Die Sonntagsfrage: Kolja Bedürftig

Welches Potenzial haben angereicherte E-Books?

15. Mai 2011
von Börsenblatt
Manche Beobachter meinen, dass E-Books erst dann ihre volle Wirkung entfalten können, wenn sie mit multimedialem Content und interaktiven Elementen angereichert werden. Welche Rolle "enhanced" oder "enriched" E-Books künftig spielen können, beantwortet Kolja Bedürftig, Prokurist des ABW Wissenschaftsverlags in Berlin.
Ich sehe eine Analogie zwischen den „Multimedia-CD-ROM-Projekten“, die in den späten 90ern gehypt wurden und den "enhanced" E-Books. Problematisch sind heute wie damals die Produktionskosten, die schnell den Rahmen sprengen können.
 
Schon bei einfachen EPUB-Dateien, die einen gewissen Anspruch an das Layout erfüllen sollen, besteht aktuell das Problem, dass für verschiedene Plattformen optimiert werden muss. Alternativ suche man vergnügt nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner …
 
Wenn Videos oder Interaktion integriert werden sollen, kommt man zur Zeit nicht an der App-Entwicklung vorbei. Hier gilt, was Joachim Graf von iBusiness.de einmal gesagt hat: "Es müsste für mindestens ein halbes Dutzend verschiedene App-Stores entwickelt werden. Das können nur die wenigsten Entwickler. Vor allem: Es ist endlos teuer."
 
Fachverlage, die Texte mit Videos, Wissensquiz und mehr anreichern, könnten in Führung gehen, wenn sie eine Plattform zur Verfügung haben, die das bei vernünftigen Kosten möglich macht. Das weiterentwickelte Format EPUB 3.0, das auf HTML5 basiert, kann die Lösung sein. Die Produktion ist dann browserorientiert, und somit würde die plattformabhängige Optimierungsarbeit entfallen. Das bedeutet, dass Webanwendungen künftig alles beherrschen werden (oder bereits tun), was jetzt einzelne Apps erledigen.
 
Ich wünsche dem, der Filme nicht erst teuer produzieren muss und einfache Ideen zur Interaktion günstig umsetzen kann, zahlungswillige Kunden – einem Erfolg von enhanced E-Books stünde dann auch kurzfristig nichts mehr im Wege.