Die Sonntagsfrage

"25 Jahre Jumbo – wie konnte das passieren?"

27. Mai 2016
von Börsenblatt
Ganz schön erwachsen - der Hamburger Jumbo Verlag feiert in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag. 1991 gestartet, gehört Jumbo mit 1.200 lieferbaren Titeln und bis zu 180 Novitäten pro Jahr heute zu den Großen der Branche. Wie das passieren konnte, erklären die Gründer Gabriele Swiderski und Ulrich Maske. 

Zwei Literatur-Verrückte haben an einem lauen Sommerabend in Hamburg über ihr Leben nachgedacht, ihre Erfahrungen, Kenntnisse, Fähigkeiten, Pläne. Beide haben dann von einem roten Elefanten geträumt. Und fünf weitere Verrückte überzeugt, gemeinsam JUMBO zu gründen - mit rotem Elefanten natürlich. Der musste einfach sein. Kinder greifen am liebsten zu rot, feuerwehrrot. Mögen wir auch. Und Elefanten sind einzigartig - nicht nur, weil sie vier Knie haben und einen Rüssel. Wir können viel von ihnen lernen. Jutta Bauer zeichnete unser Logo in schwarz-weiß als Outline, die Farben brachten wir ins Spiel. 

Wir waren bereits Fans vom guten Hören, unter anderem durch unsere Rundfunkarbeit. Poetisch-literarische Textinterpretationen hatten es uns angetan. Die menschliche Stimme ist das ausdrucksstärkste Instrument, kleinste Nuancen der Gefühlsregungen werden mitgeteilt. Die Seele spricht über die Stimme. Wie heißt es gleich: "Der Ton macht die Musik." Und wir wussten, wie Günter Grass, dass "der Ursprung der Literatur oral gewesen ist. Text muss auch Atem haben." Der Mensch ist sensorisch fein eingestellt. Besonders Kinder reagieren sehr fein auf Variationen der Stimmungen, der Stimme. Daran fehlte es uns vielfach in der "Unterhaltungsindustrie", im Fernsehen wurde immer stärker aufs Bild, Design, Äußerliches gesetzt. Im Hörbuch können wir uns auf das "Wesentliche" konzentrieren. Gute Sprecherinnen und Sprecher tun das Ihre hinzu. Beeindruckend in diesem Fach Katharina Thalbach, Julia Nachtmann, Barbara Nüsse, Jürgen Uter, Stefan Kaminski, Karl Menrad, um nur einige zu nennen, die unser Werk bereicherten.

Für Kinder, die häufig noch nicht lesen können, ist Hörgenuss erster direkter Zugang zu Literatur. Er erhöht die Selbständigkeit, sich durch Inhalte und Geschichten unsere und ihre Welt zu erschließen, an ihr teilhaben zu können. Wir selbst haben drei – nun erwachsene - Kinder, ausgesprochene Fans von Hören und Lesen.

Eins unserer ersten sieben Hörbücher war Gerhard Menschings "Insel der sprechenden Tiere", eine Koproduktion mit dem Rundfunk. Hier geht es um unterschiedliche Tiere, die zusammenfinden, um eine spannende Geschichte zu erleben. Sie müssen sich miteinander verständigen und erfinden bei der Gelegenheit auch noch Geheimsprachen. Ein Hörspaß für junge Kinder. Es folgte rasch Heinrich Hannovers "Der fliegende Zirkus". Unser Grundsatz "Für Kinder nur das Beste!" gilt nach wie vor. Na ja, die Erwachsenen wollen wir auch nicht benachteiligen.

Auszeichnungen haben wir vom Publikum und von Experten erhalten, zum Beispiel hr2-Hörbuch-Bestenliste, Hörkules, Preis der deutschen Schallplattenkritik. Momente, die zeigen, dass unsere Arbeit Sinn stiftet. Und doppelte Freude, wenn dann noch die ausgezeichneten Titel ein größeres Publikum erreichen wie Themen von Kirsten Boie, Marko Simsa, Cornelia Funkes Tintenwelt, "Ziemlich beste Freunde" oder "Der kleine Prinz".

Wir haben Hörbuchseminare für den Buchhandel veranstaltet und uns mit vielen begeisterten Buchhändlerinnen ausgetauscht, bei denen der Funke übersprang. Es ist wie ein Feenkuss, wenn sie, die Händler, unsere Hörbücher gern hören und weiter empfehlen. Ich möchte ihren Mut unterstützen, der "Warengruppe" Hörbuch weiterhin Vertrauen entgegen zu bringen, nach wie vor werden über 70% der Hörbücher dinglich verkauft. Die Warengruppe Hörbuch ist klein, aber solide mit einem Anteil von ca. 4-5% am Buchmarkt.

Manchmal werden wir gefragt: "Und? Momente der Reue?" Nein, nicht mehr als mit unseren andern Kindern. Und aus der Zusammenarbeit mit unseren künstlerischen Partnern sind echte Freundschaften entstanden. Stellvertretend sei hier der Millionenseller Klaus-Peter Wolf genannt, der darauf besteht, seine Audios regelmäßig bei JUMBO/Goya aufzunehmen. Wenn Sie noch wissen möchten, ob wir gern einen Wunsch frei hätte – ja. Dass Die Kinder nicht mehr Krieg, sondern Frieden spielen, und dass die Erwachsenen mitspielen. Keine Angst – spannende Bücher und Hörbücher machen wir dann weiterhin ...