Cookbook Fair

Paris tischt auf - ein kulinarisches Messevergnügen

16. März 2012
von Börsenblatt
Erfreute Preisträger und schwedischer Elchschinken: Ein Rundgang über die Paris Cook Fair - vom Idsteiner Kochbuchhändler Helmut Weber.

Die „Paris Cookbook Fair“ fand vom 7. bis 11. März zum dritten Mal im Pariser Kulturzentrum „Le 104“ statt. Die ersten drei Tage waren ausschließlich dem Fachpublikum vorbehalten; am Wochenende hatte jedermann Zutritt.

Auf der Messe zeigten rund 100 Aussteller aus aller Welt Flagge; der Anteil der ausländischen Verlage lag bei 65 Prozent. Bemerkenswert viele kleine Verlage hatten den weiten Weg nach Paris nicht gescheut. Autoren und vornehmlich Kleinverleger nutzten die Fachbesuchertage zur Kontaktaufnahme. Verleger suchten Titel, die ins eigene Verlagsprofil passen könnten; Autoren boten ihre Manuskripte an.

So zog Rudolf Lantschbauer vom Grazer Vinothek Verlag eine positive Bilanz; er freute sich über zahlreiche Gespräche mit Branchenkollegen, die seine Arbeit nachhaltig beeinflussen werden. Verleger und Aussteller Evert Kornmayer war bei der Titelsuche erfolgreich. In Paris wird das Thema Kochbuch umfassend präsentiert und wenn man aufmerksam über die Messe geht, kann man Schätze heben, von denen man sonst gar nicht wüsste, dass sie existieren und die den deutschen Buchmarkt bereichern.

Besonders Interesse beim Publikum fanden die anspruchsvollen Bücher vom Mathhaes Verlag und der Alain Ducasse Edition. Gerade die verlagsübergreifende Buchausstellung zeigte das hohe Niveau, auf dem Kochbücher inzwischen hergestellt werden. Einen außergewöhnlichen Titel stellte der italienische Verlag L’Artistica Editrice vor: Ampelografia Universale Storica Illustrata – I Vigni del Mondo von Anna Schneider u. a. Das dreibändige Werk umfasst 1.500 Seiten mit 551 colorierten Litographien; Details unter www.ampelografia.it.

Wer sich einen Überblick über digitalisierte Medien verschaffen wollte, wurde in Paris allerdings enttäuscht. Lediglich ein französischer Anbieter und ein Newcomer aus Deutschland (Caramelized Smart Cookbooks) zeigten ihre Produkte.

Ehrengast war diesmal der französische Drei-Sterne-Koch Michel Roux, der in einer Gesprächsrunde amüsant über seinen Werdegang plauderte. Als Ehrengastland präsentierte sich China  - mit einer umfangreichen Kochbuchausstellung, zahlreichen Vorführungen in der Schauküche sowie mehreren Gesprächsrunden zur chinesische Küche. Ehrenregion war die Bretagne, die einen umfangreichen Büchertisch zur bretonischen Kochkunst sowie viele heimische kulinarische Spezialitäten zeigte. Außergewöhnliche Attraktion war eine Mini-Brauerei, mit der vor Ort Bier gebraut wurde.

Buchsammler kamen ebenfalls auf ihre Kosten; mehrere Anbieter antiquarischer Kochbücher waren angereist und boten ihre Schätze an. Großen Anklang fanden erwartungsgemäß die zahlreichen Schauküchen an den beiden Publikumstagen; auch die Stände der französischen Verlage waren dicht umlagert. An den Ständen der meisten ausländischen Gäste ging es dagegen recht ruhig zu - abgesehen von einem schwedischen Verlag: seine Pröbchen von Rensalami und Elchschinken waren einfach unwiderstehlich!

Fazit der Paris Cookbook Fair 2012: eine liebevoll, aufwändig und kompetent gestaltete Messe mit hervorragendem Begleitprogramm; ob der Spagat zwischen Fachmesse und Publikumsmesse auf Dauer gelingt, wird die Zukunft zeigen. Über die Fachmesse waren von Ausstellern und Besuchern fast ausschließlich positive Reaktionen zu hören.

Die Gourmand Cookbook Awards

Zum Auftakt wurden wieder die Gourmand World Cookbook Awards vergeben. Glücklich und erfreut, manchmal bewegt, nahmen Verleger, Fotografen, Autoren ihre Auszeichnung beim Festakt der Gourmand World Cookbook Awards entgegen.

Begonnen hatte alles mit einem unscheinbaren Stand auf der Frankfurter Buchmesse 1995. Es war der erste sichtbare Schritt einer bemerkenswerten Entwicklung im Segment „Kochbuch“, die über die Internationalen Cookbook Awards schließlich zur Gründung der Cookbook Fair in Paris führten. Es bedurfte allerdings des Beharrungsvermögens von Veranstalter Edouard Cointreau, beide Ideen aus dem Schatten ins Rampenlicht zu führen.

Geehrt werden Bücher, die mit „Worten kochen“. Verlegern will der Wettbewerb eine Plattform für den internationalen Rechtehandel bieten, dem Buchhandel Orientierung bei der Titelauswahl geben. Außerdem sollen die Awards auf gelungene Übersetzungen aufmerksam machen. Insgesamt gibt es rund 70 Kategorien - damit wollen die Gourmand Cookbook Awards den kulturellen Unterschiedlichkeiten gerecht werden. Diesmal dabei: Titel aus mehr als 160 Nationen.

Die deutschen Gewinner

Der Stuttgarter Matthaes Verlag wurde diesmal als Verlag des Jahres geehrt - die Auszeichnung geht damit zum dritten Mal nach Deutschland. Die Jury sieht im Matthaes Verlag den führenden Kochbuchverlag Deutschlands, der sich sowohl an professionelle Köche als auch an ambitionierte Amateure wende. Es gelinge den Verlegern, hervorragende Fachautoren zu gewinnen, die ihr Wissen präzise aufbereiten und vermitteln würden. Die Gestaltung der Bücher wurde ebenfalls gelobt.

Auch für Steffen Henssler hat sich die Fahrt nach Paris gelohnt; er gewann in der Kategorie „Europäische TV-Kochbücher“ den ersten Platz mit seinem Titel „Hauptsache lecker“, erschienen bei Dorling Kindersley. Der Christian Verlag freute sich mit Christel Kurz über die Erstplatzierung ihres Titels „Die vegetarische Kochschule“.