Doppel-Gastspiel von Folkert Roggenkamp & Susanne Hellmann zum VLB-TIX

Reif für den Wechsel

25. Mai 2016
von Börsenblatt
Die digitale Vorschau kommt, manchen geht der Aufbau einer Branchenlösung jedoch zu langsam. Liegt's am Buchhandel – oder an den Verlagen? Und warum braucht man VLB-TIX überhaupt? Zwei Meinungen.

Die digitale Vorschau greift tief in Routinen, Gewohnheiten und Arbeitsweisen im Sortiments­buchhandel wie auch in den Verlagen ein. Sie verändert Prozesse und Entscheidungswege – und stellt die gesamte Branche vor große Herausforderungen.
Wer derlei Veränderungen nicht mag, wird sich zukünftig so schwertun wie einst beim Wechsel vom gedruckten VLB auf die CD- und Onlineversion oder wie bei der Einführung des "Vertreterlaptops" anstelle der mehrseitigen Bestellformulare mit Durchschlag. Beides ist heute nicht mehr wegzudenken und die Attraktivität des deutschen Buchhandels basiert genau auf dieser Innovationskraft.
Die digitale Vorschau hat gegenüber der gedruckten Vorschau so unabweisbare Vorteile wie die Onlinekataloge der Barsortimente gegenüber den dickleibigen Verzeichnissen vergangener Jahrzehnte – und genau wie diese wird sie sich durchsetzen. Fraglich ist nur, ob die Buchbranche es schafft, sich auf eine Branchenlösung zu einigen, oder ob es je Verlagsgruppe, Verlag oder Auslieferung unterschiedliche Systeme, Schnittstellen und Oberflächen geben wird.
Hier ist der Buchhandel aufgefordert, sich aktiv und kritisch an der Entwicklung zu beteiligen: Als bevorzugte Nutzer sind es die Buchhändler, die sich mit der Handhabbarkeit der digitalen Vorschau vertraut machen und Schwächen und Nachteile reklamieren müssen.
Wer jetzt abwartet, bis VLB-TIX irgendwann einmal aus­gereift ist, riskiert, dass sich die Verlage von der Branchen­lösung zurückziehen und eigene Tools entwickeln. Denn: Die Teilnahme an VLB-TIX ist nicht für kleines Geld zu haben. Verlage, die sich hier mit mindestens vier- bis hohen fünfstelligen Beträgen engagieren, tun das auf Widerruf, sofern der Buchhandel mit Unwillen und Indifferenz reagiert.

  

  

  

Als Branchenlösung ist VLB-TIX für uns als Buchhändler sehr nützlich. Damit das digitale Titelinformationssystem aber wirklich zum Erfolg wird, müssen sich möglichst viele Verlage daran beteiligen und es mit ­Inhalten füllen. Wenn wir Buchhändler – und letztlich alle in der Branche – von der Umstellung auf die digitale Vorschau profitieren sollen, brauchen wir Input von allen.
Warum uns das so am Herzen liegt? Aus meiner Sicht bietet VLB-TIX dem Handel klare Vorteile:

  • eine organisatorische Zeitersparnis. Sammeln, vorsortieren, bündeln und den Umlauf der Vorschauen durch die Abteilungen abwickeln – das alles fällt weg;
  • eine effizientere Steuerung der Einkaufsprozesse. Verschiedene Disponenten können gleichzeitig einen Titel bearbeiten. Darüber hinaus überzeugen uns die Filtermöglichkeiten nach Themen für unterschiedliche Dispositionsbereiche;
  • ein verbesserter Informationsfluss. VLB-TIX bietet Funk­tionen wie Merklisten und Kataloge, die einen schnelleren Austausch unter den Mitarbeitern ermöglichen. Auch unsere Marketingabteilung erhält schnelleren Zugriff auf Mediadaten. Zudem werden die Schnittstellen zwischen den Buchhändlern, Verlagen und Vertretern optimiert. Die Buchhändler können sich umfassender über Titel informieren, etwa mit Buch­trailern, Leseproben oder Blick-ins-Buch-Funktionen. Die Verlage können Einkaufstrends schneller erkennen und die Vertreter sind in der Lage, ihre Besuche gezielter vorzubereiten;
  • eine bessere Kundenberatung. In der Thema-Klassifikation sehen wir große Verbesserungschancen bei Titelrecherchen;
  • eine Schonung der Ressourcen und der Portokasse. Die Reduzierung oder der Wegfall der analogen Vorschauen spart Papier und Versandkosten.