Die Sonntags-um-frage

Wie halten Sie Schritt?

6. Oktober 2013
von Börsenblatt
Marktprognosen hier, Geschäftsabschlüsse da - und das fünf Tage hintereinander: Die Frankfurter Buchmesse verlangt Ausstellern und Fachbesuchern Höchstleistungen ab. Wie sie beim Messe-Marathon in Richtung Zukunft Schritt halten wollen? boersenblatt.net hat nachgefragt: Wo der Schuh drückt, wer Fersengeld gibt …

Klaus Kowalke, Buchhandlung Lessing und Kompanie in Chemnitz

"Die literarische Vielfalt und die literarische Qualität sind das A und O einer Buchhandlung. Der aufrechte Gang im Buchhandel bedeutet die Qualitätsmaßstäbe immer wieder zu heben. Boulevard wird von kleinen Sortimentern nicht erwartet, dafür gibt es Ketten und das Internet. Der aufrechte Gang während der Buchmesse gelingt guten Schuhen (Lederschuhe, braun, passend zu Anzug oder Jeans, bequem und doch elegant). Zehnstündiges Stehen im Laden bin ich ohnehin gewohnt..."

 

Anya Schutzbach, weissbooks.w-Verlegerin

"In diesem Jahr halte ichs rückwärts: Zur Abwechslung bin ich einfach einmal vor der Messe schon erkältet. Mit rasselndem Husten zwischen Sofa, Bett und Schreibtisch pendelnd, bietet dieser Tagesablauf Zeit, die Zeitungen ausführlicher zu lesen. Passend zur Sonntagsfrage lese ich da, dass Saint Laurent jetzt die Mädchen wieder von den Stilettos herunterhole; die neue Absatzhöhe überstiege keinesfalls 3-4 cm.

Der Absatz der Bücher freilich dürfte ruhig höher sein, 3-4 cm sind deutlich zu gering, da muss man ja Nebengeschäfte entwickeln! Mit dem eBook allein, dessen Absätze bei weissbooks.w zwar brav jährlich um 1 cm steigen, lassen sich noch keine Gipfel erklimmen.

Am liebsten ginge ich immer barfuß. Dazu müsste man die Messe aber in eine andere Jahreszeit verlegen, und dann am besten gleich auf den Monte Verità. Dort würden wir Bücher verlegen wie Krachts „Imperium“ oder solche über andere Helden, die der sogenannten Zivilisation irgendwann den Rücken gekehrt haben. Womit sich unser Umsatz auf einer schönen Plateausohle einpendeln würde, von der aus wir bequem herabblicken könnten in die Zukunft, aus der wir kamen.

Barfuß oder auf Plateausohlen: So hielte ich am liebsten Schritt. Denn die Zukunft liegt vermutlich in der Provinz, nicht in Berlin. Sie liegt auf dem Boden der Tatsachen, nicht in überhöhten Visionen, die man mit 17cm-Absätzen hat."

 

Daniela Filthaut, Gerstenberg-Verlagsleiterin

"Für jeden Tag ein paar Schuhe - die neueren zuerst, danach ältere und zum Schluss die in einer Nummer größer ... Nogo for Highheels! Also immer schön mit Bodenhaftung, Standfestigkeit inklusive.
Tipp: Abgeschnittene Feinstrumpfhosen leicht angefeuchtet in einem Gefrierbeutel ins Eisfach der Minibar. Am Abend kurz anziehen. Erfrischt Beine und Füße phantastisch. Füße erhalten ihre alte Schuhgröße zurück..."

 

Sabine Buss, Verlagsleiterin Random House Audio

"Ich reise immer mit wenig. Koffer schleppen ist mir ein Graus, aber auf der Messe braucht man nun mal gutes und variables Schuhwerk. Ich denke, ein Paar an den Füßen und drei im Gepäck. Zum Glück ist Köln-Frankfurt ja nicht so reiseaufwendig!

Ich habe einen markanten Schritt, liebe es schnell und weiträumig zu laufen und trete (leider) laut und fest auf. Meine KollegInnen erkennen mich immer sofort am Schritt. Definitiv keine Elfe…

So ist die Messe für mich bei zunehmender Menschenansammlung auch immer eine Herausforderung und ich suche mir Freiräume und Umwege, die ich durch Geschwindigkeit und Zielstrebigkeit nicht zu einem Nachteil werden lasse. Für mich könnten alle Messegespräche im Gehen passieren. Passt Prima: laufen, denken, sprechen…

Ich liebe schöne Schuhe, wobei ich das Glück habe, dass ich gar nicht so sehr High Heels-Fan bin, sondern Boots und markante Schuhe mag. Durch Schmerzen und Blasen haben ich früh gelernt, dass Qualität und Passgenauigkeit sich auszahlt und meine All-Time-Favorites (ACNE-Boots) besitze ich inzwischen in verschiedene Ausführungen (kommen natürlich mit zur Messe.) Gute Schuhe als Basic sind gute Freunde, da bin ich sehr treu! Und gute Socken sind der sich immer auszahlende Puffer dieser Freundschaft. Qualität und Vertrauen in die Basis muss sein.

Bei der Abendgarderobe bin ich noch nicht sicher, da die Outfits bzw. das „Abendkleid“ für den Hessischen Filmpreis noch nicht fest stehen. Dafür dann gerne auch hohe Schuhe. 10 cm schrecken mich nicht. Man muss auch mal Ereignisse schaffen und feiern können und das auch zeigen! Experimente sind toll!

Entweder mit meinen geliebten Boots, aber dann mit Stiletto-Absatz oder mit meinen pinken Margiela-Hacken! Die sind auch eine Erinnerung: ein Schnäppchen aus Manhattan rundum eine Hörbuchaufnahme mit Marie Pohl zu „Geisterreise“ im East Village ergattert."

 

Edda Fensch, zuständig für Pressearbeit und Veranstaltungen beim Ch. Links Verlag

"Die erste Frage ist: Womit oder mit wem will ich Schritt halten? Schließlich kann man auch in die Irre davonlaufen. Wenn das geklärt ist, kommt das richtige Schuhwerk ins Spiel. Drei Paar sind es zur Messe, und jedes Jahr nehme ich mir vor, mir ein Extrapaar zwei Schuhnummern größer zuzulegen, das ab dem 3. Messetag zum Einsatz kommt. Diesmal sind auch die digitalen Siebenmeilenstiefel dabei, die wiegen zum Glück nicht viel, geben aber ein schnittiges Tempo vor. Deshalb sind immer wieder Atempausen nötig, in denen ich gern auf die druckerschwarzen Wohlfühl-Treter zurückgreife."

 

Hans-Peter Übleis, Verlegerischer Geschäftsführer von Droemer Knaur

"Da ich weder auf großem Fuß lebe noch  Branchenblasen‎ liebe, gebe ich lieber Fersengeld! Ansonsten halte ich es mit Lucky Luke und versuche schneller als mein Schatten zu sein, das verschafft Sicherheit und Vorsprung!"

 

Bruni Thiemeyer, Leiterin des Matthaes Buchverlags

"Auf der Buchmesse bin ich viel in den internationalen Hallen unterwegs – immer in der Hoffnung, das eine, geniale Kochbuch zu finden, auf das die deutsche Gastronomie gewartet hat. Der Weg bis in die Halle 8 ist lang. Deshalb habe ich immer vier paar Schuhe zum Wechseln im Gepäck, allesamt Pumps mit sechs bis acht Zentimetern Absatz, weil ich nur 1,66 Meter groß bin. Ich weiß, die Schmerzen am Abend werden furchtbar sein, aber mit Birkenstocks über die Messe zu laufen, das geht gar nicht! Ein schwarzes Paar, das zu allem passt, wird am Stand deponiert, damit ich die Schuhe auch tagsüber mal austauschen kann.

Ich bin von Mittwoch bis Freitag in Frankfurt und liebe es, mich auf diesem Planeten der Bücher zu bewegen, das Tagesgeschäft drei Tage lang außen vor zu lassen. Die Möglichkeiten der Digitalisierung beobachte ich dabei sehr genau – trotzdem glaube ich, dass wir als Fachverlag für die Gastronomie ein ganz besonderes Bekenntnis zur Haptik, zum Material ablegen müssen. In der digitalen Welt ist vieles leicht und flüchtig, unsere Bücher strahlen dagegen eine Wertigkeit und Sinnlichkeit aus, die der Sterneküche entspricht."

 

Daniela Steiner, Leiterin Rechte/ Lizenzen bei Carlsen 

"Für 5 Messetage kommen 7 Paar Schuhe in den Koffer (diesmal nur bereits eingelaufene). Davon werden garantiert nur 3 getragen, wie auf jeder Messe! Allerdings müssen wir Lizenzfrauen nicht so viel laufen wie unsere armen KollegInnen im Lektorat. Unsere Partner kommen zu uns an den Stand. Der „richtige“ Schuh hebt die Moral und man bleibt auch bei kniffligen Lizenzverhandlungen „standfest“."

 

Katharina Hesse, ab 1. November neue Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst.

"Schuhe zu und durch! Ein Paar pro Tag - durchgängig am Stand stehend, durch die Hallen laufend, im Gespräch sitzend und am Abend tanzend getragen. Dabei gilt: Wie bei den von der Stiftung Buchkunst prämierten und am Stand (Halle 4.1 Q17) präsentierten Büchern, sollte auch der „Messe-Gebrauchsschuh“ hervorragend in Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung sein."