Die Sonntagsfrage

"Wie läuft der Austausch mit der Verlagsindustrie, Herr Naydenov?"

25. November 2016
von Börsenblatt
Die verlagsübergreifende Plattform PaperHive will die Kommunikation zwischen Wissenschaftlern vereinfachen. Seit Mai ist das Start-up mit seinem Projekt in der Verlagsindustrie unterwegs. Wie die Kontaktanbahnung läuft und welche Erfolge bisher verzeichnet wurden, erklärt PaperHive-Gründer Alexander Naydenov.

Erstmal zu unserem Geschäftsmodell: Also PaperHive ist eine Webplattform, auf der veröffentlichte Artikel und Bücher direkt am Text online diskutiert und begutachtet werden. Wissenschaftler tauschen sich in ihren Forschungsgruppen und Communities aus, Studierende unterstützen sich gegenseitig beim Verstehen von Textbüchern und Artikeln in Seminaren und Vorlesungen. Verstreute wissenschaftliche Kommunikation wird in einen dokumentierten und zitierbaren Bestandteil der Literatur transformiert. Für Wissenschaftler und Studierende ist PaperHive kostenfrei, Verlage zahlen für die Integration ihrer Inhalte auf PaperHive eine jährliche Gebühr. Verlage profitieren von PaperHive als erste Plattform, die gezieltes Marketing innerhalb der Fachliteratur erlaubt und deren Nutzung erhöht. Kollaboratives Lesen und Benachrichtigungen motivieren zum online-Lesen.

Wie die Kontaktaufnahme mit den Verlagen verläuft? Die Atmosphäre ist jedenfalls in kaum einer anderen Branche so familiär. Egal ob wir mit Verlagen aus San Francisco, Sydney oder Berlin sprechen: wir fühlen uns immer sehr willkommen. Es ist faszinierend zu sehen, welche Ideen Verlage zur Nutzung unseres Systems haben: von Q&A-Sessions mit Autoren und Lesern bis zu Kampagnen zum Annotieren von Klassikern. Einer unserer innovativsten Partner, Language Science Press aus Berlin - bekannt für seine offen gestaltete Wissenschaftskultur - nutzt PaperHive für das Review und das Community Proofreading der sprachwissenschaftlichen Monographien und Sammelbände.

Die einzige negative Erfahrung, die wir gemacht haben, ist, dass einige Verlagswebseiten auf sehr veralteter Infrastruktur aufbauen. Auf der anderen Seite haben wir dank progressiver Mitarbeiter in traditionellen Verlagen gesehen, dass auch dort Innovationen schnell angenommen werden können. Einiges ist schon geschafft: Zu den ersten Verlagen und Repositorien, mit denen wir arbeiten, gehören u.a.  Elsevier, Language Science Press, arXiv, OAPEN. Einige Medizinverlage und einige der größten  amerikanischen Universitätsverlage wollen Anfang 2017 bei uns einsteigen.

Auch einige Kooperationen haben wir bereits geschlossen, zum Beispiel mit dem Bibliothekskonsortium Knowledge Unlatched, eine Produktintegration mit den englischen Technologie-Unternehmen Kudos und Semantico. Große Unterstützung bekommen wir unter anderem von unseren Mentoren Sven Fund, John Hammersley (Overleaf) und Prof. Dr. Liesen (TU Berlin). Es kann also losgehen: PaperHive ist seit Mai in einer offenen Beta-Phase – 2017 wird das Jahr des Kollaborativen Lesens!