Euler Hermes kündigt Weltbild-Warenkreditversicherung

Bücher nur gegen Vorkasse?

17. April 2015
von Börsenblatt
Der Warenkreditversicherer Euler Hermes hat nach Angaben des Weltbild-Betriebsrats Mitte März seine Verträge mit Weltbild gekündigt. "Seit mehreren Wochen werden wir nur noch gegen Vorkasse beliefert", so der Betriebsrat, der die Kündigung der Warenkreditversicherung als "größten anzunehmenden Unfall" bezeichnet. Weltbild dementiert wenige Stunden später: Die Darstellung, dass Weltbild Ware nur noch gegen Vorauskasse beziehen könne, sei falsch.

Dass die Warenkreditversicherung gekündigt ist, hat der Betriebsrat erst über Lieferanten erfahren. Euler Hermes sei während der gesamten Insolvenz von der Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit von Weltbild überzeugt und vor allem ein zuverlässiger Geschäftspartner gewesen, so die Arbeitnehmervertretung im verdi-Blog.

Wenn die Versicherung nicht mehr dafür einspringe, dass Lieferanten auch im Falle von Zahlungsengpässen oder Zahlungsunfähigkeit ihre Waren bezahlt bekommen, müsse Weltbild künftig seine Waren vor der Lieferung bezahlen "und somit enorm hohe Summen vorstrecken, um ein breites Sortiment anbieten zu können", führt der Betriebsrat die fatalen Folgen aus. "Wenn die Kassen – wie bei Weltbild – leer sind, führt das dazu, dass nur noch kleinste Mengen ans Lager genommen werden." Gut laufende Artikel müssten permanent kurzfristig nachbestellt werden, was aber nun nur gegen Vorkasse gehe, so dass bis zu vier Wochen vergehen würden, bis die Ware wieder verfügbar sei.

"Eine absurde Situation: Während unsere KollegInnen in der Logistik um jede Stunde Zeitersparnis im Auslieferungsprozess kämpfen, verursacht die Kündigung der Euler-Hermes-WKV gleichzeitig wochenlange Verzögerungen bei der Bereitstellung bereits bestellter Artikel. Was das in der Wahrnehmung unserer KundInnen auslöst, mag man sich gar nicht vorstellen", ist der Betriebsrat entsetzt. Er bezeichnet im Infoblog die Kündigung als "größten anzunehmenden Unfall".

Demgegenüber widerspricht Welt: "Das Unternehmen sei "solide finanziert und der Warenbezug und die Warenversorgung für Distanzhandel und Filialen gesichert. "Wir zahlen unsere Lieferantenforderungen pünktlich und nutzen Zahlungskonditionen aus. Weiterhin informieren wir Banken, Warenkreditversicherer und Lieferanten jederzeit offen und transparent und stehen in engem Austausch", sagte Weltbild-Retail-Sprecherin Eva Großkinsky.

"Das angesprochene Thema ist zwischen uns und unseren Geschäftspartnern sowie Lieferanten bekannt und bereits erfolgreich in Bearbeitung", führte Großkinsky weiter aus. "Wir haben mit jedem Lieferanten eine gute Lösung gefunden, um diese Übergangsphase gemeinsam zu gestalten." Erste Erfolge bestätigten den eingeschlagenen Restrukturierungskurs und seien bereits sichtbar: "Das zeigt sich in den aktuellen Ergebnissen, die über Plan liegen", so Großkinsky.