Checkliste

Vom gedruckten Buch zum E-Book (Teil 1): Titelauswahl, Rechte und Machbarkeit

31. Mai 2010
von Börsenblatt
Welche Titel eigenen sich für die Veröffentlichung als E-Book? Und welche technischen und rechtlichen Fragen sollten geklärt werden? Tipps von Verlagsberaterin Ursula Welsch.

Welche Titel eigenen sich als E-Books?

  • Unter dem Aspekt der Refinanzierung der ersten E-Book-Produktion sind Sie immer gut beraten, diejenigen Titel ins Startprogramm aufzunehmen, für die auch schon in der Printform gute bis sehr gute Absatzprognosen vorliegen – oder deren Verkaufspotenzial in Buchform sich bereits im Markt bewiesen hat.
  • Titel für eher technik-affine Zielgruppen – also z.B. Computer- oder Technikbücher bzw. Fachinformationen, für deren Nutzer der Computer oder anderes technische Gerät das Hauptarbeitsmittel ist – werden als Alternative zur Printausgabe eher nachgefragt.
  • Einige Umfragen zeigen auch, dass es gerade im Wissens- und Nachschlagebereich eine deutliche Tendenz zu E-Books gibt, obwohl die Printausgaben in diesem Sektor seit Jahren schwächeln.
  • In der Belletristik sind es vor allem Unterhaltungstitel, die einen zufriedenstellenden Absatz versprechen – ungeachtet dessen, um welches Genre es sich handelt: Science-Fiction-, Kriminal-, Liebes- oder historische Romane.
  • Insgesamt gesehen werden E-Books von einer eher jungen bzw. jugendlichen Zielgruppe – vom Schüler bis zum Studenten – gut angenommen, da diese eine Welt ohne Computer gar nicht kennen und dem Medium vorbehaltlos gegenüberstehen.

Rechte und Machbarkeit

  • Klären Sie, ob das Verwertungsrecht für die elektronische Form im Verlagsvertrag eingeschlossen ist und ob es dafür eine adäquate Honorarvereinbarung mit dem bzw. den Autor(en) gibt.
 Liegt das Recht nicht vor, muss es schleunigst eingeholt werden – oder der Titel wird zurückgestellt.
  • Stammen eventuell enthaltene Grafiken, Fotos, Zitate u. ä. nicht vom Autor, muss geprüft werden, ob die digitalen Nutzungsrechte dafür vorliegen bzw. zu welchen Konditionen sie erteilt wurden.
  • Gibt es im Buch komplexe oder auch übergroße Tabellen? Diese wirken im Bildschirmformat rasch unübersichtlich, weil sie horizontal und vertikal gescrollt werden müssen und damit ihre Nutzungsqualität deutlich eingeschränkt ist.
  • Auch großformatige Abbildungen und Abbildungen, die in sich sehr kleinteilig sind, Strichzeichnungen mit sehr dünnen Linien oder komplexe Formeln müssen daraufhin gesichtet werden, wie sie auf kleinen bis sehr kleinen Displays – z.B. von Smartphones oder Tablet-PCs – aussehen.
  • Unter dem Gesichtspunkt der Machbarkeit muss auch unbedingt geklärt werden, ob der Verlag noch Zugriff auf die Satzdaten der Titel hat und in welchem Format sie vorliegen. Denn nur damit wird der Aufwand für die Produktion des E-Books abschätzbar. Erst nach der Recherche und der Prüfung der genannten Punkte kann eine erste Kalkulation für die Produktion erstellt werden.