Crowdfunding für #FreeWordsTurkey

Börsenverein will Anzeigen in türkischen Medien schalten

4. April 2017
von Börsenblatt
Im Rahmen der Initiative #FreeWordsTurkey startet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels eine Crowdfunding-Aktion für Solidaritätsanzeigen in türkischen Medien. Bis zum 9. April will der Verband mit einer Startnext-Kampagne mindestens 15.000 Euro einsammeln.  

Unter www.startnext.com/freewordsturkey sammelt der Börsenverein Spenden, um noch vor dem Referendum zur Verfassungsänderung am 16. April eine Anzeige in unabhängigen Zeitungen und Onlinemedien in der Türkei zu schalten. Durch die Veröffentlichung will der Börsenverein zusammen mit seinen Unterstützern "Solidarität mit verfolgten Autoren, Journalisten, Verlagen, Kulturschaffenden sowie Bürgern zeigen und gleichzeitig durch staatliche Repressionen unter wirtschaftlichen Druck geratene unabhängige Redaktionen unterstützen", heißt es in der Pressemitteilung.

„Das ist die Stunde der Zivilgesellschaft, Engagement und Haltung zu zeigen. Wir dürfen nicht aufhören, uns für die Meinungsfreiheit in der Türkei stark zu machen. Die Situation in dem Land spitzt sich weiter zu. Es ist dringend notwendig, noch vor dem Verfassungsreferendum unsere Solidarität mit all denen in der Türkei auszudrücken, die verfolgt werden, nur weil sie eine andere Meinung als die der türkischen Regierung vertreten. Gleichzeitig möchten wir uns für die Medien in der Türkei einsetzen, die noch unabhängig agieren. Die Freiheit des Wortes ist ein Menschenrecht, sie ist Grundlage jeder demokratischen Gesellschaft und nicht verhandelbar“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.

15.000 Euro für sechs Anzeigen benötigt

Als Fundingziel haben die Initiatoren 15.000 Euro angesetzt, die Aktion läuft bis Sonntag, 9. April. Mit dem Betrag könnten zwischen dem 11. und 13. April großformatige Anzeigen in mindestens sechs Tageszeitungen und Online-Medien geschaltet werden, darunter Agos, BirGun, Cumhuriyet, Evrensel, T24 und Turuncutime. Im türkischen Anzeigentext (unten in deutscher Übersetzung) sprechen die Unterstützerinnen und Unterstützer allen, die Repressionen durch die türkische Regierung ausgesetzt sind, ihre Solidarität aus. Sie appellieren an eine gemeinsame demokratische Wertegemeinschaft.

Derzeit sitzen mehr als 150 Journalisten und Autoren in türkischen Gefängnissen.

Mit der Online-Petition #FreeWordsTurkey hatten der Börsenverein, das PEN-Zentrum Deutschland und Reporter ohne Grenzen in den letzten Monaten einen stärkeren Einsatz der Bundesregierung und der EU-Kommission für Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit in der Türkei gefordert. Im Februar übergaben Vertreter der drei Organisationen die Petition, die mittlerweile 138.000 Unterzeichner hat, im Bundeskanzleramt an Regierungssprecher Steffen Seibert.

Zur Solidaritätsaktion: www.startnext.com/freewordsturkey


Der Anzeigentext im Wortlaut:

Gemeinsam für Freiheit und Demokratie!

Mit großer Sorge beobachten wir, dass sich die türkische Politik immer weiter von den Grundwerten freiheitlicher Gesellschaften entfernt. Gewaltenteilung, Chancengleichheit für alle politischen Parteien und nicht zuletzt das Recht der einzelnen Bürgerinnen und Bürger, ihre Meinung frei zu äußern und zu verbreiten, sind Grundvoraussetzungen für das Gelingen einer freien und demokratischen Gesellschaft. Wir wissen, dass für diese Werte viele von Ihnen stehen.

Wir sehen, in welcher schwierigen Situation und Zeit ein großer Teil von Ihnen lebt. Als Autoren, Verleger, Journalisten, Buchhändler, Künstler, Anwälte, Richter, Wissenschaftler und Bürgerinnen und Bürger sind Sie unerhörten Anschuldigungen, Repressionen und Gewalttaten ausgesetzt, die jedweder Rechtsstaatlichkeit widersprechen. Mit dieser Anzeige möchten wir unsere Solidarität mit Ihnen ausdrücken. Wir denken an Sie und hoffen, dass Sie Teil der uns verbindenden Wertegemeinschaft bleiben.

Ihre europäischen Mitbürgerinnen und Mitbürger

#FreeWordsTurkey
Eine Initiative des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels