Deutsch-Italienischer Übersetzerpreis 2015

Kahn, Gschwend und Dengg auserkoren

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Moshe Kahn erhält den mit 10.000 Euro dotierten Preis für die herausragende Übersetzung eines italienischen Werks ins Deutsche − und Ragni Maria Gschwend wird für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Der Förderpreis geht an Julia Dengg. Die Preisverleihung findet am 23. März in Berlin statt.
Moshe Kahn wird für seine Übersetzung des Romans "Horcynus Orca" von Stefano D'Arrigo (S. Fischer) ausgezeichnet. In der Jury-Begründung heißt es: "Die Übersetzung des 1.500seitigen Hauptwerks von Stefano D'Arrigo ist ein Ereignis. Horcynus Orca zählt zu den stilistisch aufregendsten und komplexesten Werken der jüngeren italienischen Gegenwartsliteratur, denn D’Arrigo erfindet eine Kunstsprache. Lustvoll und mit großer Phantasie bildet Kahn diesen Gestus nach. Ob Verfremdungen des Sizilianischen, pseudo-archaische Begriffe, Soziolekte, nautisches Fachvokabular, Neologismen oder klanglich grundierte Satzketten, Moshe Kahn gelingt eine schöpferische Nachgestaltung im Deutschen. Es ist eine Pionierleistung, durch die ein bedeutender Schriftsteller erstmals zugänglich gemacht wird."

Preis für das Lebenswerk an Ragni Maria Gschwend.

Die Auszeichnung ist ebenfalls mit 10.000 Euro dotiert. Die Jury urteilte: "Ragni Maria Gschwends übersetzerisches Werk ist von ehrfurchtgebietender Fülle: Sie hat Claudio Magris, Fulvio Tomizza, Ignazio Silone, Ennio Flaiano, Federigo Tozzi, Antonio Moresco und viele andere ins Deutsche übertragen. Ihre Übersetzungen sind gleichzeitig präzise, elegant und leichtfüßig. Ob Periodenbau, Lautmalerei, Idiomatik oder Rhythmus, Ragni Maria Gschwends Deutsch ist von zeitloser Schönheit. Ihre Fähigkeit, die unterschiedlichsten Facetten auszuleuchten, zeigt sich auch in ihrer im Herbst 2014 erschienenen Übertragung des Tagebuchs der Kriegsgefangenschaft von Carlo Emilio Gadda. Eine große Stilistin auf der Höhe ihrer Kunst."

Förderpreis an Julia Dengg

Den Nachwuchsförderpreis erhält Julia Dengg für ihre Übertragung von Giorgio Orellis "Un giorno della vita" (Limmat Verlag).

Der Deutsch-Italienische Übersetzerpreis 2015 wird am 23. März in Berlin in der Basilika des Bode-Museums von Kulturstaatsministerin Grütters und dem italienischen Kulturminister Dario Franceschini übergeben.

Zum Preis

Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Auswärtige Amt haben 2007 den Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis mit dem Ziel ins Leben gerufen, den geistigen und kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Italien kontinuierlich zu fördern. Ausgezeichnet werden "besonders gelungene Übertragungen literarischer Werke", so die Preisstifter, "die neben dem außerordentlichen Sprachvermögen eines Übersetzers auch eine intensive inhaltliche und ästhetische Auseinandersetzung mit dem Text und seinem Autoren erkennen lassen."

Sowohl der Preis für die beste Übersetzung als auch der Preis für das Lebenswerk sind mit 10.000 Euro dotiert. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt.