Die Sonntagsfrage

"Wie produktiv ist die Ideenfabrik der Indies, Frau Reif-Ruppert?"

9. Februar 2018
von Börsenblatt
Mehr voneinander erfahren, Ideen austauschen, gemeinsam kreativ werden - dafür steht die gemeinsame Ideenfabrik der IG unabhängige Verlage und unabhängiges Sortiment, die am 3. März wieder im Frankfurter Haus des Buches stattfindet.  Rosemarie Reif-Ruppert, Inhaberin der Gostenhofer Buchhandlung in Nürnberg, war beim letzten Mal dabei. Sie erklärt in der Sonntagsfrage, ob sich die Teilnahme lohnt.
"Wir Kleinen haben ja alle ähnliche Probleme"

Ich gucke ganz gern mal über’n Tellerrand. Man wuselt ja im Alltag immer so vor sich hin und zu sehen, was die anderen so treiben finde ich inspirierend. Wir Kleinen haben ja alle ähnliche Probleme, ein Austausch zeigt einem dann, dass man nicht allein dasteht, die Kollegen mit den gleichen Problemen kämpfen.

Den Austausch mit den unabhängigen Verlagen fand ich besonders interessant. Wenn man erfährt wie die andere Seite tickt, bekommt man für Vieles ein neues Verständnis. Und man kann mal ganz informell Dinge ansprechen, mit denen man sich so herumschlägt: Die leidigen 99-Cent-Preise waren letztes Jahr z.B. Thema und auch die oft als zu niedrig empfundenen Verkaufspreise.

"Werbemittel oft sofort ins Altpapier"

Das Entsetzen der Verlage war letztes Jahr groß, als sie erfahren mussten, dass viele ihrer teuren Werbemittel und Plakate, die unaufgefordert den Buchlieferungen beiliegen, oftmals im Sortiment sofort im Altpapier landen, weil sie nicht für alle Buchhandlung brauchbar sind.

Da fand ich die Idee des DuMont-Buchverlags toll: das Plakat zum Lieblingsbuch (gerollt, nicht geknickt!), das man gerade bewerben möchte, kann mit eigenen Texten versehen werden. So ist es passgenau auf die eigene Buchhandlung zugeschnitten und unterstreicht ihre Individualität.

Ich habe viele Anregungen mit nach Hause gebracht und auch so einiges umgesetzt. Die wirksamste Idee war die Vorstellung eines Kundenmagazins, das der Gmeiner-Verlag für Sortimente anbot: Gestaltung, Satz, Druck hat der Verlag realisiert, wir konnten unsere eigenen Inhalte und die Idee des Covers umsetzen.


"Ungeheuer wirksames Kundenmagazin"

Jeder aus unserem Team hat die jeweiligen Lieblingstitel für das Weihnachtsgeschäft ausgesucht und betextet. Die ganz persönlichen Buchempfehlungen mit den Konterfeis der Mitarbeiterinnen wurden ergänzt von einem Interview mit dem homunculus-verlag und der Vorstellung der Büchergilde Gutenberg. Das Cover-Foto hat uns eine befreundete Künstlerin zur Verfügung gestellt.

So ist ein ungeheuer wirksames, weil sehr persönliches Werbemittel entstanden, das unsere Kunden begeistert aufgenommen haben. Die Ausgaben haben sich ganz schnell amortisiert und wir arbeiten gerade schon an der Frühling/Sommer-Ausgabe.

"Ideen für mehr Sichtbarkeit"

Diese kreative Auszeit - mal raus aus den eigenen vier Wänden und sich mit Gleichgesinnten austauschen - kann ich nur jedem empfehlen, der offen ist für Anregungen und neuen Schwung ins Geschäft bringen will. Und da die Teilnahme für IGUS- und IGUV-Mitglieder kostenlos ist, schlagen ja nur die Fahrkosten zu Buche.

Ich fahre heuer wieder nach Frankfurt, denn die Probleme, die Verlage wie Sortiment betreffen, gehen uns ja (leider) nicht aus, denken Sie bloß an die neue EUDatenschutzVO oder den Leser- bzw. Käufer-Schwund.

Dieses Mal soll es unter anderem darum gehen, wie die Unabhängigen gemeinsam mehr Sichtbarkeit erzielen können. Da werden wir neue Ideen brauchen und vielleicht hat ja einer der Kollegen schon interessante Ansätze ausprobiert – ich bin gespannt!