Checkliste

Vom gedruckten Buch zum E-Book (Teil 2): Inhalt, Formate und Kopierschutz

2. Juni 2010
von Börsenblatt
Was ist beim E-Book inhaltlich anders als beim Buch? Welches E-Book-Format kommt in Frage und welche Möglichkeiten gibt es beim Kopierschutz? Antworten liefert Verlagsberaterin Ursula Welsch.

Inhaltliche Überlegungen

  • Gute E-Books sind nicht einfach die elektronische Ausgabe der Druckfassung: Ihre Konzeption sollte die zusätzlichen Möglichkeiten des Mediums berücksichtigen – neben der individuellen Gestaltung, die auf das Lesen am Bildschirm abgestimmt ist.
  • Mancher Ratgeber oder manche Fachinformation beinhaltet Querverweise auf andere Stellen der Publikation oder ins Web. Diese können aktiv gesetzt werden, so dass der Kunde sie direkt durch Anklicken nutzen kann.
Dies gilt u.U. auch für die Begriffe im Register: Sie könnten z.B. rückverlinkt werden.
  • Mit den Smartphones und Tablet-PCs wie z.B. dem iPad stehen mobile Multimedia-fähige Geräte zur Verfügung – neben den konventionellen PCs, die multimediale Inhalte ebenso darstellen können. Damit ist zu erwarten, dass die Nutzer auch bei den E-Books eine entsprechende Ausstattung erwarten.
 Reichern Sie Ihre E-Books mit Animationen, Audios und Videos zu sog. „Enhanced E-Books“ an, wo immer es sinnvoll und wirtschaftlich machbar ist.
  • Die Formulierung der Überschriften sollte so aussagekräftig sein, dass sie den Nutzer sicher und eindeutig über das informieren, was ihn beim Klick auf den aktiven Link im Inhaltsverzeichnis erwartet.
  • Insbesondere bei E-Books im EPUB-Format stellt sich die Frage, inwieweit die Seitenzahlen der gedruckten Fassung denen der digitalen entsprechen sollen. Gibt es "Wechselleser" unter den Käufern, die zwischen Buch und E-Book hin und her wechseln? Sind Seitenzahlen überhaupt notwendig, um sich zu orientieren?
  • Prüfen Sie das Impressum: Ist die ISBN für das E-Book vorhanden? Ist der E-Book-Dienstleister genannt und nicht der Druckdienstleister? Wo soll das Impressum stehen – z.B. als eigenes Dokument, damit der Lesefluss des Nutzers nicht behindert wird, verlinkt mit der Titelseite?

Die häufigsten E-Book-Formate

  • E-PDF ist das bekannteste layout-orientierte Format, das zur Webtauglichkeit auf eine kleinere Dateigröße umgerechnet wird. In diversen Nutzungsumgebungen wird es jedoch umbrochen, z.B. in den Vergrößerungsstufen des Sony-Reader;
 Fach- und Wissenschaftsverlage konzentrieren sich fast ausschließlich auf dieses Format – denn damit ist der digitale Titel ebenso zitierfähig wie die gedruckte Ausgabe.
  • EPUB als zweithäufigstes Format ist ein XML-basiertes Containerformat, das die Darstellung der Inhalte der Größe des Displays resp. der Größe der gewählten Schrift anpasst. 
Es findet vor allem im Belletristikbereich Anwendung, da hier die Möglichkeit zum Vergrößern der Schrift und damit zur verbesserten Lesbarkeit am Bildschirm Vorrang vor der Zitierfähigkeit hat.
  • Mobipocket kommt ursprünglich aus dem Smartphonebereich und wird in proprietär eingeschränkter Form von Amazon eingesetzt (AZW). Es wird gerne für lexikalische Inhalte eingesetzt, da es sich gut mit einer Nachschlagefunktion verbinden lässt. Es ist das am wenigsten verbreitete Format. Weitere proprietäre Formate, wie z.B. das von Sony, sind von abnehmender Bedeutung und finden daher keine Berücksichtigung.
  • Als weiteres "Format" sind nach wie vor die Apps sehr stark in der Diskussion, da sie sich – insbesondere bei iPhone-Besitzern – großer Beliebtheit erfreuen. Das Wort "App" ist eine Abkürzung von "Application" – also Anwendung bzw. Software. Es gibt sie sowohl für die Apple-Reader (iPhone, iPad) als auch für andere Smartphone-Betriebssysteme, z.B. Android. 
Konzeptionell empfiehlt sich eine App, wenn der Inhalt mit Funktionen angereichert bzw. erschlossen werden soll, die über das hinausgehen, was die üblichen E-Book-Formate bzw. deren Reader anbieten.
  • Grundsätzlich gilt: Welches Format für die Publikation der digitalen Ausgabe gewählt wird, hängt u.a. auch davon ab, welche Geräte primär in der Zielgruppe benutzt werden. Wenn es überwiegend iPhones bzw. E-Reader sind, dann sollte man unbedingt konzeptionell darauf Rücksicht nehmen.
Kopierschutz

  • Überlegen Sie, ob Sie auf einen Kopierschutz verzichten können. So wünschenswert es ist, seine Inhalte zu schützen, so erweist sich ein rigides Digital Rights Management (DRM) doch als eine deutliche Hürde bei den E-Book-Verkäufen. Nutzer scheuen oftmals diese restriktive Bindung, da diese sie an das Gerät bindet, auf das die E-Books heruntergeladen wurden. 
  • Alternativen zum Kopierschutz sind z.B. das sogenannte "Wasserzeichen", das bei E-PDFs möglich ist, oder auch individualisierte Ausgaben, die den Namen des Käufers enthalten, so dass eine psychologische Hemmschwelle aufgebaut wird.