Buchtage: Bericht des Vorstands und des Hauptgeschäftsführers

"Wir werden auf keinen Fall locker lassen"

13. Juni 2017
von Börsenblatt
Neue Preisbindungsstudie, höhere Mitgliedsbeiträge, gesellschaftliche Bedeutung der Buchbranche - in den Berichten von Vorsteher Heinrich Riethmüller und Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis ging es um die Sicherung der Zukunft.

Die Buchbranche hat ihren Umsatz zwar um 1,2 Prozent gesteigert, der Anteil des Vertriebswegs Buchhandel ist jedoch erneut gesunken. Gewinner sind der Online-Handel und das Direktgeschäft der Verlage. Der Buchhandel sei digital gut aufgestellt, insgesamt habe der Einzelhandel das Internetgeschäft aber verschlafen, so der Vorsteher Heinrich Riethmüller. "Das rächt sich und der Frequenzrückgang in den Städten trifft auch den Buchhandel", sagte er. Und mit dem Direktgeschäft würden die Verlage ihren immer noch stärksten Handelspartner schwächen.

Druck auf die Branche löst auch die durch das Apothekenurteil neu entflammte Diskussion um die Buchpreisbindung aus. Argumente für die Preisbindung würden vom EuGH gerade beim Verband eingesammelt. "Wir werden nicht umhinkommen, eine neue Untersuchung für die Preisbindung in Auftrag zu geben", so Riethmüller. "Wir brauchen einen wissenschaftlichen Beweis, dass die Preisbindung der Buchvielfalt dient", sagte auch der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins Alexander Skipis.

Neben dem VG-WORT-Urteil und der Wissenschaftsschranke würden dem Buchhandel auch die gestiegenen Kosten, zum Beispiel beim Personal, zusetzen. Umso erfreulicher sei es, dass die Buchkäufer mehr Geld für das einzelne Buch ausgeben würden. Eine "große Chance" für den Buchhandel sieht Riethmüller darin, den Fokus auf hochwertig ausgestattete Bücher zu legen: "Wenn wir solchen Büchern mehr Platz einräumen, wird sich auch unsere Rendite wieder verbessern."

Mitgliedsbeiträge könnten steigen

Die kontinuierlich sinkenden Mitgliedszahlen des Börsenvereins rücken auch das Thema Mitgliedsbeiträge wieder in den Fokus. Weitere Sparmaßnahmen im Hauptamt könnten nicht ohne Abstriche fortgeführt werden, sagte der Vorsteher. Er lobte die Wirtschaftsbetriebe MVB und Frankfurter Buchmesse, die "nicht unwesentlich" zur Finanzierung des Börsenvereins beitragen würden, die ihre Geschäftsfelder aber auch stetig weiterentwickeln müssten. "Ich bin ziemlich sicher, dass wir uns mit einer Anpassung der Mitgliedsbeiträge beschäftigen werden", so Riethmüller.
Politische Arbeit des Börsenvereins
Alexander Skipis zielte in seinem Bericht auf die politische Arbeit des Verbands ab. Der Justizminister Heiko Maas, der gerade vor der Hauptversammlung geredet hatte, konnte den Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins nicht beeindrucken. "Das Urheberrecht ist kompliziert. Die einen sagen so, die anderen anders, also machen wir einen Kompromiss", sei die Devise der Entscheidungsfindung von Maas gewesen. Kompliziert sei das Steuergesetz aber auch. "Maas sollte sich mit dem Urheberrecht beschäftigen und nicht den vielen Einflüsterungen nachgeben", so Skipis. Das geplante Urheberrechts-Wissenschaftsgesellschafts-Gesetz sei ein Frontalangriff auf den wissenschaftlichen Buchmarkt.

In Sachen DEAL-Verhandlungen, der bundesweiten Lizenzierung von Angeboten großer Wissenschaftsverlage, konnte der Börsenverein keinen Erfolg erzielen – die Kartellrechtsbeschwerde wurde negativ entschieden. "Aber wir werden auf keinen Fall locker lassen", kündigte Alexander Skipis an.

Gesellschaftliche Bedeutung der Buchbranche

Durch die Kostenlosmentalität, die im Internet herrsche, würde die Branche zu reinen Content-Lieferanten degradiert, warnte Skipis. Damit die besondere Stellung des Buchhandels erhalten bleibt, müsse der Verband an drei Punkten aktiver werden:

Innovationskraft und Veränderungsbereitschaft Verbandsreform Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs

"Die Stunde der Buchbranche ist gekommen in einer Zeit, in der Wahrheiten nichts mehr zählen": Mit diesem Satz beendete der Verbandsgeschäftsführer seinen Vortrag vor der Hauptversammlung.

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