Gestorben

Roger Willemsen ist tot

8. Februar 2016
von Börsenblatt
Der Schriftsteller und frühere Moderator Roger Willemsen ist am 7. Februar in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg gestorben. Er wurde 60 Jahre alt.

Mitte vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass Willemsen an Krebs leidet. Willemsen wurde für sein Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Grimme-Preis, dem Julius-Campe Preis und im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Hörbuchpreis für "Das Hohe Haus. Ein Jahr im Parlament".

Willemsen wurde am 15. August 1955 in Bonn geboren. Nach dem Studium hat er als Korrespondent für Zeitungen und Radiosender in London gearbeitet, später war er als Moderator (u.a. bei "0137", "Willemsens Woche", "Literaturclub") und Literaturprofessor tätig.

Seine Bücher sind vorwiegend bei S. Fischer erschienen ("Die Enden der Welt", "Der Knacks", "Momentum", "Vages Erinnern – präzises Vergessen", "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!", "Das hohe Haus"), bekannt war Willemsen auch als Hörbuchsprecher.

Nicht nur als Autor zahlreicher Werke war Willemsen mit der Buchbranche verbunden. Bei einer Rede anlässlich einer Preisverleihung (Indie – Preis der unabhängigen Buchhandlungen) hielt Roger Willemsen ein seine Zuhörer hinreißendes Plädoyer auf die Kraft der Bücher und das Engagement der kleinen Buchhandlungen. 

Willemsen hatte hervorgehoben, dass die Gesellschaft wieder die Relevanz erkennen müsse, dass möglichst viele Menschen an immateriellen Dingen teilhaben können, an Büchern, die Welten eröffnen. Willemsen rühmte das Immaterielle des Büchermachens: "Es kann gar nicht oft genug gesagt werden, mit wie viel Liebe bei der Produktion von Büchern gearbeitet wird, von denen sich vielleicht am Ende nur 800 Exemplare verkaufen, es ist das Prinzip der Großherzigkeit, des Überschusses..."

Für Willemsen unabdingbar war der stationäre Handel: "Es braucht die kleinen Buchhandlungen, die einem Buch Nachdruck verleihen, die Orientierung bieten, während große Buchläden oft mehr Desorientierung bieten und das Buch hinter Atlanten und Entkleidungsmagazinen im Eingangsbereich verstecken." Bücher seien aber so kostbar, dass sie in ihrer Kostbarkeit auch erkannt und gewürdigt werden müssten – "und genau das leisten die Buchhandlungen".

Mit Respekt und Herzlichkeit sprach Willemsen auch über gelungene Literaturkritik. Als Laudator der Alfred-Kerr-Preisträgerin Insa Wilke im März 2014 in Leipzig attestierte er der Laureatin einen "selbstbefeuernden Enthusiasmus für die Sache der Literatur". Auch schaffe diese Kritikerin in der Art, wie sie Fragen stelle, ihren Gesprächspartnern "Gelegenheiten zu blühen". Man spürte: Da sprach jemand über Eigenschaften und Leidenschaften, die ihn auch selbst ausgezeichnet haben.