Erich Fried Preis 2014 an Judith Hermann

Zärtliche Erzählungen von suchenden Menschen

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Berliner Autorin Judith Hermann erhält den mit 15.000 Euro dotierten Erich Fried Preis 2014 − das hat laut Mitteilung des Literaturhauses Wien die alleinige Jurorin in diesem Jahr, die deutsche Autorin und Essayistin Monika Maron, bestimmt.

Monika Maron sagt in ihrer Jurybegründung: "Judith Hermann erzählt kühl und gleichermaßen zärtlich von Menschen, die tastend und sehnsüchtig ihren Platz in einer Gesellschaft suchen, die das Individuum in die Freiheit entlassen hat, eine Freiheit, die Sehnsucht erzeugt nach Sinn und Verbindlichkeit. Damit beschreibt sie nicht nur die emotionale Verunsicherung der jungen Generation, sondern auch die ihrer desillusionierten Eltern und Großeltern, denen die kollektiven Ziele und Träume im Laufe des Lebens abhanden gekommen sind. Mit ihrer erzählerischen Kunst hat Judith Hermann das Stiefkind der deutschen Literatur, die Erzählung, wieder in den Mittelpunkt literarischen Interesses gerückt."

Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. 1998 erschien ihr erstes Buch "Sommerhaus später", dem eine außerordentliche Resonanz zuteil wurde und für das sie mit dem Literaturförderpreis der Stadt Bremen, dem Hugo-Ball-Förderpreis und dem Kleist-Preis ausgezeichnet wurde. 2003 kam der zweite Erzählband "Nichts als Gespenster" heraus. Vier der Geschichten wurden in einem Episodenfilm gleichen Titels 2007 verfilmt. Für ihren dritten Erzählband "Alice" (2009) erhielt Judith Hermann den Friedrich-Hölderlin-Preis. 2014 erschien ihr erster Roman "Aller Liebe Anfang" (S. Fischer). Die Autorin lebt und schreibt in Berlin.

Die Preisverleihung mit der Laudatio von Monika Maron und einer Rede von Judith Hermann findet am Sonntag, 23. November 2014, 11 Uhr, im Literaturhaus Wien statt. Der Erich Fried Preis wird seit 1990 durch die Internationale Erich Fried Gesellschaft vergeben. Gestiftet wird die Auszeichnung vom Bundeskanzleramt − Sektion Kunst │Kultur. Für die Auswahl zeichnen jährlich wechselnde, autonom entscheidende Autoren verantwortlich.