Corine 2011

Corine – klassisch und modern

26. Februar 2015
von Andreas Trojan
Mit Spannung erwartet wurde die gestrige Verleihung der Corine 2011 - wurde sie doch erstmals in der BMW-Welt Münchens verliehen. Dort begann sie flott.

„Wir haben uns bemüht, dass es so aussieht wie immer.“ Mit diesem Satz stimmte Katrin Bauerfeind, die Moderatorin des Abends, das Publikum auf diesjährige Corine-Gala ein. Der große Saal und die in ein kühles Blau getauchte Bühne hätten sicher auch woanders stehen können. Doch man befand sich nun mal am Ort des neuen Gastgebers: die BWM Group und ihre Münchner „BMW Welt“.

Das Gebäude, das von Anfang an als Marktplatz und (kulturelles) Kommunikationszentrum geplant war, kostete 500 Millionen Euro und wurde vom Wiener Architektenbüro „Coop Himmelb(l)au“ realisiert. Das Münchner Cuvilliés-Theater, als bedeutendes Beispiel der Rokoko-Architektur, und das Prinzregententheater, Orte, an denen bislang die Corine-Gala stattfand, sind sicher Spielstätten mit ganz anderem Flair. Die BMW Welt ist kühl, man geht an einer Reihe von ausgestellten Automobilen entlang, die sich die meisten Autoren nicht werden leisten können – vielleicht auch nicht wollen. Aber das kann man auch als kleinkariertes Argument abtun. Denn wenn die BMW Group stolz ist, die Corine als Gast empfangen zu dürfen, dann wertet dies sicher auch die Themenfelder Literatur und Sachbuch auf.

Die Corine Gala 2011 begann flott. Axel Hacke und Ursula Mauder bekamen den Hörbuchpreis für „Das Beste aus meinem Liebesleben“. Während Hacke also auf der Bühne eine witzige Textprobe zum Besten gab, sang Mauder - Paolas Alter Ego und mit Hacke verheiratet – einen jazzigen Blues.- Hacke liest’s, Mauder singt’s. Das war ganz schön cool und genau richtig für eine TV-Gala. Und auch die launigen Worte des Laudators Giovanni di Lorenzo passten dazu. Den „Bilderwelten“-Preis bekamen Elke Heidenreich und der Fotograph Tom Krausz für ihren Band zu dem bei uns leider nicht so bekannten Dichter Dylan Thomas und seiner walisischen Heimat. Der zur Präsentation gedrehte Filmspot regte durchaus an, sich mit Thomas näher zu beschäftigen. Leider las dann Charles Schumann, der von seiner Rolle als Laudator überrascht schien, seinen Text vom Blatt ab. Dennoch: Die Kombination Dylan Thomas und Schuhmann passte ins Bild einer (Literaten-)Welt, die im Alkohol Genuss und sinnliche Freuden sucht.

Apropos Filmspot. Juliane Koepcke, die als junges Mädchen 1971 mit dem Flugzeug über den peruanischen Urwald abgestürzt war, als einziger Insasse überlebte und sich trotz schwerer Verletzungen retten konnte, erhielt den Klassik Radio Publikumspreis für ihr Buch „Als ich vom Himmel fiel.“ Werner Herzog hat vor zehn Jahren einen Dokumentationsfilm über die Ereignisse erstellt. Corine brachte einen kurzen Ausschnitt daraus, der zeigte, was Filmkunst auch als Doku leisten kann.

Leider hat man bei dieser Corine-Gala der Moderatorin Katrin Bauerfeind angemerkt, dass sie mit so manchem ausgezeichneten Buch wenig anzufangen wusste. Am Auffälligsten war dies bei der Präsentation des Buches „Selbst ist der Mensch“ (Zukunftspreis), verfasst von dem bekannten Neurowissenschaftlers Antonio Damasio. Seine, auch für Laien äußerst interessante These, dass Geist und Körper beim Prozess des Ich-Bewusstseins gemeinsam zentrale Bedeutung haben, blieb durch die Fragen Bauerfeinds ein vage Angelegenheit. Doch Christine Nöstlinger, die für ihr Lebenswerk geehrt wurde, gab der Gala letztlich menschlichen Glanz. Sichtlich bewegt nahm die Grande Dame des Kinder- und Jugendbuchs die Corine-Figur entgegen. Sie dankte ihren Verlagen und ihren kleinen wie großen Lesern – „Bücher geben Kindern einen Platz in der Welt.“ Und das stimmt! Sei es in oder außerhalb der BMW Welt.