Keine Schublade
"Transfer it" war am Freitag in München das Motto der ersten DICO, kurz für Direttissima – the Conference. Wer als einer der - nach Angaben der Veranstalter - 300 Besucher dabei war, kann sich zumindest Offenheit auf die Fahne schreiben, denn die Speaker waren ebenso wie die Themen bunt gemischt und ließen sich auch mit größter Mühe in keine Schublade pressen. Mit dabei waren für die Branche fremde Gesichter wie der Twitter-Philosoph Eric Jarosinski, besser bekannt als @NeinQuarterly (Thema: "Not doing it right"), Abenteurer Stefan Glowacz ("Abenteuer Unternehmen"), aber auch alte Bekannte wie Social-Web-Ranger Wibke Ladwig ("Die digitale Welt als Bühne") oder Netzwerkkünstler Leander Wattig ("Mit Vernetzung Zukunft gestalten").
Das Publikum war – recht typisch für digitale Formate – jung und vor allem online-affin, wie auch die Twittertrends belegten, die am Freitag vom Hashtag #dico16 beherrscht wurden. Doch was brachte die Konferenz – eine weitere von vielen in dem ohnehin schon massenhaft stattfindenden Fachveranstaltungen? Inhaltlich wohl zunächst erstmal die Erkenntnis, dass Snapchat langsam aber sicher auch Deutschland erobert, kaum ein Talk kam ohne den Hype um den Instant-Messaging-Dienst aus – und auch in der Pause wurde über den Sinn und Unsinn des Messengers diskutiert.
Empathie und Technologie
Darüber hinaus stellte die DICO allerdings vor allem das Menschliche in den Vordergrund. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, kam beim Publikum gut an. Die insgesamt 17 Speaker, die dem Publikum in 15 Sessions ihr Wissen und vor allem ihre Erfahrungen weitergaben, zeigten sich erstaunlich nahbar, berichteten von Herausforderungen. Es läuft eben auch im Digitalen nicht immer alles glatt. Dabei war die Mischung zwischen männlichen und weiblichen Rednern genauso ausgewogen wie das Publikum. Die Zeiten, in denen digitale Fachkonferenzen überwiegend von Männern besucht wurden, sind längst passé.
Positives Fazit
Für Organisator Felix Wegener und sein Team (Janet Oniuwe, Jasmin Kohlmayer, Sarah Elise Bischof, Insa Heegner und Vedat Demirdöven sowie Co-Moderatorin Meike Vetter) war die Veranstaltung ein voller Erfolg: "Die intensive Arbeit in den vergangenen vier Monaten, in denen wir auch mit kleineren Rückschlägen zu kämpfen hatten, hat sich für uns auf jeden Fall gelohnt. Wir haben es geschafft, dass die Menschen uns und unserem Format Vertrauen schenken und konnten hochkarätige Speaker und Partner wie zum Beispiel Microsoft oder Bonnier Media Deutschland, aber auch die entsprechenden Teilnehmer gewinnen", so Wegener. Christian Schumacher-Gebler, CEO Bonnier Media Deutschland, ermutigte am Abend zuvor Organisatoren und Redner und lobte sie für das Engagement, dem sich auch Buchhändlerin Claudia Wagner im Nachhinein anschließt:
"Das schöne an der Direttissima ist, dass ich viele bekannte Gesichter getroffen habe, es aber keine Insiderveranstaltung war, wo sich ein kleines elitäres Grüppchen vermauschelt und auf die Schulter geklopft hat, sondern - ähnlich wie bei den Rednern - ein bunter Mix aus vielen Bereichen zusammenfand und große Offenheit und Gesprächsbereitschaft untereinander stattfinden konnte."
Wegeners Fazit fällt positiv aus, er macht aber deutlich: "Ich hätte mir doch den einen oder andern Teilnehmer aus der Buch- und Verlagsbranche mehr gewünscht. Es geht darum, auf solchen Veranstaltungen zu partizipieren. Dabei lasse ich das Argument 'fehlende Zeit' nicht gelten. Wir möchten nachhaltig etwas in der Branche bewegen und Veränderungen begleiten und anstoßen, die unvermeidbar sind. Hier sollte es mehr Interesse an der Zukunft der eigenen Branche geben."
Im neuen Jahr wird es dafür wieder die Chance geben, denn bereits jetzt steht fest, dass die DICO in die zweite Runde geht. Erste Speaker haben bereits zugesagt. Dank der detailverliebten Organisation können die Talks in den nächsten Tagen auf Youtube und der Konferenz-Website angeschaut werden. Wann es soweit ist, erfahren Interessenten auf der Facebookseite der Direttissima. Dann wird auch klar, warum ein Bergsteiger und die Geschichte eines fehlenden Löffels durchaus eine Daseinberechtigung auf solch einer Konferenz für die Buchbranche haben.
Ich habe mir die Einladung mehrfach durchgelesen, konnte aber nicht erkennen, was diese Konferenz mit unserer Branche (das wären zur Erinnerung: herstellender und verbreitender Buchhandel) zu tun haben soll, außer dass der BöV als Sponsor mit drin hängt...
danke für Ihr Feedback.
Schade, dass wir Sie nicht für die #Dico16 begeistern konnten.
Als digitale Fachkonferenz war es eine unserer Prämissen, uns über den Rand der Buch- und Medienbranche zu wagen und zu schauen, wie die digitale Entwicklung und digitale Ideen in anderen Branchen und von Individuen aufgegriffen und nach vorne gebracht wird.
Wir haben uns für verschiedene Speaker entschieden, deren wir Ideen, Projekte und Erfolge wir für überzeugend halten und von denen wir glauben, dass sie auch unsere Branche bereichern können.
So lautete auch unser Motto "Transfer it!" und wir hoffen, dass die Teilnehmer angeregt durch den bunten Mix an Vorträgen persönlich bereichert wurden, aber auch für ihre beruflichen Projekte und Aufgaben Ideen für neue, individuelle, kreative und "echte" Lösungen und Ideen aufgreifen konnten - auch oder vor allem im Bereich des gestaltenden, herstellenden und verbreitenden Buchmarktes.
Vielleicht hilft Ihnen auch dieser Nachbericht weiter, zu verstehen, was wir mit unserem Ansatz erreichen wollten und unserer Meinung nach auch geschafft haben:
http://pr-blogger.de/2016/04/27/direkt-zum-gipfel-mit-der-premiere-der-direttissima/
Vielen Dank für Ihr offenes Feedback,
Sarah Elise Bischof
Direttissima