Buchmessen-Ehrengast 2014 stellt sich vor

Cool. Cooler. Finnland!

20. Juli 2015
von Börsenblatt
„Große Wegbereiter für internationalen Erfolg“: Der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2014 präsentierte heute auf der ersten offiziellen Pressekonferenz seinen Auftritt.
„Finnland. Cool.“, lautet das Motto der Skandinavier. Mit seinem Engagement möchte das Land den internationalen Fokus verstärkt auf finnische Literatur und Kultur lenken. Erklärtes Ziel: Die nachhaltige Erhöhung des Verkaufs von Auslandsrechten. Schon jetzt steht fest, dass nächstes Jahr mehr als 100 Titel in deutscher Übersetzung erscheinen: Romane, Krimis, Comics, Kinder- und Jugendbücher.

„Es gibt kaum ein besseres Datum für unsere Pressekonferenz: In Finnland feiern wir heute den Tag, der dem Schriftsteller Aleksis Kivi gewidmet ist. Er hat 1870 den ersten Roman geschrieben, der in finnischer Sprache veröffentlicht wurde: „Die sieben Brüder“.“, leitete Paavo Arhinmäki, finnischer Minister für Kultur und Sport, seine Rede ein. Die Literatur hat in Finnland also eine verhältnismäßig kurze Tradition, spielt aber trotzdem für die Entwicklung des Landes eine wichtige Rolle. „Im Grunde beruht die ganze Erfolgsgeschichte Finnlands auf dem Lesen und seiner Bedeutung für die Entwicklung der Gesellschaft und des Individuums“, erklärte Arhinmäki.

Voraussetzung sei die hohe Lesefertigkeit der Finnen, die unabhängig von Ausbildung, sozio-ökonomischem Status und Wohnort ausgebildet sei – dank eines Schulsystems, das eine für alle Kinder einheitliche und durch öffentliche Mittel finanzierte Gesamtschule biete. „Die wichtigste Ressource der Finnen ist die Bildung, ihre Fähigkeit, das Gelesene zu verstehen und sich Wissen anzueignen. Das hat uns geholfen, eine nationale Identität zu schaffen. Sie sind das starke Fundament unserer Unabhängigkeit und unserer Zukunft.“

Die praktische Umsetzung des Gastlandprojekts verantwortet das Institut FILI (Finnish Literature Exchange), das bei der Gesellschaft für Finnische Literatur angesiedelt ist. „Die Strategie unseres Gastlandprojektes orientiert sich am Lesen und am Lernen“, führte Iris Schwanck aus, Direktorin von FILI und Leiterin von „Finnland. Cool. 2014“. Seitdem im Jahr 2009 der Vertrag für den Gastlandauftritt mit der Frankfurter Buchmesse unterzeichnet wurde, hat FILI bereits Hunderte von Übersetzern geschult, ausländische Verleger nach Finnland eingeladen und das Gastland-Projekt auf Buchmessen und Literaturevents weltweit vorgestellt. Auf der Buchmesse und im gesamten deutschsprachigen Raum sollen sich 2014 rund 50 Autorinnen und Autoren präsentieren. „Die finnische Literatur ist originär, lebendig und unverwechselbar und wir haben große Wegbereiter für den internationalen Erfolg unserer Literatur. Tove Jansson beispielsweise, deren 100-jähriges Jubiläum wir im kommenden Jahr feiern, Arto Paasilinna oder als neuesten Star Sofi Oksanen,” so Iris Schwanck. Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, zeigte sich zuversichtlich, dass der finnischen Literatur dies gelingen werde, nachdem sie das „Nadelöhr“ Deutschland passiert habe. 

Der visuelle Gastlandauftritt wird von Studenten unterschiedlicher Fachbereiche

der Aalto-Universität geschaffen. Sie haben das Ehrengastlogo kreiert und gestalten den Landesauftritt im Forum. Auch hier soll inhaltlich die Erfolgsstory des finnischen Bildungswesens im Vordergrund stehen. Den prägnanten Slogan „Finnland. Cool.“ hat übrigens ein gebürtiger Konstanzer erdacht. Der Buchautor und Journalisten Roman Schatz lebt seit 26 Jahren in Finnland und wird deshalb auf der Buchmesse als finnischer Autor antreten. Auf der Pressekonferenz präsentierte der Exildeutsche seine Wahlheimat unterhaltsam und geistreich als „ein Land der krassen Gegensätze“ – und auf jeden Fall als ein Land mit den allercoolsten Geschichten.

 

Christina Busse

Weitere Infos auf einen Blick:

  • Finnland ist ein mehrsprachiges Land: Von den rund 5,4 Mio. Einwohnern ist der überwiegende Teil finnischsprachig. Etwa 300.000 sprechen in erster Linie schwedisch, einige Tausend saamisch.
  • Jedes Jahr gibt es in Finnland rund 4.500 Neuerscheinungen. 
  • Jeder dritte Finne liest monatlich Belletristik. Seit der Jahrtausendwende ist der Wert stabil.
  • Trotzdem ist der Umsatz an allgemeiner Literatur zurückgegangen: 2012 wurden 3,3 Prozent weniger Bücher gekauft.
  • Jedes Jahr werden fast 300 finnische Buchtitel als Übersetzung in etwa 40 Sprachen herausgegeben. Die meisten in Deutschland, gefolgt von Estland.
  • Finnland hat mehr als 5.000 Verlage. Mehr als 100 gehören dem Finnischen Verlegerverband an, dessen Mitglieder ein Drittel aller neuen Titel veröffentlichen und damit mehr als 90 Prozent der verkauften Bücher ausmachen.
  • Führende Verlage sind das finnische Unternehmen Otava und die schwedische Gruppe Bonnier Media.
  • Finnen sind Weltmeister in der Nutzung von Bibliotheken. Im Jahr 2012 hat jeder durchschnittlich 13 Bücher aus der Bibliothek entliehen. Ein Bibliotheksgesetz verpflichtet die Kommunen, Bibliotheksdienste kostenlos und für jedermann erreichbar bereitzustellen.
(Quelle: Presseinformation „Finnland.Cool.“)