Buchhandel und Umwelt

Tüten raus, am besten alle

4. März 2016
von Börsenblatt
Die vom Handelsverband Deutschland initiierte Selbstverpflichtung zur kostenpflichtigen Abgabe von Kunststofftüten sieht vor, dass ab 1. April Kunststofftüten nicht mehr gratis angeboten werden sollen.

"Brauchen Sie eine Tüte?", fragt die Buchhändlerin den Kunden im Halbautomatikmodus, während dieser gerade noch sein Restgeld ins Portemonnaie fummelt. Ihr Griff geht zur Plastiktüte, der Kunde nickt. So sieht es heute fast überall aus in Deutschland, vom ostfriesischen Leer bis ins badische Kirchzarten. Bezahlen müssen die Kunden die Beutel nicht, bis zum Jahresende werden sechs Milliarden weitere Tüten folgen, die im Schnitt kaum 25 Minuten benutzt werden, um dann auf dem Müll zu landen. Bis Silvester werden so rund 100 Tonnen Plastikmüll zusammenkommen, pulverisierte Reste dieses Berges werden auf unseren Tellern landen, weil sie ins Meer gelangen. Bis zu 500 Jahre bräuchte es, damit die Tüten verrotten.
Der Börsenverein hat die Buchhändler nun dazu aufgerufen, Plastiktüten künftig nur noch gegen Gebühr auszugeben, um den Müllberg abzutragen. Die Filialisten haben versprochen, mitzuziehen, auf freiwilliger Basis und in naher Zukunft. Auch Karstadt gibt Tüten nur noch gegen Gebühr aus, im Supermarkt ist das schon seit Jahren so. Die Kunden haben es genauso stur hingenommen wie das Flaschenpfand, verlangen sogar Alternativen. Seltsam, dass sich ausgerechnet die Bewusstseinsbranche Buchhandel damit etwas schwertut. Warum auf die nächste EU-Verordnung warten? In Frankreich sind Einwegplastiktüten seit Jahresanfang verboten, andere Länder verlangen eine Tütensteuer.
All das kann aber nur ein Anfang sein. Die Tüte muss weg! Auch die Papiertüte. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Papiertüten umweltfreundlicher seien. Das Gegenteil ist der Fall, ihre Öko-Bilanz ist eine Katastrophe. Sie verrotten nur schneller als ihre Vettern aus Plastik, und man kann in ihnen alte Zeitungen in die Papiertonne tragen.
Sinnvolle Alternative zu den Klimakillern: Baumwolltaschen zum Kaufen oder zum Leihen. Mit langen Henkeln oder als Turnbeutel (sehr angesagt). Aber bitte so langlebig und schön, dass man sie freiwillig wiederverwendet. Denn darum geht's.