Deutscher Jugendliteraturpreis 2013

"Die Internationalität ist ganz entscheidend"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Jon Klassen, Frank Cottrell Boyce, Tamta Melaschwili, Reinhard Kleist, John Green und Andreas Steinhöfel - das sind die Preisträger des diesjährigen Jugendliteraturpreises 2013, der soeben vor 1300 Gästen auf der Frankfurter Buchmesse verliehen worden ist. "Ganz selbstverständlich reihen sich Bücher deutscher Autoren ein in die Werke von ausländischen Schriftstellern", machte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesjugendministerium, Hermann Kues, die Haltung des Ministeriums in der Debatte um den Deutschen Jugendliteraturpreis deutlich.

Den Deutschen Jugendliteraturpreis 2013 erhält nach dem Votum der erwachsenen Kritikerjury

  • in der Sparte Bilderbuch: Jon Klassens "Wo ist mein Hut" (NordSüd), ab 4
  • in der Sparte Kinderbuch: Frank Cottrell Boyce' "Der unvergessene Mantel" (Carlsen), ab 10
  • in der Sparte Jugendbuch: Tamta Melaschwilis "Abzählen" (Unionsverlag), ab 16
  • in der Sparte Sachbuch: Reinhard Kleists "Der Boxer. Die wahre Geschichte des Hertzko Haft", (Carlsen), ab 16 
  • Die Jugendjurys entschieden sich für den bereits im Vorfeld stark gehandelten Titel "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von John Green (Hanser, ab 13). Green bedankte sich aus den USA über einen witzigen Videoclip.
Den Sonderpreis für das Gesamtwerk erhielt der Autor Andreas Steinhöfel. "Diese Bücher sind ein Ereignis. Leute, redet miteinader - das ist eine der wichtigsten Botschaften Andreas Steinhöfels. Er erzählt auf Augenhöhe mit den Kindern und Jugendlichen", würdigte die Sonderpreisjury. "Liebe Verlage, gewähren Sie anderen Autoren das Glück, sich schriftstellerisch ausprobieren und finden zu dürfen, zur Not auch über längere Durststrecken hinweg. Drücken Sie Ihren Controllern ab und zu ein Chloroformläppchen vor die Nase, fünf Jahre lang oder - Sie werden sehen: Das zahlt sich langfristig aus", sagte Steinhöfel in seiner Dankesrede unter dem tosenden Applaus der 1300 Gäste.

"Die Debatten um den Jugendliteraturpreis zeigt, wie wichtig der Preis ist", griff Stephanie Jentgens, Vorsitzende des Arbeitskreises für Jugendliteratur AKJ, den Vorstoß einer Autoreninitiative auf, die deutsche Autoren bevorzugen will. Der AKJ scheue die Diskussion um den Preis nicht und habe für November offen zu einem runden Tisch eingeladen, um konstruktiv zu debattieren.Jentgens wies auf die neue Initiative "Litranauten" hin, bei der Jugendliche andere Jugendliche für Literatur, für das Lesen, für Bücher sensibilisieren, und forderte mehr Anerkennung für die Arbeit derjenigen, die für Kinder und Jugendliche arbeiten: Daran mangele es erkennbar.

"Die nominierten Bücher laden ein zu wilden Abenteuern, thematisieren, was das Leben von Jugendlichen aktuell ausmacht oder erinnern an Vergangenes", sagte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesjugendministerium, Hermann Kues. "Ganz selbstverständlich reihen sich Bücher deutscher Autoren ein in die Werke von ausländischen Schriftstellern", machte der Staatssekretär die Haltung des Ministeriums deutlich, "die Internationalität ist ganz entscheidend: Durch sie kommt es zu einem Austausch zwischen den Kulturen, sie hat unsere Jugendliteratur spannend gemacht." 

Die Arbeit des AKJ, der sich für die Leseförderung ungemein engagiere, würdigte die stellvertretende Vorsteherin des Börsenvereins, Viola Taube, und sprach "über den schönsten Beruf, den es gibt: Ich bin Buchhändlerin." Unterstützt bei ihrem Bemühen, andere mit der Faszination des Lesens anzustecken, sah sie sich von anderen Lesern: "Leser haben ein komplizenhaftes Verhalten, man redet über gemeinsam gelesene Bücher, als würde man sich schon Jahre kennen." Der Frage, "wie wir es schaffen, Kinder fürs Lesen zu begeistern, die in dunklen Geschäften einer Modekette Schlange stehen", stellte auch die stellvertretende Direktorin der Frankfurter Buchmesse, Gaby Rauch-Kneer. Durch gelungene Lektüreangebote, wie Moderator Marc Langebeck bei der Präsentation der 30 nominierten Titel deutlich machte. Wie stark Jugendliche sich mit Büchern auseinanderzusetzen vermögen, zeigten die Vertreter der acht Jugendjurys in ihrer Performance, die das Publikum beeindruckte.