Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2012

Kia Ora und Good bye: Neuseeland nimmt Abschied

23. Juli 2015
von Börsenblatt
„Noch kein Gastland hat sich und seine Kultur so vielfältig präsentiert, wie Neuseeland.“ Buchmesse-Direktor Juergen Boos ist hochzufrieden – und die Ehrengäste sind es auch: Das Rechtegeschäft brummt weiter.

Der Zauber währt zwar noch anderthalb Tage, von der Presse hat Neuseeland trotzdem heute schon einmal Abschied genommen. Das Unübliche daran: Sie taten das nicht (wie andere Ehrengäste in den Vorjahren) in einem der vielen Hinterzimmer der Messe, sondern draußen – mitten auf der Agora, auf der Neuseelandbühne, bei Sonnenschein.

Tanea Heke, die als Projektleiterin das Kunst- und Kulturprogramm entwickelt hat, schmückte sich dafür sogar mit einem Blumenkranz; ihr Willkommensgruß – vorgetragen auf Moari und Englisch – dürfte noch im letzten Winkel des Messegeländes zu hören gewesen sein. „Das wichtigste für uns sind Menschen", betonte sie. "Deshalb sind wir hier.“

Neuseeland hebt sich heraus, hat vieles anders gemacht als seine Vorgänger – darüber herrscht in den Messehallen Einigkeit. „Noch kein Gastland hat sich und seine Kultur so vielfältig präsentiert wie Neuseeland“, so formulierte es heute Buchmesse-Direktor Juergen Boos. Ob Pavillon, Story Drive oder Gourmet Gallery, beim Sport, Tanz oder Singen – Neuseeländer habe man überall antreffen können, schwärmte Boos. „Im Mittelpunkt stand aber immer das Erzählen.“

In den vergangenen Tagen konnte er noch einmal mit vielen neuseeländischen Verlegern persönlich sprechen – mit dem Fazit, wie er sagt: Neuseeland habe in jedem Fall kulturell gewonnen – aber auch wirtschaftlich. „Der Rechtehandel hat über die Erwartungen hinaus zugenommen“, dies sei "ein Riesenerfolg“ – den er nicht einfach so vorbeiziehen lassen will. Boos: „Ich würde mich freuen, wenn Neuseeland fortsetzt, was in diesem Jahr begonnen hat.“

Im Wasserfall nach oben

Kevin Chapman freute sich über das Lob darüber sichtlich – ohne aber konkret zu werden. Das internationale Verlagsgeschäft sei wie ein Wasserfall, meinte der Präsident des neuseeländischen Verlegerverbands PANZ. Die großen befänden sich in diesem Wasserfall oben, die kleinen unten. „So wie wir bisher.“ Durchatmen: Daran habe sich durch den Ehrengastauftritt in Frankfurt nun vieles verändert, so Chapman – verbessert.

Chapman nach zu urteilen,haben die deutschen Verleger offenbar Feuer gefangen: Zusätzlich zu den rund 90 Lizenzen, die im Vorfeld der Messe verkauft wurden, kämen in deutscher Sprache 2013 nun weitere Titel auf den Markt.

„We could spread the world“, die Welt wurde für uns größer – mit diesem Fazit verlässt Emily Perkins Frankfurt. Sie gehört zu den bekanntesten Autorinnen des Landes, hatte auf und rund um die Messe unzählige Termine. Es sei schon wahr, dass Neuseeland nur eine kleine Literaturszene habe, meinte Perkins bei der Abschiedspressekonferenz. „Aber sie ist sehr vielfältig.“ Genau das habe man zeigen wollen. Und was sie noch betonte: Wie wichtig es für neuseeländische Autoren gewesen sei, persönlich Kontakte knüpfen zu können (und nicht nur via Internet).

Eine feuchte Faszination

Dass der Gastlandauftritt auch seine nassen Seiten hatte, kommentierte Boos mit einem Lächeln. „Ich hoffe natürlich, dass nicht so viele ins Meer gefallen sind.“

Worauf er anspielt: den Pavillon, in dem sich Neuseeland selbst gespiegelt hat – in der Mitte eine Insel, umgeben von ca. fünf Zentimeter tiefem Bassin mit Wasser. Die Messegäste nahmen die feuchte Herausforderung in jedem Fall sportlich, nasse Socken hin oder her. Gestern gab es vor dem Pavillon sogar besonders lange Schlangen – pro Stunde sollen etwa 1.000 Besucher durch die neuseeländische Nacht spaziert sein.

Boos hat der Pavillon ebenfalls fasziniert. „Ich war sehr beeindruckt, als ich ihn zum ersten Mal sah“, gab er heute zu. In der Vergangenheit hätten die Deutschen Neuseeland sehr reduziert wahrgenommen, sagte er – reduziert auf die Natur des Landes, auf gutes Essen, Wein, Rugby. Jetzt sei klar, wie viel mehr das Land ausmache. Boos: „Das wird bleiben.“
 

Noch ein Termintipp:
Morgen Nachmittag (15.30 Uhr) übergibt Neuseeland die Gastlandrolle an Brasilien – den Ehrengast des kommenden Jahres.  

Gemeinschaftsstand der neuseeländischen Verlage: Halle 8, M950