Dussmann hat seinen Umbau beendet

Begegnungen auf 7.300 Quadratmetern

22. Februar 2017
von Holger Heimann
Mehr Verkaufsfläche für 600.000 Bücher und 300.000 weitere Produkte: Das Berliner  Kulturkaufhaus Dussmann feiert morgen den Abschluss aufwändiger Umbauarbeiten. Heute hatten Eigentümerin und Geschäftsführung zu einer Hausbegehung eingeladen.

"Das Internet ist seelenlos"

Die Botschaft von Catherine von Fürstenberg-Dussmann ist klar. "Wir müssen gegen die Idee von Amazon kämpfen. Das Internet ist so seelenlos", sagt sie in charmantem, US-amerikanisch gefärbtem Deutsch. "Ein Platz wie dieser ist das Gegenteil davon – nämlich sinnlich." Der Platz – das ist das Berliner Kulturkaufhaus in der Friedrichstraße; 1997 von dem 2013 verstorbenen Unternehmer Peter Dussmann begründet und längst aus der Hauptstadt nicht mehr wegzudenken. Eigentümerin Catherine von Fürstenberg-Dussmann und Geschäftsführerin Julia Claren hatten zu einer Pressekonferenz in das frisch renovierte Haus eingeladen. Denn Amazon mag zwar seelenlos sein, aber der Internetriese versucht beständig und mit einigem Erfolg, die Wünsche seiner Kunden noch schneller und besser zu befriedigen. Da heißt es, selbstbewusst Paroli bieten.

"Ein guter Handelsplatz ist immer auch ein sozialer Ort"

Durch den Umbau sollen die Stärken von Dussmann noch deutlicher hervorgehoben, der Sinnlichkeitsfaktor weiter erhöht werden. "Ein guter Handelsplatz ist immer auch ein sozialer Ort", sagt Julia Claren. In diesem Sinne habe man seit 2009 eine Transformation in Gang gebracht. Die umfassenden Umbauten in den vergangenen beiden Jahren (bei laufendem Geschäftsbetrieb) sollen eine Atmosphäre des Wohlgefühls weiter steigern.

Noch lichter und offener sollte das Haus werden. Und so wirkt es auch. Trennwände wurden entfernt, Möbel neu arrangiert und so mehr Raum geschaffen. Durch die Umwidmung von Servicearealen wurde zusätzliche Verkaufsfläche gewonnen. Seit 1997 habe sich die Verkaufsfläche verdoppelt, resümiert Claren, inzwischen sind es mehr als 7.300 Quadratmeter auf fünf Etagen. Mittlerweile bietet Dussmann 900.000 Produkte an, darunter 600.000 Bücher.

Community Tables: Orte fürs Buch oder zum Gespräch

Doch um Größe allein geht es nicht. Catherine von Fürstenberg-Dussmann hob vor allem die Bedeutung des Kulturkaufhauses als Begegnungsstätte hervor: "Das ist ein Ort, an dem sich Menschen treffen und an dem sie die Welt kennenlernen können." Das ist jetzt zum Beispiel an sogenannten Community Tables möglich – fünf davon gibt es. Es sind Orte, um sich zurückzuziehen – mit einem Buch oder zum Gespräch. Einige bieten überdies wunderbare Ausblicke auf die Friedrichstraße, den Bahnhof.

Neu ist überdies einen Leseraum, der auch für kleine Buchpräsentationen zur Verfügung gestellt werden soll. "Mich sprechen zuweilen Kunden an, die selbst ein Buch geschrieben haben und dafür eine Bühne suchen - die wollen wir ihnen geben", sagt Julia Claren. Sie kann sich hier auch Poetry-Slam-Veranstaltungen und Diskussionsforen vorstellen. Keine Kunden-Idee soll als abwegig abgetan werden.

Hochspezialisierte Mitarbeiter

Dazu passt Catherine von Fürstenberg-Dussmanns Überzeugung: "Buchläden werden wichtig – wie Kirchen. Wir informieren, inspirieren, bilden." 200 Mitarbeiter hat das Kulturkaufhaus mittlerweile und Claren hebt gern hervor: "Sie sind hochspezialisiert." Das müssen sie auch sein, denn die Dussmann-Kundschaft kommt aus der ganzen Welt. Niederschlag hat das zum Beispiel im Ausbau der Sprachabteilung gefunden: "Wir sind so groß wie nie. Das spiegelt Berlin wider, es ist schließlich die kosmopolitischste Stadt in Deutschland." Neben Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch würden immer mehr russische Bücher nachgefragt, auch die arabische Abteilung soll wachsen. "Jede Sprache, für die es ein Lehrbuch gibt, soll hier zu Hause sein."

Dussmann wird nicht exportiert

Die Internationalität der Hauptstadt zeigt sich auch in der so luxuriös wie gemütlich gestalteten Kinderabteilung. Bücher in elf Sprachen gibt es hier für die Kleinen. Die angehenden Leser sollen nicht überrumpelt, sondern gelockt werden: "Kinder müssen ganz sanft in die Welt der Bücher gebracht werden", wirbt Catherine von Fürstenberg-Dussmann.

Auf Nachfrage bekräftigt sie noch einmal die Firmenstrategie ihres verstorbenen Mannes, das Kulturkaufhaus nicht in andere Städte zu exportieren: "Es gibt nur ein Harrods. Und es gibt nur ein Dussmann." Aber: "Zu Dussmann muss man – schreiben Sie das!" Ist geschehen.