Die Branche in Zahlen

Buchbranche erlöst 9,73 Milliarden Euro

8. Juli 2011
von Börsenblatt
Der deutsche Buchmarkt hat sich im Jahr 2010 stabil gezeigt: Das gab der Börsenverein heute bei seinem Gespräch mit der Wirtschaftspresse im Literaturhaus Frankfurt bekannt. Demnach ist der Umsatz der buchhändlerischen Betriebe mit Büchern und Fachzeitschriften um 0,4 Prozent angestiegen – auf 9,73 Milliarden Euro.

„Wir blicken für die vergangenen Jahre auf eine konstant stabile Entwicklung zurück", sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, vor den Wirtschaftsjournalisten. Der stetige Umsatzanstieg innerhalb der Buchbranche seit dem Jahr 2003 dokumentiere den hohen Stellenwert des Buches. „Es ist fest in der Gesellschaft verankert“, betonte Skipis.  „Auf dieser Wertschätzung bauen Verlage und Buchhandel auf, entwickeln das ,Prinzip Buch‘ weiter und nutzen die digitalen Herstellungs- und Vertriebswege, um zeitgemäße Angebote zu machen“.

Noch liege der Umsatzanteil von E-Books bei einer Größenordnung von weniger als einem Prozent, doch das werde sich im laufenden Jahr sicher verdoppeln. So steige seit Jahren beispielsweise auch der Umsatz der Verlage mit Online-Diensten, 2010 um 17,2 Prozent. „Die Relevanz der digitalen Bücher wird kommen", unterstrich Skipis. Seit Jahresbeginn sei eine starke Aufwärtstendenz zu beobachten: „Auf der Branchenplattform libreka! beispielsweise haben sich die Umsätze verzehnfacht."

In Richtung Politik appellierte Skipis, „verlässliche Rahmenbedingungen auch für das E-Book zu schaffen". Die Bundesregierung ließe die Branche bislang "im Stich und tut nichts für das Urheberrecht und gegen die Piraterie". 

Jürgen Horbach, Schatzmeister und Wirtschaftssprecher des Börsenvereins, ging näher auf die Zahlen des Buchhandels ein. Profitiert von den soliden Umsatzzahlen auf dem Buchmarkt habe laut Horbach vor allem das Internet-Geschäft: 1,35 Milliarden Euro Umsatz mit Büchern wurden in Deutschland 2010 über das Internet gemacht. Das sind 14,1 Prozent mehr als im Jahr 2009 und entspricht einem Marktanteil von 13,8 Prozent. „Betroffen von dieser Entwicklung ist derzeit insbesondere der Sortimentsbuchhandel, auch wenn er mit einem Umsatzanteil von über 50 Prozent immer noch der wichtigste Vertriebsweg für Bücher ist“, so Horbach. „Der stationäre Handel durchläuft einen Lernprozess, noch nutzt er flächendeckend das Netz zu wenig für sein Geschäft.“

2010 betrug der Umsatz des Sortimentsbuchhandels 4,92 Milliarden Euro, er ging um 2,8 Prozent zurück. „Die Verlage sind gut beraten, weiterhin auf das Sortiment zu setzen", unterstrich Horbach. Weil der Abschmelzungsprozess der Umsätze nur langsam von statten ginge, habe der Buchhandel Zeit, sich umzustellen. „Die Revolution findet derzeit noch im Saal statt und nicht auf den Straßen."

„Viele stationäre Buchhändler haben noch nicht erkannt, welche Chancen ihnen das Online-Geschäft bietet“, hob Heinrich Riethmüller, Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses und Vorstandsmitglied im Börsenverein, hervor. „Sie kennen ihre Kunden nicht nur virtuell, sondern persönlich, und können diese Beziehung ohne großen Aufwand auch mit Hilfe der zahlreichen Dienstleistungen des Verbandes ins Internet übertragen. Damit haben die Buchhändler eine Ausgangsbasis, von der andere Online-Anbieter nur träumen können“, so Riethmüller. Was fehle, sei oftmals nur die Kenntnis über das Medium Internet. Hier wolle der Börsenverein Aufklärungsarbeit leisten und für eine Ausweitung der buchhändlerischen Arbeit ins Netz begeistern.

Riethmüller wies hin auf die hohen Kosten, mit denen die Buchhändler zu kämpfen hätten. Mieten, Personal- oder steigende Energiekosten – und das bei einer Umsatzrendite zwischen 0,5 und einem Prozent. Zugleich ist der Buchhandel seiner Anschicht nach „sehr vital". „Die Buchhändler sind nah an den Kunden, verfügen über eine große Stammkundschaft." Für die nächsten Jahre hält Riethmüller eine „Rückbesinnung auf die kleineren und mittleren Buchhandelskonzepte" für wahrscheinlich.

Gut war das Jahr im Buchhandel insbesondere für das Sachbuch, das seinen Umsatzanteil am Buchmarkt von 9,0 auf 10,3 Prozent steigern konnte, wie Horbach ausführte. Gleichbleibend vom Umsatzanteil her war die Belletristik (33,8 / Vorjahr: 33,8 Prozent), leicht rückläufig die Sachgruppen Kinder- und Jugendliteratur (15,2 / Vorjahr: 15,7 Prozent) und Ratgeber (13,9 / Vorjahr: 14,1 Prozent).  

Wieder starker Anstieg beim Lizenzverkauf

Leicht angestiegen ist in diesem Jahr die Titelproduktion auf 84.351 Erstauflagen (Vorjahr: 81.793 Titel). Das zeigt sich insbesondere in der Belletristik: 14.514 Titel kamen 2010 als Erstauflage auf den Markt, 2009 waren es nur 13.931. Ebenfalls angestiegen ist der Titelausstoß in der Kinder- und Jugendliteratur auf 8.082 Titel in 2010 (Vorjahr: 7.438 Titel). Leicht gegenläufig ist die Entwicklung bei den Übersetzungen. 2010 wurden etwas weniger Neuerscheinungen übersetzt als im Vorjahr: 2010 sind 11.439 übersetzte Novitäten auf den deutschen Markt gekommen, im Vorjahr waren es 11.800 Titel. 

Ein starker Anstieg zeigt sich dagegen beim Lizenzverkauf. 2010 wurden 8.191 Lizenzen ins Ausland verkauft, das entspricht einem Zuwachs von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit ist es den Verlagen gelungen, verlorenes Terrain zurückzugewinnen: 2008 und 2009 waren die Lizenzverkäufe der deutschen Verlage durch die schwindende Nachfrage bei wichtigen internationalen Partnern deutlich abgesackt. Wichtigstes Segment im Lizenzhandel ist nach wie vor das Kinder- und Jugendbuch, fast 38 Prozent aller Lizenzen wurden hier abgesetzt (Vorjahr 33 Prozent). Anders als in den Vorjahren hat bei diesem Erfolg allerdings nicht das Kinderbuch die Hauptrolle gespielt, sondern das Bilderbuch. Hier kletterte der Anteil an den gesamten Lizenzverkäufen von 10,1 auf 14,8 Prozent (2010: 1.212 Lizenzen, 2009: 637).

Alle Zahlen und Daten des Buchmarkts werden zusammengefasst in „Buch und Buchhandel in Zahlen 2011“, das vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegeben wird. Es ist im August im Buchhandel oder bei der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH zum Preis von 39,50 erhältlich, Telefon 069 / 1306-550.