De Gruyter reagiert auf Autorenprotest

Philosophie bleibt eigenständiger Bereich

14. März 2017
von Börsenblatt
Die Kündigung der leitenden Lektorin für Philosophie im Verlag De Gruyter, Gertrud Grünkorn, hat namhafte Autoren und Herausgeber des Fachs zu einem Protestbrief veranlasst, in dem auch die Befürchtung geäußert wird, das Fachgebiet Philosophie verliere nun seine Eigenständigkeit. Dies treffe nicht zu, stellt der Verlag klar, im Gegenteil: Man wolle den Bereich nach organisatorischen Veränderungen auch programmatisch weiterentwickeln.

Der offene Brief, der von 222 wissenschaftlichen Autoren und Herausgebern der Philosophie unterzeichnet worden ist, hält die Kündigung Gertrud Grünkorns für "ein extrem beunruhigendes Zeichen". Dass die Philosophie künftig den Altertumswissenschaften zugeordnet werde, so die Einschätzung der Unterzeichner, löse Besorgnis aus: "Wenn die Philosophie einem anderen Fachgebiet zugeordnet oder gar untergeordnet wird, scheint uns eine kompetente fachliche Betreuung nicht mehr gesichert zu sein", heißt es in dem Brief. Er schließt mit der Bitte, die Entlassung von Gertrud Grünkorn zu überdenken und rückgängig zu machen.

De Gruyter stellt klar: Philosophie bleibt

Anke Beck, Managing Director von De Gruyter, versichert dagegen in einem Antwortschreiben an die Autoren, dass deren Sorge über die Zukunft des philosophischen Programms im Verlag "völlig unbegründet" sei:

  • Es könne keine Rede davon sein, dass mit der Änderung in der Organisationsstruktur des Verlages eine "strukturellen Abwertung" der Philosophie bei De Gruyter einhergehe.
  • "Der Verlag will sein philosophisches Programm nicht abbauen, sondern muss umgekehrt, weiter investieren, damit die deutsche Philosophie international sichtbar bleibt bzw. noch sichtbarer wird. Das philosophische Programm wird mit der gleichen Aufmerksamkeit und Qualität fortgesetzt. Alte Verträge werden eingehalten und neue eingegangen werden", betont Anke Beck.

Angesichts der fundamentalen Veränderungen im Umfeld der wissenschaftlichen Einrichtungen, aber auch durch rechtliche Rahmenbedingungen im akademischen Publizieren stünden Wissenschaftsverlage vor großen Herausforderungen, so Beck. Daher müsse De Gruyter auf die Veränderungen in der akademischen Welt personell und organisatorisch reagieren können.

"Die Philosophie wird weiterhin eigenständig agieren können und ihr eigenes Gesicht behalten. Es war nie daran gedacht, dies zu ändern wie es in den Foren suggeriert wird", versichert die Geschäftsführerin. "Die Philosophie bleibt in ihrer ganzen Breite erhalten", ergänzt Unternehmenssprecher Eric Merkel-Sobotta. "Es gibt keine Intention, irgendetwas zu kürzen oder sich auf bestimmte philosophische Richtungen zu beschränken. Im Gegenteil: Wir sind zuversichtlich, nach den organisatorischen Veränderungen auch neue Programme heranzuziehen."

Den Bereich Philosophie wird künftig Serena Pirrotta leiten, die bereits als langjährige Mitarbeiterin das Lektorat für die Altertumswissenschaften verantwortet.

Bis November 2013, so Merkel-Sobotta, seien Philosophie und Altertumswissenschaften in einem Programmbereich zusammengefasst gewesen. Erst danach sei die Philosophie als eigenständiger Bereich abgetrennt worden (und dann von Gertrud Grünkorn geleitet worden). Grünkorn, die bis zum Ablauf der Kündigungsfrist im August beurlaubt wurde, gehörte dem Verlag 19 Jahre an.