern ihn für uns zu nutzen. Jeder kümmert sich hier entsprechend seiner Stärken: ich eher um den Verlag, mein Mann um die Veranstaltungen und unsere Mitarbeiterin sorgt dafür, dass das Buchhändlerische klappt. Wir sind ein gutes Team."

www.leda-verlag.de

Eckhard Bodner – Buchhandlung und Verlag Eckhard Bodner, Pressath
 
"Ich sitze hier gerade über meinem nächsten Verlagsprodukt. Als Einmann­verlag schultere ich alles allein, das ist wahnsinnig aufwendig. Zusätzlich zur verlegerischen Arbeit gibt es ja noch die Buchhaltung zu erledigen, Pressearbeit etc. Man muss auch sagen, dass ich dem Buchhandel aufgrund der kleinen Margen nicht so große Rabatte einräumen kann wie große Verlage. Aber ein Vorteil ist, dass ich durch meinen Regionalverlag auch Kunden gewinne in 50 Kilometern Umkreis, die sonst nicht zu mir finden würden. In­zwischen habe ich in 30 Jahren bereits 300 Bücher verlegt. Den Verlag habe ich nicht nur als zweites Standbein zusätzlich zur Buchhandlung gegründet, sondern auch aus Liebe zur Region. Wir befinden uns hier in der Oberpfalz, im ehemaligen Randgebiet zur tschechischen Grenze. Wir haben eine reichhaltige Geschichte und viel zu erzählen. Am besten laufen im Regionalia-Bereich natürlich die gefälligen Sachen. Aber ich verlege trotzdem auch wissenschaftliche Themen. Das Geschäft wird allerdings immer härter, auch im Regionalia-Bereich. Meine Mitarbeiterinnen sorgen derweil dafür, dass in der Buchhandlung alles wie am Schnürchen funktioniert."

www.buchhandlung-bodner.de

Peter Hoffmann – Strand­läufer Verlagsbuchhandlung, Stralsund
 
"Wir sind selbst Autoren und bei uns war der Verlag zuerst da. Mit ihm haben wir 2008 losgelegt, mit Regionalkrimis für Urlauber am Ostseestrand. Dann kam unser Bauchladen, über den wir die Bücher direkt am Strand verkauft haben. Später die Kochbücher mit Regionalschwerpunkt als weiteres Standbein, weil meine Frau auch leidenschaftliche Kochbuchsammlerin ist. Als 2014 ein kleines Ladengeschäft frei wurde, von dem wir schon immer geträumt haben, sagten wir uns: Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir genießen es, mit den Lesern ins Gespräch zu kommen. Das ist ein unschätzbares Gut, das große Buchhandelsketten so nicht bieten können. Wir kriegen so viel Input, Geschichten und Rezepte – kennen hier alle wichtigen Leute. Unsere Buchhandlung ist gewissermaßen lokale Kommunikationszentrale. Mehr als unsere 24 Quadrat­meter braucht man dazu nicht. Und uns gehen die Ideen nicht aus: Wir haben jetzt schon genug Stoff für die nächsten 15 Jahre. Auch unsere 13-jährige Tochter steht schon in den Startlöchern und schreibt in den Schulferien Kurzgeschichten."

https://strandläufer-verlag.de