Buy Local testet Design Thinking

Der Kunde, immer nur der Kunde

13. Mai 2015
von Börsenblatt
Was wollen unsere Kunden und wie können wir ihnen das anbieten? − so etwa ließe sich der Kern des Design Thinking in einfachen Worten darstellen. Diesen Ansatz − kombiniert mit erfolgreichen Beispielen aus den USA − wollen Armin Hoferer und Martin Riethmüller im deutschen Buchhandel etablieren. 

Ihr Projekt soll in Zukunft Buchhandlungen helfen, sich auf dem enger werdenden Markt zu behaupten. Ein erster Workshop unter dem Titel „Future Progressive" weckte bereits Begeisterung und große Erwartungen bei Teilnehmern und Veranstaltern.

Die relativ erfolgreichen Buy-Local-Initiativen in Kalifornien inspirierten Anfang des Jahres Martin Riethmüller, bei Buy Local zuständig für Strategische Kooperationen und Entwicklung, und Armin Hoferer, Business-Coach und Berater, zu einer aufschlussreichen Reise in die USA. Auch in Kalifornien ist die Übermacht der großen Buchhandelsketten und des Online-Riesen Amazon zu spüren, in den Randbezirken allerdings führen kleinere Buchhandlungen ein erfolgreiches Nischendasein.

Bei zahlreichen Gesprächen analysierten die beiden Wirtschafts- und Buchhandels-Fachmänner die unterschiedlichen Ansätze, die Buchhandlungen florieren lassen. Ein Abstecher zu Start-ups anderer Branchen ins Silicon Valley führte Hoferer und Riethmüller die Erfolge des Design Thinking vor Augen. Ein gemeinsames Projekt soll in Zukunft beides kombinieren und so zur Ideenschmiede für neue Geschäftsmodelle für den Buchhandel werden.

Gerade ging das Projekt mit einem Kickoff-Workshop „Future Progressive" an den Start. In Hünfeld bei Fulda trafen sich am 8. und 9. Mai ein Dutzend Buchhändler und zwei Verlagsvertriebsleute mit Ideen und Interesse an Neuem. Eine Analyse der erfolgreichen Buchhandlungen in den USA bildete die Grundlage, auf der die Teilnehmer in das Design Thinking einstiegen. Das Wichtigste dabei: die konsequente Ausrichtung auf den Nutzer, also den Kunden. Um die Bedürfnisse der Kunden besser kennenzulernen, führten die Teilnehmer eine aktive Befragung auf der Straße durch. Diese brachte eine grundlegende Erkenntnis, nämlich dass auch skeptische Passanten beim Stichwort Buchhandlung sofort Vertrauen fassten.

Dieses positive Image des Buchhandels gilt es zu erhalten und auszubauen. Der Workshop in Hünfeld lieferte dazu erste Anregungen, machte den Teilnehmern aber auch deutlich, wie ungewohnt es ist, konsequent die Bedürfnisse von Kunden in den Mittelpunkt aller Überlegungen zu stellen und erst danach an die Umsetzung zu denken. Gleichzeitig eröffnete diese Denkweise neue Perspektiven, die viele erfolgversprechende Ansätze für Geschäftsmodelle und Konzepte aufblitzen ließen.

So waren nicht nur die Teilnehmer des Kickoff-Workshops begeistert von dem neuen Vorgehen, sondern auch die beiden Veranstalter Armin Hoferer und Martin Riethmüller. Demnächst werden sie die vielen guten Ideen und Ansätze noch einmal zusammenfassen und konkretisieren, wie ihr Projekt fortgeführt werden soll. Ihr Ziel allerdings ist bereits formuliert: ein Think Tank soll entstehen, ein Ideen-Pool für neue Konzepte und innovative Aktionen, die kleine Buchhandlungen für Kunden wieder attraktiv machen sollen.

In etwa einem halben Jahr wollen sich die Teilnehmer des Projektes wieder treffen. Dabei wünschen sie sich zusätzlichen Input von Vertretern anderer Branchen, so wie das Design Thinking auf ein interdisziplinäres Team baut. „Methoden der Kundenbindung oder Geschäftsideen aus anderen Branchen können uns noch einmal wertvolle neue Impulse geben", so Armin Hoferer. „Das wollen wir unbedingt für das Projekt nutzen."

Hoferer und Riethmüller sind überzeugt, dass ihr Projekt mit seiner konsequenten Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Kunden den unabhängigen Buchhandlungen Auftrieb geben kann: „Denn es reicht schon längst nicht mehr, in seiner Buchhandlung geduldig auf die Kunden zu warten. Doch die Erfahrungen aus den USA zeigen, dass man mit innovativen Konzepten auch als kleine Buchhandlung gute Erfolgschancen hat. Das wollen wir mit unserem Projekt auch in Deutschland möglich machen."