Drupa

Geschwindigkeit und Qualität

24. Juli 2015
von Börsenblatt
Weltmarktführer Heidelberger Druckmaschinen blickt optimistisch in die Zukunft. Vorstandschef Bernhard Schreier im Interview mit boersenblatt.net.
Herr Schreier, welche Bedeutung hat die Drupa für Heidelberg? Bernhard Schreier: Für uns ist die Drupa ein Meilenstein, an dem wir alle vier Jahre eine Zäsur ziehen und unsere Stellung als Weltmarktführer untermauern. Die Messe ist eine Leistungsschau, zu der viele Kunden kommen. Um diese zu erreichen, müsste ich sonst drei Jahre durch die Welt fliegen, hier sehe ich sie alle in 14 Tagen. Wie fällt die Bilanz nach den ersten Messetagen aus? Schreier: Die ersten Tage waren sehr vielversprechend. Ich bin in diesem Jahr mit einem eher zurückhaltenden Optimismus in die Drupa gegangen, weil die konjunkturellen Rahmenbedingungen sich abschwächen. Die kommenden Tage sind die wichtigsten während der gesamten Messe. Sehr erfreulich sind auch die Besucherzahlen, die noch über denen aus dem Boomjahr 2004 liegen. Wir sind auf einem guten Weg – sehr wichtig ist für uns allerdings in den nächsten Monaten, wie sich die Kaufzurückhaltung in den USA entwickelt. Das ist ein Markt, der uns derzeit noch intensiv beschäftigt. Wo sehen Sie die wichtigsten Trends in der Druckbranche? Schreier: Beim Thema Druck geht der Trend klar zum großen Format, das sich verdoppelt und verdreifacht hat. Ziel ist so die Produktivität weiter zu erhöhen. Hier macht es moderne Technik jetzt möglich, in einer hohen Qualität zu drucken, weshalb wir auf der Drupa erstmals Maschinen in diesem Großformat präsentieren. Ein weiterer Trend ist das Thema Veredlung, was vor allem bei der Verpackungsindustrie gefragt ist. Dort geht es darum, Produkte ansprechend im Regal zu präsentieren. In der Weiterverarbeitung spielt die Automatisierung eine große Rolle, weil so auch Personalkosten eingespart werden können. Wichtig ist auch der integrierte Workflow, der alles vom Input des Auftraggebers bis zum fertigen Produkt vernetzt. Dabei geht es um die Kommunikation zwischen den einzelnen Bereichen, die durch die entsprechende Software gewährleistet wird. Hier sind wir die einzigen, die ein System anbieten, das wirklich alle Bereiche integrieren kann. Welche Rolle spielt der Umweltschutz als Verkaufsargument? Schreier: Das ist natürlich von der Region abhängig. In manchen Ländern der Erde macht man sich weniger Gedanken um den Energieverbrauch, als dies beispielsweise in Zentraleuropa der Fall ist. Dort sind energiesparende Maschinen genauso gefragt wie lösungsmittelfreie Lacke oder eine Technik, die den Papierverbrauch reduziert. Wie reagieren Sie als Druckmaschinen-Hersteller auf immer kleiner werdende Auflagen von Druckprodukten? Schreier: Zuerst einmal damit, dass wir uns bereits 2004 vom Rollendruck zurückgezogen haben, weil dieser außer im Bereich Zeitung vorwiegend für große Auflagen einsetzbar war. Mit den Maschinen, die wir jetzt im Bogenoffsetdruck anbieten, können auch kleinste Auflagen von mehreren 100 Stück kostengünstig und in hoher Qualität produziert werden. Was müssen deutsche Drucker leisten, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können? Schreier: Hier muss zuerst einmal differenziert werden, was Industrieländer leisten können und was bei Schwellenländern nachgefragt wird. Dort geht es darum, über Exporte die eigene Wirtschaft anzukurbeln. Das geschieht im Druckbereich mit Standartmaschinen, die mit etwas niedriger Qualität kostengünstig produzieren. In Industrieländern werden dagegen Druckereien erfolgreich sein, die mit modernen und hochautomatisierten Maschinen hochflexibel sind. Gefragt ist hier Geschwindigkeit bei der Lieferung und eine hohe Qualität beim Produkt. Außerdem ist es wichtig, auf die Anforderung der Kunden zum Beispiel bei Sonderfarben oder Lackierungen individuell eingehen zu können. Wer in diesem Bereich arbeitet, hat eine gute Prognose für die Zukunft. Bei weniger zeitkritischen und kostengünstigen Produkten ist das Risiko groß, dass Druckaufträge abwandern.