Die Urheber

Argumente statt Mailbomben

26. Februar 2015
von Börsenblatt
"Ein Internet ohne Urheber würde allmählich in den Zustand der Entropie übergehen", schreibt Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen in seinem Kommentar.

Die Urheber haben in diesen Tagen keinen leichten Stand. Ihren tausendfachen Appell, das geistige Eigentum zu achten, beantworten Protagonisten des "freien Netzes" mit Cyberattacken oder schlicht mit der lapidaren Behauptung "Ihr seid nicht mehr systemrelevant!". Drohung, Repression oder begriffliche Auslöschung treten an die Stelle eines Dialogs, wie er in einer offenen Gesellschaft geführt werden sollte – und an dem sich zum Glück viele mit Argumenten und nicht mit "Mailbomben" beteiligen.

Dass die Urheber so zur Zielscheibe von Kritik und gar Hass geworden sind, hat Gründe. Künstler und Autoren werden zu Prügelknaben, weil sie mit den Defiziten des Urheberrechts identifiziert werden oder weil sie als Feigenblatt einer "Verwertungsindustrie" gelten, die angeblich die Freiheit im Netz bedrohe.

Doch die Ursache der Wut gegen den "Urheber" sitzt noch tiefer: Der Gedanke der Urheberschaft selbst wird als überflüssig betrachtet, als überholtes Konzept, das es zu eliminieren gilt. Die Piratin Julia Schramm, selbst Buchautorin, behauptet, Künstler seien nur "›Filter‹ für das, was in der Welt ist und allen gehört". Wäre es so, käme nichts Neues in die Welt und damit auch nicht ins Netz. Ein Internet ohne Urheber würde allmählich in den Zustand der Entropie übergehen.

Der Umgang einer Gesellschaft mit ihren Künstlern ist ein Gradmesser ihrer Freiheit. Doch was ist Freiheit? Schrankenloses Handeln? Oder hat es nicht auch mit Verantwortung zu tun? Mit Respekt vor dem anderen und vor seiner schöpferischen Leistung? Selbsternannte "Befreiungshelden", die Künstler mit totalitären Methoden diffamieren und einschüchtern wollen, kann eine offene Gesellschaft jedenfalls nicht tolerieren.

Zu hoffen bleibt, dass die Besonnenen sich in der Urheberrechtsdebatte durchsetzen. Um die Gestalt des Urhebers ist mir nicht bang. Sie wird bleiben – während die "Systeme" kommen und gehen.