Diebstahlbarometer für den Einzelhandel

Langfinger verursachen Milliardenverluste

3. März 2015
von Börsenblatt
Der Einzelhandel in Deutschland hat 2013 rund 4,7 Milliarden Euro durch Warenschwund verloren − das entsprach 1,1 Prozent seines Umsatzes. Ermittelt hat diese Werte das "Globale Diebstahlbarometer 2013/2014" der Londoner Marktforscher "The Smart Cube".

Dabei hätten die meisten Einzelhändler in den 24 untersuchten Länder (davon 16 europäische) einen leichten Rückgang des Warenschwunds gemeldet − wegen verbesserter Abwehrmaßnahmen und einer "entspannteren wirtschaftlichen Situation".

Klein, teuer, schnelldrehend

Gestohlen werde, so ein weiteres Ergebnis der Studie, "was klein und teuer ist und schnell weiter verkauft werden kann" − so etwa insbesondere Modeaccessoires und Schmuck, Elektrowerkzeuge, Mobiltelefone und -zubehör sowie Make-up-Artikel. Aber auch Weine und Spirituosen sowie Frischfleisch und Delikatessen.

Laut Auskunft des Instituts wurde der Buchhandel nicht als eigene Branche mit einbezogen. In einzelnen anderen Kategorien, etwa Warenhäusern, können jedoch Händler enthalten sein, die auch Bücher anbieten, hieß es auf Anfrage. In den berücksichtigten europäischen Ländern beispielsweise betrug die Schwundquote bei Warenhäusern 2013 im Schnitt 1,98 Prozent, bei Non-Food-Einzelhändlern 1,12 Prozent.

Vor allem im anstehenden Weihnachtsgeschäft haben Ladendiebe Hochkonjunktur: 

  • 63 Prozent der europäischen Einzelhändler geben laut Diebstahlbarometer an, dass sie in der Weihnachtszeit den höchsten Warenschwund feststellen.

Für den Einzelhandel in Deutschland summierten sich der Studie zufolge die Verluste durch Diebstahl auf 4,7 Milliarden Euro oder 1,1 Prozent des Umsatzes. Mit dieser Schwundrate liegt Deutschland unter dem europäischen Durchschnitt von 1,13 Prozent (europäischer Durchschnitt 2012: 1,27 Prozent). Zum Vergleich: Die weltweite Schwundquote lag im Schnitt bei 1,29 Prozent.

Für die Verluste hierzulande waren laut Studie verantwortlich:

  • zu 37,6 Prozent der Ladendiebstahl
  • zu 35,4 Prozent Kosten durch unehrliche Mitarbeiter
  • zu 22,1 Prozent administrative Fehler
  • zu 4,9 Prozent unehrliche Lieferanten.

Der deutsche Einzelhandel schneide im Ländervergleich recht gut ab, so die Marktforscher, weil die Händler ihre Präventivmaßnahmen auch auf Produkte der unteren Preisklasse ausgeweitet hätten. Am häufigsten werden dabei elektronische Sicherungssysteme eingesetzt. Insgesamt wende der deutsche Handel im Kampf gegen den Warenschwund 0,82 Prozent seines Umsatzes (3,5 Mrd. Euro) auf.

Zur Studie

"Das Globale Diebstahlbarometer 2013/2014" wurde vom Marktforschungsinstitut "The Smart Cube" (London) unter Mitwirkung von Einzelhandelsanalyst Ernie Deyle erstellt. Herausgeber ist Checkpoint Systems. Grundlage sind Befragungen von 222 Einzelhändlern in 24 Ländern, die 2013 einen Umsatz von insgesamt über 560 Milliarden Euro erwirtschaftet haben. Die Befragungen wurden der Mitteilung zufolge sowohl anhand telefonischer Tiefeninterviews als auch anhand von schriftlichen, quantitativen Interviews durchgeführt. Die Zahlenangaben in der Studie beziehen sich auf den Zeitraum Januar bis Dezember 2013.