Deutsches Literaturarchiv Marbach

Ilse Aichinger-Briefe gehen ins DLA

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Rund 600 Briefe der österreichischen Schriftsetllerin Ilse Aichinger an ihre Zwillingsschwester Helga Michie hat das Deutsche Literaturarchiv Marbach erhalten.

Der Briefwechsel setzt im Juli 1939 ein, als die 17jährige Helga mit einem der letzten Kindertransporte Richtung London aufbricht, berichtet das DLA Marbach. Während Ilse Aichinger zum Schutz ihrer jüdischen Mutter in Wien bleibt, versucht Helga im englischen Exil, Aufenthaltsgenehmigungen für ihre Verwandten zu erwirken. Mit dem Kriegsbeginn im September 1939 zerschlägt sich die Hoffnung auf ein Nachkommen. Zum Wiedersehen kommt es erst Ende 1947.



Die Briefe an die Schwester sind nicht nur eindrucksvolle Dokumente in Hinblick auf Krieg, Exil und Nachkriegszeit, so das DLA weiter. Sie gewähren auch Einblick in die Entwicklung der jungen Schriftstellerin und die Entstehung ihres Romans "Die größere Hoffnung" sowie andere literarische Arbeiten. Weiter scheibt  Aichinger über den deutschen und österreichischen Literaturbetrieb, die Gruppe 47, die Bekanntschaft mit dem Dichter Günter Eich, die Ehe und die lebenslange Zusammenarbeit der beiden Künstler.

Die Korrespondenz der Schwestern, die heute noch bzw. wieder in London und Wien leben, reicht bis in die Gegenwart. 

Erworben wurde das Briefkonvolut durch die S. Fischer Stiftung, die das DLA schon 2005 beim Ankauf des Vorlasses der Schriftstellerin großzügig unterstützt hatte. Helga Michie strebte zunächst eine Laufbahn als Schauspielerin an, bevor sie sich der bildenden Kunst zuwandte. Der Briefwechsel der Zwillingsschwestern liegt nun vollständig in Marbach. Im November 2011 wurden die Schwestern 90 Jahre alt.