Der AKEP antwortet

Fährt der E-Book-Zug in Richtung Flatrate?

29. März 2012
von Börsenblatt
Ist die E-Book-Leihe ein wichtiger Trend im E-Book-Markt, auf den die Verlage mit neuen Geschäftsmodellen reagieren müssen? Peter Schmid-Meil, Leiter der AKEP-Kommission E-Books und Programmleiter für Computer- und Fotobuch beim Franzis Verlag, setzt sich mit dem Thema auseinander. Boersenblatt.net beginnt mit diesem Beitrag die Reihe "Der AKEP antwortet".
Was die Umsätze angeht, ist der E-Book-Zug noch eher eine Dampflok als ein ICE, und bevor man ein Geschäftsmodell überdenken kann, muss zunächst eines vorhanden sein. Wer eine Flatrate anbieten möchte, braucht dazu Inhalte, sprich E-Books. Und die gibt es noch lange nicht von allen Verlagen, hier ist also zunächst weitere Aufbauarbeit gefragt. Nur so kann das grundsätzliche E-Book-Geschäftsmodell, der klassische Einzelverkauf, gewinnbringend funktionieren.

E-Book-Flatrates sind in Deutschland aufgrund der Preisbindung im Moment nur durch die Hintertür realisierbar. So kann der geneigte Leser zum Beispiel auf Skoobe.de (https://www.skoobe.de/) die dort angebotenen E-Books von Holtzbrinck, Bertelsmann und Bastei Lübbe zwar ausleihen, aber nicht kaufen.

Auf spiegel.de wurde das Angebot von Skoobe getestet und mit dem von libreka, Amazon Kindle und der Onleihe der Bücherhalle Hamburg verglichen (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,821881,00.html). Hier wurde die Schwäche eines unternehmensgebundenen Angebots wie Skoobe schnell deutlich – es gibt einfach nicht viele Titel. Wer also zu den Fans von S. Fischer, Rowohlt, Droemer Knaur, Goldmann, Heyne und den anderen Marken und Imprints von Holtzbrinck und Bertelsmann gehört, ist mit Skoobe gut bedient, aber was ist mit dem Rest?

Für Verlage mit starken Marken ist ein Angebot wie das von Skoobe sicher eine interessante Option, um Kunden an sich zu binden und die eigenen Produkte exklusiv zu präsentieren. Aber solange "echte" Flatrates aus allen Verlagspublikationen, wie sie zum Beispiel der englische Computerbuchverlag Packt Publishing unter dem Namen PacktLib (http://packtlib.packtpub.com/) anbietet, in Deutschland nicht legal sind, sind sie auch kein Geschäftsmodell für die Branche. Allein die Technologie-Entwicklung für die App-Programmierung, die Kundendatenverwaltung, Autorenabrechnung etc. dürfte Skoobe wohl mehr Geld gekostet haben, als so mancher kleiner Verlag als Jahresumsatz erwirtschaftet.

Auf jeden Fall äugt die Branche zurecht auf Skoobe und wir alle sind gespannt, was derjenige dazu sagt, auf den es bei allen Geschäftsmodellen wirklich ankommt: Der Kunde!