Erfa-Gruppen im Buchhandel

Unternehmer treffen Unternehmer

11. Oktober 2016
von Börsenblatt
Was sagen mir die Zahlen in der Bilanz? Wie ziehe ich mehr Kunden in den Laden? Wo muss ich meine Strategie verändern? In Erfa-Gruppen sind alle Fragen erlaubt: boersenblatt.net über Kooperationen im Buchhandel - inklusive Übersicht.

Auf du und du: Erfa-Gruppen im Buchhandel 

Auf einer Wellenlänge zu liegen: Das ist in den sogenannten – Vorsicht, Überlänge – Erfahrungsaustausch-Gruppen (kurz Erfa) kein Ideal, sondern ungeachtet aller Unterschiede typisch für die Mitglieder. Anders wäre es wohl auch kaum möglich, dass sich Buchhändler Jahr für Jahr gegenseitig Einblick in ihre Bilanzen gewähren, dass sie gemeinsam Rat bei einem Betriebsberater suchen, über Strategien reden, Ideen miteinander teilen und nach Antworten auf die großen und kleinen Fragen des Alltags fahnden. Manche Unternehmen tun das schon seit mehr als vier Jahrzehnten, auch wenn längst neue Inhaber am Ruder stehen.

Aktuell bestehen bundesweit mindestens 22 Erfa-Gruppen mit rund 160 Mitgliedern, möglicherweise auch ein paar mehr: Keine Liste, die in der Branche geführt wird, ist da momentan ganz vollständig. Auch boersenblatt.net ist bei seinen Recherchen wiederholt auf Wechsel und neue Namen gestoßen - und auf eine Reihe von Überraschungen. Zum Beispiel:  Erfa-Gruppen für den unabhängigen Buchhandel sind bei Weitem nicht bundesweit angesagt.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Unternehmernetzwerke

Während sich in manchen Regionen, etwa in Nordrhein-Westfalen, gleich mehrere Gruppen regel­mäßig treffen, muss man anderswo mit der Lupe suchen – das gilt vor allem für Sachsen und Sachsen-Anhalt, im Grunde für alle östlichen Bundesländer, außerdem für weite Teile Bayerns, Niedersachsens und Schleswig-Holsteins. Weder die zehn in ­Erfa-Gruppen aktiven Berater noch die Landesverbände des ­Börsenvereins haben dafür eine Erklärung. Doch obwohl sich die Netzwerke nach dem Modell "Erfa-Gruppe" nie flächendeckend durchsetzen konnten, verlieren solche Kooperationen keineswegs an Relevanz.

Das Miteinander in den Gruppen verläuft seit Jahren nach einem festen Muster:

  • Die Mitglieder treffen sich meist zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, reihum an den Standorten der Buchhandlungen, damit alle die Läden im Detail kennen.  
  • Organisiert werden diese Veranstaltungen von Beratern, die auch in betriebswirtschaftlichen Fragen Unterstützung leisten - sich häufig jedoch längst als Coach ihrer Gruppe verstehen. In seltenen Fällen verzichten Buchhändler darauf und steuern die Gruppe in Eigenregie.
  • Idealerweise hat eine Gruppe 10 Mitglieder - darin sind sich die Berater einig. Die wenigsten Gruppen schaffen das im Moment: Interessenten sind hier willkommen.
  • Nahezu alle Gruppen definieren sich als Qualitätszirkel mit Langzeitperspektive - und die Mitglieder als Unternehmer mit Ambitionen. Zwischen den Treffen halten die Mitglieder via Telefon, Whatsapp & Co. Verbindung.
  • Die größten Unterschiede gibt es bei der inhaltlichen Ausrichtung. In der Gruppe Argus etwa stehen eher all­gemeine Themen im Fokus. Ob Schaufenster- oder Laden­gestaltung, Serviceangebote, Standortfragen, Tipps zur Kundenbindung oder Kostensenkung: Das inhaltliche Spektrum dieser Gruppen, deren Mitglieder oft auch aus der gleichen Gegend kommen, ist weit gefasst (Konkurrenten können ausgeschlossen werden).
  • Darüber hinaus existieren Gruppen, deren Mitglieder alle ein bestimmtes Sortimentsprofil aufweisen; dazu zählen unter anderem die Gruppen Engagierte Christliche Buchhandlungen (Berater: MDG), Kinderbuch (Klaus-W. Bramann) und Lebensqualität (Gaby Marx).
  • Verschwiegen und zuverlässig zu sein, ist bei allen Gruppen oberste Pflicht; die von der MDG Medien betreuten Netzwerke haben laut Berater Wilfried Günther dafür sogar extra ein Regelwerk aufgesetzt.  
  • Die Tagungen sind den Inhabern vorbehalten, einzelne binden jedoch auch ihre Mitarbeiter ein. Jörg Winter, der allein in Deutschland sechs Gruppen moderiert, berichtet von speziellen Weiterbildungsrunden fürs Team, etwa bei der Gruppe Mole I. "Auf Wunsch der Inhaber durchlaufen die Mitarbeiter unter meiner Leitung dabei dann das gleiche Programm wie die Chefs."

Von Argus bis Wachstum: Verzeichnis der Erfa-Gruppen im Buchhandel auf boersenblatt.net Hintergrund-

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