Douglas-Hauptversammlung gibt grünes Licht für den Rückzug von der Börse

Im Sommer ist Schluss

29. Mai 2013
von Börsenblatt
Die Douglas Holding kann Abschied von der Börse nehmen: Bei der Hauptversammlung in Hagen haben die letzten Kleinaktionäre dem Plan heute zugestimmt – allerdings nicht ohne vorher eingehend ihre Bedenken zu äußern. Schon im Juli könnte Schluss sein mit Börsenpflichten und Öffentlichkeitsdruck.
Das wichtigste Thema auf der Tagesordnung stand unter Punkt 6: der Ausschluss der Minderheitsaktionäre. Schon am Morgen, auf dem Weg zur Stadthalle, hörte man im Bus manche von ihnen leise murren. Vor allem jene, die einst mehr als 38 Euro je Aktie bezahlt haben - mit diesem Betrag soll ihnen nun der Abschied versüßt werden. Bitter aufgestoßen ist manchen auch, dass sie wegen der kostspieligen Restrukturierung von Thalia bei der Dividende diesmal leer ausgehen. Ausgerechnet diesmal, zum Abschied.


Die Ziele der Beauty Holding Two GmbH

Dabei war schon zu diesem Zeitpunkt klar: Viel erreichen konnten sie als Kleinaktionäre mit ihren Fragen und Argumenten ohnehin nicht mehr. Nur noch minimale 3,83 Prozent der Douglas-Aktien befinden sich im Streubesitz – die Beauty Holding Two GmbH besitzt die Mehrheit und hat damit auch das Recht, den Ausschluss der Kleinaktionäre zu verlangen. Die Beauty Holding Two wird getragen von Advent International (zu 80 Prozent) und der Familie Kreke (20 Prozent), sie ist mit gut 96 Prozent längst Hauptgesellschafter.

Heute sollte nicht die Zukunft von Douglas entschieden werden, sondern wann der neue Hauptgesellschafter den Handelskonzern von der Börse nehmen, in ruhigere Fahrwasser und nach vorne bringen kann.

Die Minderheitsaktionäre akzeptieren das Angebot  

Die Entscheidung darüber fiel am Nachmittag, nach einer Generaldebatte, die sich über Stunden hinzog. Zunächst zögerten die wenigen verbliebenen Kleinaktionäre noch, einige argumentierten, sie sähen sich hinausgedrängt, manche klagten auch darüber, 38 Euro je Aktie sei als Barabfindung einfach nicht genug.

Das Ergebnis des Hin und Her in Hagen: Mit einer Mehrheit von 99,9375 Prozent der anwesenden, stimmberechtigten Teilnehmer gab die Hauptversammlung Douglas und Advent schließlich den Segen – die Minderaktionäre akzeptierten auch die von Beauty Holding Two angebotenen 38 Euro pro Aktie.

Im Juli wird der Börsenhandel eingestellt

Das weitere Procedere ist bereits beschlossen. Im Wortlaut von Douglas: "Der Ausschluss der Minderheitsaktionäre wird mit Eintragung in das Handelsregister wirksam. Diese wird frühestens für Anfang Juli erwartet. Nach erfolgter Eintragung wird der Börsenhandel in DOUGLAS-Aktien kurzfristig eingestellt und die Zulassung der Aktien zum regulierten Markt widerrufen werden."


Henning Kreke: "Ein Vorstand voller Tatendrang und Optimismus"

Advent International ließ sich heute nur einmal sehen – als es darum ging, den Antrag für die 38-Euro-Abfindung zu stellen. Den Part, in die Zukunft zu schauen, übernahm Henning Kreke selbst. Denkbarer Grund: Er wollte die Gelegenheit der letzten Hauptversammlung des Konzerns nutzen, um noch einmal zu demonstrieren, wer im Haus weiterhin und zuallererst das Sagen haben wird.
    
"Gemeinsam mit unserem Partner Advent International wollen wir die Douglas-Gruppe für die Herausforderungen der Zukunft rüsten - unabhängig von der Börse und dem sonstigen komplexen Regelwerk für börsennotierte Unternehmen und anabhängig von Quartalsberichten!", ließ Kreke die rund 140 anwesenden Aktionäre wissen. "Diese Aussicht erfüllt uns – und da spreche ich für den gesamten Vorstand – mit Tatendrang und Optimismus, denn wir stehen vor einer neuen Ära."

Thalia bekommt Zeit

Rückfragen von den Aktionären zum Umbau bei Thalia beantwortete Kreke mit Fakten, die bereits aus dem Geschäftsbericht bekannt sind. Zum Beispiel, dass:  

  • die Restrukturierung noch laufe, und zwar wie geplant – mit dem Ziel, nachhaltig die Ergebnisse bei Thalia zu sichern und zu verbessern. Ingesamt, so Kreke, komme man gut voran
  • die Restrukturierungskosten ordentlich aufs Ergebnis gedrückt haben. Im Rahmen des Restrukturierungsprogramm mussten 90,2 Millionen Euro auf Geschäfts- und Firmenwerte abgeschrieben werden    
  • durch die Flächenreduzierung in den letzten zwei Jahren weniger als fünf Prozent der Fläche weggefallen sei
  • Thalia heute 85 Prozent seiner Umsätze stationär erwirtschafte, den Rest via Web.


Ein Teil der Zukunft – sowohl von Thalia als auch von Douglas insgesamt – soll sich im Internet abspielen. Douglas werde sich als Multichannel-Händler neu profilieren, das betonte Kreke in Hagen mehr als einmal. 2013 hat er dafür im Vorstand auch einen neuen Aufgabenbereich geschaffen und Nicholas C. Denissen nach Hagen geholt. Der Bereichsvorstand E-Commerce kommt, wie berichtet, von Amazon. Seine erste und wohl auch letzte öffentliche Douglas-Hauptversammlung absolvierte er in sich gekehrt und in aller Stille, auf dem Podium neben Vorstand / Thalia-Chef Michael Busch. Vielleicht war für Tatendrang und Optimismus heute ja einfach bloß nicht der richtige Tag.