Download-Barometer

Nutzer würden Warnhinweise akzeptieren

22. August 2012
von Börsenblatt
Streaming setzt sich durch – und gut die Hälfte der Bundesbürger befürwortet ein Bußgeld bei illegalen Downloads: Ergebnisse der zweiten Studie zur Digitalen Content-Nutzung.

Mehr als ein Drittel aller Deutschen hat im Jahr 2011 Medieninhalte online genutzt oder heruntergeladen (22,1 Millionen Menschen, plus elf Prozent). Das zeigt die zweite Studie zur Digitalen Content-Nutzung, die der Bundesverband Musikin­dus­trie, der Börsenverein und die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) am Mittwoch in Berlin präsentiert haben.

Detailzahlen zum E-Book und zum Hörbuch

Vier Millionen Bundesbürger haben demzufolge online auf Hörbücher zugegriffen (2010: 3,3 Millionen), 3,4 Millionen nutzten die Möglichkeit zum E-Book-Download (2010: 2 Millionen). Ein Viertel aller gespeicherten E-Books findet sich auf mobilen Endgeräten - wobei der E-Book-Reader mit durchschnittlich 23 Titeln der bevorzugte mobile Speicherort ist.

Wichtigste Quelle für die gespeicherten E-Books sind Onlineshops (38 Prozent). Weitere 38 Prozent kommen aus legalen, kostenlosen Angeboten. Bei den gespeicherten Hörbüchern wurden 40 Prozent von der eigenen Original-CD kopiert.

Durchgesetzt hat sich das Streamingverfahren, das knapp 15 Millionen Bundesbürger anwenden. Dabei gaben 31 Prozent der Befragten an, Hörbücher 2011 häufiger als im Vorjahr gestreamt zu haben, unter den Online-Musiknutzern waren es 40 Prozent, 41 Prozent bei den Filmkonsumenten und sogar 47 Prozent bei den Zuschauern von TV-Serien.

Ergebnisse zu Urheberrechtsfragen

  • 44,2 Prozent der Mediendownloader gaben zu Protokoll, nur auf legale Angebote zugegriffen zu haben, 23 Prozent nutzten allein illegale Quellen oder Angebote in der Grauzone.
  • Neben den illegalen Downloads habe sich das Streamripping als zusätzliche Nutzungsform in der rechtlichen Grauzone fest etabliert, so die Auftraggeber der Studie: Fast die Hälfte aller Downloader hat diese Dienste im Jahr 2011 verwendet.
  • Nahezu alle Bürger (97 Prozent) wissen, dass das Herunterladen oder Anbieten von urheberrechtlich geschützten Medieninhalten über Peer-to-Peer-Netze nicht zulässig ist. Unter den aktiven Nutzern illegaler Download-Quellen ist dies mit 88 Prozent ebenfalls die absolute Mehrheit. Und während im Jahr 2010 nahezu jeder vierte Deutsche das Ansehen von aktuellen Kinotiteln über Angebote wie kino.to oder movie2k für legal erachtete, gaben dies für 2011 nur noch 11 Prozent an.
  • 57 Prozent der Deutschen glauben, dass Up- oder Downloader ihre Aktivitäten, die das Urheberrecht verletzen, einstellen würden – wenn der Provider einen Warnhinweis schickt.
  • 53 Prozent der Bevölkerung würden bei illegalen Downloads sogar ein Bußgeld befürworten.
  • Mehr als Zweidrittel der Bevölkerung bewerten das jeweilige legale Online-Angebot von Musik (81 Prozent), E-Books (72 Prozent) und filmischen Inhalten (69 Prozent) als ausreichend.

"Groß angelegte, an die breite Masse gerichtete Aufklärungskampagnen lösen das Problem der illegalen Downloads nicht", machte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, in Berlin deutlich. Wer Medieninhalte aus dem Netz herunterlade, wisse in der Regel, was legal oder illegal ist – und dass man mit der Nutzung legaler Angebote Künstler und Kreative unterstützt. "Die Studienergebnisse bestärken uns: Mit dem Modell der Warnhinweise kann man individuell und zielgerichteter tätig werden – statt eine ganze Gesellschaft zu kriminalisieren", so Skipis.

"Wir freuen uns sehr, dass die legale Nutzung von Medieninhalten im Internet weiter zunimmt und die Diversifizierung des legalen Angebots Früchte trägt", betonte Florian Drücke, Geschäftsführer des Bundesverbands Musikindustrie: "Umso schmerzhafter ist zugleich die massenhafte Kostenlosversorgung über Streamripping-Dienste". Gerade bei kommerziellen Anbietern sei vielen Menschen nicht bewusst, dass diese weder die Kreativen noch ihre Partner an den Einnahmen beteiligen würden. "Wir fordern seit langem, dass hier einer Überdehnung der Privatkopie Einhalt geboten wird."

"Urheberrechtsverletzungen machen sich nicht an bestimmten Technologien wie dem Filesharing fest", so das Fazit von GVU-Geschäftsführer Matthias Leonardy. "Es geht vielmehr darum, jedem, der – gleich mit welcher Technologie - illegalen Content im Netz nutzt, klar zu machen, dass er nicht nur an etwas Verbotenem teilnimmt. Er macht damit zugleich den illegalen Verwertern die Taschen voll und die Kreativschaffenden schauen in die Röhre.“

Für die Studie wurden innerhalb von GfK Media*Scope 10.000 Personen befragt (repräsentativ für 63,6 Millionen Deutsche ab zehn Jahren). Außerdem fand eine Zusatzbefragung unter 3.000 Personen statt (repräsentativ für 46 Millionen deutsche Onliner ab 14 Jahren).

Weitere Daten aus der Studie und die ausführliche Einschätzung der Verbände finden Sie hier.