Frankfurter Buchmesse

Neue Studie: Arbeiten in der Buchbranche

8. Oktober 2010
von Börsenblatt
Frauen verdienen weniger als Männer: im Schnitt etwa 23 Prozent – und zwar für die gleiche Tätigkeit. Ist das in der Buchbranche anders? Besser? Eine neue Studie, die im Auftrag der BücherFrauen erstellt und nun in Frankfurt vorgestellt wurde, sagt nein.
„Ich habe gute Nachrichten für sie dabei – aber auch einige schlechte“: Romy Fröhlich  begann ihren Vortrag mit einer Warnung; sie ist Professorin am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München und zugleich Autorin der Studie. Die aus ihrer Sicht gute Nachricht: „Dass die Buchbranche weiblich ist, stimmt; fast alle Berufe, die es in der Branche gibt, sind mittlerweile Frauenberufe.“

Der Haken an der Sache

Was so gut klinge, habe jedoch mehr als einen Haken. Fröhlich: „Aus der soziologischen Forschung ist bekannt, dass in Berufen, die sich zu typischen Frauenberufen entwickeln  erstens die Gehälter sinken – und dass sie zweitens gesellschaftlich zunehmend an Ansehen verlieren.“

Eine Umfrage quer durch die Branche

An der Studie, die sie für die BücherFrauen durchführte, beteiligten sich quer durch die Branche 1.234 Angestellte und Selbstständige (Anzahl der ausgefüllten Fragebögen). Repräsentativ seien die Ergebnisse zwar nicht, so Fröhlich, weil das es dafür zu viele Unbekannte gebe. „Doch ich denke, wir sind sehr nah dran an den tatsächlichen Verhältnissen.“

Und die sehen ihr zufolge so aus: Frauen verdienen 25 Prozent weniger als Männer, trotz gleicher Bildung, Erfahrung und Position. „Sie sehen“, so Fröhlich, „in Frauenberufen ist der Gehaltsunterschied nicht etwa kleiner als in Männerberufen, sondern eher größer.“ Am Faktor Familie könne das nicht liegen. „Der Anteil Kinderloser ist in Ihrer Branche sehr hoch.“ Die Zahl aus ihrer Umfrage: 69 Prozent.

Festgefahrene Strukturen

Ob das auch künftig so bleibt? Fröhlich will das nicht ausschließen, machte den rund 50 BücherFrauen, die vor ihr im Forum Fachmedien saßen, aber auch keine große Hoffnung.  „In puncto Gleichberechtigung treten wir in Deutschland seit 30 Jahren auf der Stelle, außerdem werden die Berufe in der Buchbranche aller Voraussicht nach auch Frauenberufe bleiben.“

Das Wunschergebnis von Karina Schmidt, Vorstand des Netzwerks BücherFrauen, dürfte anders ausgesehen haben. Offensichtlich überrascht meinte sie: „Wir haben die Studie nicht in Auftrag gegeben, um zu sehen, wie es bergab geht.“ Stattdessen wolle sie nun dazu beitragen, dass in der Branche die umgekehrte Richtung eingeschlagen werde. „Wir sollten nicht darauf warten, dass die Prognose eintrifft“, forderte sie ihre Zuhörerinnen auf. „Besser ist es, die Entwicklung mit zu gestalten.“ Welchen konkreten Beitrag die BücherFrauen als Verband hier leisten können, soll Thema der nächsten Vollversammlung (im November) sein.


Nachzulesen sind die Ergebnisse der Studie in dem Buch “MehrWert. Arbeiten in der Buchbranche heute“ (Ulrike Helmer Verlag 2010, 122 S.; 17,95 Euro).