Erschwertes Weihnachtsgeschäft

Verdi droht mit Streikwelle bei Amazon

20. November 2015
von Börsenblatt
Die Gewerkschaft Verdi kündigt für das Weihnachtsgeschäft, wie schon in den Jahren zuvor, eine bundesweite Streikwelle in den deutschen Versandzentren des Onlinehändlers Amazon an. Los ging es mit spontanen Arbeitsniederlegungen bereits vergangene Woche in Bad Hersfeld und gestern in Leipzig. Durchgesetzt werden soll die Forderung nach einem Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels.

In Leipzig legten am 19. November laut ver.di-Angaben rund 250 Beschäftigte die Arbeit nieder, berichtet der MDR. Amazon ging dagegen von weniger als 160 Streikenden aus, Auswirkungen auf den Geschäftsablauf habe es nicht gegeben. Weitere bundesweite Streiks sollen folgen − darunter sollen auch überraschende Aktionen sein, kündigt Verdi an.

Die Gewerkschafter wollen seit Jahren für die Beschäftigten bei Amazon einen Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels durchsetzen. Amazon lehnt dies ab, man sei auch ohne Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber. Gegenüber "Spiegel Online" führt eine Amazon-Sprecherin die Lohnerhöhungen vom September an: Danach liege der Basis-Stundenlohn in Leipzig im ersten Jahr der Beschäftigung bei umgerechnet 10 Euro brutto, im zweiten Jahr bei 10,97 Euro und ab dem dritten Jahr bei 11,61 Euro. Den Umfang der Lohnerhöhung wertet Verdi-Sprecher Ronny Streich im MDR-Bericht andererseits auch als eine Folge des langen Arbeitskampfes.

Dass Amazon in die neuen Logistikzentren in den benachbarten Polen und Tschechien abwandert, befürchtet Ronny Streich nicht. Dafür sei der deutsche Markt zu wichtig − und zudem seien die Gewerkschafter in Gesprächen mit den Kollegen in den beiden Ländern. Kooperationen seien angedacht. 

Unterdessen will Amazon in Leipzig für das Weihnachtsgeschäft rund 1.400 Saisonkräfte (bis Ende Dezember) einstellen − darunter auch zehn Flüchtlinge mit Arbeitserlaubnis, so der Standortleiter Dietmar Jüngling im MDR-Bericht. Alle sollen den Brutto-Stundenlohn von rund 10 Euro erhalten.