Die Sonntagsfrage

Wie schafft man es, in New York auf deutsche Literatur aufmerksam zu machen?

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Weit mehr als 100 Kulturveranstaltungen finden jeden Tag in New York City statt, und das German Book Office mischt mit. 15 Jahre alt ist dieses Informationsbüro der Frankfurter Buchmesse im Big Apple gerade geworden - Grund genug, um Riky Stock zu fragen, wie sie mit ihrem Team deutschen Literaten einen Platz im kulturellen Leben New Yorks sichert.

In einer Metropole wie NYC muss man eng mit Partnern zusammenarbeiten und auf große Projekte setzen, um sich Gehör zu verschaffen – wir arbeiten eng mit Partnerinstitutionen wie dem Goethe-Institut, dem Austrian Cultural Forum und dem Deutschen Haus an der New York University zusammen. Inzwischen können wir sagen, dass unsere Kooperation Früchte trägt: Das Festival Neue Literatur etwa, das Ende Februar 2014 zum 5. Mal stattfindet, ist mittlerweile etabliert. Fünf Lesungen und Veranstaltungen finden in der Festivalwoche an ganz unterschiedlichen Orten statt, 2013 hatten wir 500 Besucher.

Erstmals wurde in diesem Jahr der Friedrich Ulfers Preis verliehen, der eine Person ehrt, die sich in besonderer Weise um die Vermittlung deutscher Literatur in den USA verdient gemacht hat. Der Preis verleiht dem Festival Prestige und zieht renommierte Persönlichkeiten aus der Verlagsszene an. In diesem Jahr ging der Preis an die Verlegerin und Literaturübersetzerin Carol Janeway von Alfred Knopf, die unter anderen Daniel Kehlmanns Romane ins Amerikanische übertragen hat. 2014 erhält ihn Sarah Bershtel   von Metropolitan Books, die amerikanische Verlegerin von Herta Müller.

Dann ist die Zeitschrift „new books in german“ (nbg), die für die britische Verlagsszene gegründet wurde, dank unserer US-Jury und den Aktionen und Veranstaltungen, die wir in Namen von GBO und nbg in New York durchführen, ein wichtiges Instrument, um in Nordamerika für deutsche Literatur zu werben. Ferner richten wir uns mit einer Nonfiction Rights List gezielt an amerikanische University Pressen: Hier stellen wir Sachbücher vor, die von Geisteswissenschaften International ausgewählt wurden. Darüber hinaus promoten wir deutsche Kinderbücher in enger Zusammenarbeit mit der Frankfurter Buchmesse.

Auch mit einem Austausch kann man auf deutsche Literatur aufmerksam machen. So hat das GBO mittlerweile Lektorenreisen zu unterschiedlichen Themen durchgeführt und auf diese Weise deutsche und amerikanische Lektoren miteinander verknüpft, deutschen Rechteabteilungen geholfen, den Weg zu ebnen und amerikanischen Verlagen die deutsche Kultur und Literatur nahegebracht.

Wichtig für den Erfolg im Ausland ist natürlich die Zusammenarbeit mit Partnern in Deutschland, die finanzielle Unterstützung des Auswärtigen Amts, der Einsatz der Frankfurter Buchmesse und der regelmäßige Austausch mit den anderen Auslandsbüros.  Lektorenreisen werden übrigens von all unseren Auslandsbüros durchgeführt: Moskau setzt 2014 auf literarische Verlage, New Delhi bietet ein Programm für Young Professionals an und Bejing wirbt für deutsche Literatur in China, in dem es Lizenzbörsen veranstaltet und deutsche Lektoren mit den Regeln des chinesischen Buchmarkts vertraut macht.