Die Sonntagsfrage

"Wie kann eine Krimi-Lesereihe dem unabhängigen Buchhandel helfen, Herr Bottini?"

20. Oktober 2017
von Börsenblatt
Vom 29. November bis zum 1. Dezember touren Berliner Krimiautoren durch Berliner Krimibuchhandlungen. Ihr Motto: Das Buch wird laut! Die Reihe soll Menschen, die mit Büchern zu tun haben, aufrütteln. In der Sonntagsfrage erklärt der Krimiautor Oliver Bottini das Projekt. 

Die Antwort auf die "Sonntagsfrage" ist einfach: gar nicht. Aber das spielt keine Rolle. DAS BUCH WIRD LAUT ist als Solidaritätsveranstaltung gedacht. Autoren unterstützen Buchhändler in der aktuellen Krise, die sich für viele unabhängige Buchhandlungen allmählich als existenzbedrohend erweist.

Konkret: Renommierte Berliner Krimiautoren lesen ohne Honorar an drei aufeinanderfolgenden Abenden in den drei Berliner Krimibuchhandlungen – "totsicher", "Miss Marple", "Hammett". Eintritt 5,- Euro. Fünf Autoren pro Abend. Buchhändler, die von ihren Nöten erzählen. Ein Publikum, das unterhalten und zugleich informiert wird. Wir trinken miteinander, reden, lachen, heulen, kämpfen gemeinsam gegen den Lauf der Dinge und amüsieren uns. Mit dabei auf Autorenseite: Max Annas, Kerstin Ehmer, Stephan Hähnel, Elisabeth Herrmann, Susanne Kliem, Oliver Ménard, Thomas Nommensen, Matthias Wittekindt, dazu die Organisatoren Rainer Wittkamp und ich. Der/die eine oder andere mag noch dazustoßen. Das genaue Programm steht auf www.dasbuchwirdlaut.de.

Der Lauf der Dinge: die aktuelle Krise des Buchhandels, die ungefähr im Januar 2017 begonnen hat und eher eine heimliche Krise zu sein scheint. Die Statistiker und die Branchenverbände scheinen sie nicht zu kennen. Man relativiert. Der Herbst mit starken Titeln und das Weihnachtsgeschäft stünden ja bevor. Das Gemunkel auf vielen Fluren klingt anders.

Sandra Kegel hat in der FAZ darüber geschrieben (wie belastbar ihre Zahlen und Beispiele sind, sei dahingestellt). Thomas E. Schmidt hat in der ZEIT die mögliche Krisenursache gleich mitgeliefert: "Gut gemachte Serien auf Sky oder auf Netflix stillen den Hunger nach Erzählstoffen und scheinen das Wort Buch aus den Hirnen zu radieren." (12.10.17, "'Feigheit führt nicht weiter'") Verlagslektoren blicken betroffen, wenn man sie nach Taschenbuchzahlen fragt. Ein befreundeter Buchhändler sagt: "Seit Januar kommen dreißig Prozent weniger Kunden rein. Wenn sich die Situation nicht ändert, muss ich in ein paar Monaten über Konsequenzen nachdenken." Cornelia Hüppe von "Miss Marple" hat im Juli auf Facebook gepostet: "Die Zahlen meiner Kunden sinken beinahe monatlich. Kollegen aus den unterschiedlichen Bereichen bestätigen diesen Trend."

Ihr Brandbrief war der Anlass für DAS BUCH WIRD LAUT. Wir Autoren verdanken den Buchhandlungen so viel – dann lasst uns jetzt etwas zurückgeben. Lasst uns helfen, auch wenn wir nicht wirklich helfen können. Etwas können wir tun - Menschen, die mit Büchern zu tun haben, aufrütteln. Autoren, Buchhändler, Leser, Rezensenten, Verlagsleute. Jeder kann sein Scherflein dazu beitragen, dass unsere große Buch- und Buchhandelskultur auch diese Krise überlebt. Wie Diogenes-Verleger Philipp Keel im Interview mit der FAZ (13.10.17, "Worüber geschwiegen wird") sagt: "Diese Zeiten erfordern eine Art Rebellion, und darin liegt viel Potential." DAS BUCH WIRD LAUT soll auch ein Weckruf sein, darüber nachzudenken, wie diese Rebellion aussehen könnte.

Eines jedenfalls ist klar: Sie muss rasch kommen.