Frankfurter Buchmesse

Indonesien ist Ehrengast 2015

20. Juli 2015
von Börsenblatt
Indonesien wird Brasilien und Finnland (2014) als Gastland der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2015 folgen. Ein entsprechender Vertrag wurde Anfang Juni zwischen der Buchmesse und dem Ministerium für Bildung und Kultur des weltgrößten Insel-Staates unterzeichnet, wie die Messe mitteilt.

Buchmesse-Direktor Juergen Boos sagte, mit dem Ehrengast Indonesien würden "die Literatur, die Talente und die reiche Kultur eines der bevölkerungsreichsten und 'jungen' Länder der Welt" präsentiert, "das wir hierzulande kaum kennen". Damit steht laut Buchmesse wieder ein Wachstumsland mit enormem wirtschaftlichem Potential und expandierendem Bildungssektor im Fokus. So hat sich die indonesische Regierung seit 2003 verpflichtet, 20 Prozent des nationalen Budgets in Bildung, zum Beispiel in digitale Schulbücher zu investieren. 2011 waren das rund 21,5 Milliarden Euro. Das Wirtschaftswachstum lag im Jahr 2012 bei 6,5 Prozent.

Die indonesische Literatur ist von einer langen oralen Tradition und expressiven Lyrik sowie von seiner Prosatradition geprägt. Einer der renommiertesten Autoren ist Pramoedya Ananta Toer (1925-2006). Er war Preisträger des PEN Freedom Award mit über 30 veröffentlichten Werken, die in 20 Sprachen übersetzt wurden. Toer wurde lange als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt. Für die junge Literatur-Szene stehen beispielsweise Ayu Utami, deren Roman "Saman" 2007 bei Horlemann erschien. Ein weiterer Newcomer ist Andrea Hirata, dessen autobiografische Jugend-Schilderung "Die Regenbogentruppe" in diesem Jahr bei Hanser Berlin erschienen ist und auf der diesjährigen ITB ausgezeichnet wurde.

Indonesien hat über 1.000 Verlage, von deren veröffentlichten Werken bisher 267 Werke ins Englische übersetzt wurden. Ein wichtiger Player im Bereich der Übersetzungen ist die Lontar Foundation, die aktiv indonesische Literatur ins Englische übersetzt. Das kulturelle Leben Indonesiens wird außerdem durch einen selbstbewussten Bildungsmittelstand, eine digital affine Jugend sowie eine international vernetzte Kunstszene belebt.

Indonesien ist auch ein Land, in dem viele Gegensätze nebeneinander bestehen – nach dem Motto: "Unity in Diversity". Neben der weltweit größten muslimischen Community leben hier unter anderen Christen, Hinduisten, Buddhisten sowie Anhänger von Naturreligionen – mindestens 300 unterschiedliche ethnische Gruppen und ebensoviele Sprachen – zusammen. Und im Land der drittgrößten Facebook- und Twitter-Gemeinde weltweit steht zugleich das im Jahr 800 entstandene Weltkulturerbe Borobudur, eine der größten buddhistischen Tempelanlagen Südostasiens. Darüber hinaus ist Indonesien dank seiner Naturattraktionen auch für den Tourismus und die Reiseliteratur attraktiv.