Geschenkbuch

Auf verbaler Geisterfahrt

26. April 2015
von Börsenblatt
Stehen Sie auch auf Kriegsfuß mit der Autokorrektur Ihres Smartphones? Dann sind Sie nicht allein. Der Kölner Webdesigner Holger Schauf sammelt seit Jahren im Web die peinlichsten und überraschendsten Autokorrekturpannen – und hat für für das Geschenkbuch „Hast du schon ein Wehrmachtsgeschenk für Oma?“ (C. H. Beck) eine Auswahl der komischsten Verschlimmbesserungen getroffen.

Es tut ja gut zu wissen, dass es nicht die eigenen, dicken Finger sein müssen, die für die rhetorischen Amokläufe unseres Smartphones verantwortlich sind. In vielen Fällen sind unsere intelligenten Telefone einfach so lernfähig, dass wir Nutzer nachlässig werden, wenn sie doch einmal danebenhauen. Wer sich auf andere verlässt, ist eben verlassen, besonders dann, wenn die Autorkorrektur ihre Finger im Spiel hat. Wenn wir auf senden klicken, haben wir den Salat. Dann wird es lustig – oder hochpeinlich.

„Soll ich für das Töten ein Handtuch mitbringen?" „Jetzt machst du mir Angst!
„Tönen! Du wolltest mir doch die Haare tönen …"

Oder: „Peter kann gerade nicht schreiben, der hat seine Siamkatze zerschnitten."

Hier war eigentlich die Simkarte gemeint, aber wer den Schaden hat, braucht für den Spott ja nicht zu sorgen. Statt dem Angebot einer Massage wird zum Massker eingeladen und statt zu Burgerking zum Bürgerkrieg.

Ein bisschen schade ist, dass Schauf bei seiner Auswahl vor allem auf die derbsten und vulgärsten Verschreibpannen setzt. („Hi Oma, sag mal, bist du heute zu haben?") Da wird aus shoppen natürlich poppen und bei vielen anderen Beispielen wird sogar das Grasnarbenniveau erreicht; niveautechnisch gesehen, bleibt oft nur wenig Luft nach unten. Schade, denn meistens sind die schlagfertigen Antworten der Überraschten viel lustiger als die verbalen Geisterfahrten der ahnungslosen Sender:

„Bock, heute was zu machen?"
„Bin schon verplant. Schau mir mit 'nem Freund Krieg der Welpen an".
„Das klingt nach einer ekelhaften Tierdoku."

Als Geschenkbuch insbesondere für junge Menschen aber auch erfahrene Vielverschreiber geeignet. Voraussetzung: Der Beschenkte muss auch über Vulgärhumor lachen können. Eine Lektüre für ein schönes Stündchen – oder das stille Örtchen.

Holger SchaufHast du schon ein Wehrmachtsgeschenk für Oma?
C. H. Beck, 126 S., 8,95 Euro