Die Sonntagsfrage

Liegt im Crowdfunding Zukunft der Finanzierung?

30. August 2015
von Börsenblatt
Je größer ein Verlag, desto größer das Programm – denkt man. Und doch finden nicht alle Ideen dort Platz. Auch dem Carlsen Verlag geht‘s so. Die Lösung: Crowdfunding. Wir haben bei Malena Brandl, Volontärin im Business Development Carlsen, zum Thema "Schwarmfinanzierung" nachgefragt.

"Der Vorteil von Crowdfunding liegt auf der Hand – die Kundschaft wird direkt angesprochen und es wird publiziert, was die Crowd sich wünscht. Was nicht angenommen wird, wird auch nicht herausgebracht. Auf diese Weise können spezielle Titel und Ausgaben realisiert werden, die aufgrund einer zu kleinen Zielgruppe und zu hoher Vorabinvestition sonst nicht möglich wären. Welcher Lektor oder Agent kennt das nicht, einen Lieblingstitel oder eine besonders schöne Ausgabe verwerfen zu müssen, weil sie im Verlagsprogramm nicht untergebracht werden kann?

Natürlich gehört es zum Verlagsgeschäft, Risiken einzugehen und auch Verluste hinzunehmen. Aber das kann immer nur in der Balance mit erfolgreichen Titeln geschehen, so dass unter dem Strich eine schwarze Zahl steht. Unsere Luxusausgaben von beliebten Comicserien und besondere grafische Produkte – für Fans absolute Schätze, insgesamt aber Nischenprodukte – blieben bei einer realistischen Kalkulation ein Traum.

Wir sehen Crowdfunding aber auch als Weg, nicht nur Lesern besondere Produkte zu bieten, sondern auch Wünsche von Autoren nach Sonder- oder Luxusausgaben zu erfüllen. Wir helfen den Autoren, wie aktuell dem Team von ,Alisik', ein solches Projekt aufzusetzen und sie bei der Umsetzung zu unterstützen.

Zudem nutzen moderne Leser heute ausgiebig die Möglichkeit, den Werdegang ihrer Lieblingstitel online zu begleiten. Sie nehmen auf Facebook am Verlagsgeschehen teil, äußern in Foren ihre Meinungen und treten in direkten Austausch mit den Redaktionen – der Carlsen Verlag bietet seinen Lesern die passenden Plattformen und begreift sich schon länger als ein dem Digitalen und der Community zugewandter Verlag. Beispiele hierfür sind bittersweet.de oder das E-Book-Imprint Im.press. Das Label Graphicatessen geht diesen Weg weiter – Carlsen will innovativ bleiben.

Die Reputation des Carlsen Verlags spielt natürlich bei hochpreisigen Titeln wie unseren Luxusausgaben auch eine Rolle – der Unterstützer kann sich darauf verlassen, nach Abschluss des Fundings hochwertige Produkte zu erhalten.

Darüber hinaus ermöglichen es uns unsere Kampagnen auf Startnext, ausgewählte Prämien im Rahmen der ,Dankeschöns' anzubieten. Carlsen produziert normalerweise keine Poster oder Kunstdrucke und bietet über die regulären Vertriebskanäle keine Originalzeichnungen an. Im Verlagsalltag vermitteln wir auch selten persönliche Treffen mit bekannten Künstlern. Das wollen wir aber gerne, um unseren Lesern etwas Neues zu bieten, etwas Exklusives.

Das Label Graphicatessen ist eine Mischung aus klassischem Buchverlag und dem Crowdfunding-Ansatz: Wir wollen das schöne gedruckte Buch zelebrieren – und zwar online!"

Über Graphicatessen:
Mit Graphicatessen startet der Verlag auf der Plattform startnext.com ein breit angelegtes Crowdfunding-Projekt für grafisch besonders hübsch gemachte Buch- und Designobjekte. Am 1. September geht’s los. Begleitend schaltet der Verlage das Blog Crowd & Rüben frei, will dort Hintergrundinformationen anbieten, Einblicke in die Arbeit der Künstler und des Graphic/atessen-Projektteams geben – und Details zu besonderen Funding-Paketen bieten. 

Mehr dazu:
Carlsen startet Crowdfunding-Projekt für Buch- und Designprodukte