Glosse

Vertrieb hart am Wind

20. August 2013
von Börsenblatt
Es gibt ihn noch. Den Augenblick vollständigen kollegialen Einvernehmens zwischen einem Buchhändler und dem Vertriebschef eines Verlags. Aber der Reihe nach.

Auf den Berliner Buchtagen, deren Wichtigkeit gerade für außerberufliche Belange ihrer Teilnehmer nicht gering zu schätzen ist, fragte der Buchhändler Thomas Wrensch den Marketing-Mann Folkert Roggenkamp nach einem Vorabexemplar eines Küstenführers Kroatien. Wrensch wollte mit dem Buch seinen nächsten Segeltörn planen. Und der Verlag Delius Klasing, in dessen Dienste Roggenkamp kurze Zeit zuvor getreten war, gilt eben jedem kundigen Seefahrer, auch dem aus Braunschweig, als ein zuverlässiger Lieferant für maritime Lebenshilfe aller Art.

Roggenkamp versprach Wrensch sofort, den Kroatienführer zu beschaffen − musste aber kurz darauf einräumen, dass das in Rede stehende Buch "leider kurzfristig von Juli auf September verschoben worden ist". Woraufhin Wrensch ihm in heiterer Enttäuschung entgegnete, dann werde man halt den Törn ohne aktuelle Literatur planen "und hinterher gucken, warum wir aufgelaufen und gestrandet sind".

Nichts als die reine Sorge um Leib und Leben seines guten Handelspartners wird den Verkaufsprofi Roggenkamp daraufhin zu einer Antwort veranlasst haben, in deren Folge Wrensch wahrscheinlich mit hundert oder hunderttausend Delius-Klasing-Titeln in See gestochen ist, gewappnet gegen alle erdenklichen Gefahren, die das Meer zu bieten hat (außer der Gefahr des Sinkens aufgrund übertriebener Bücherfracht). Die Antwort ging so:

Das klinge ja nicht gut, Lieber! Aber damit die Fahrt dennoch kein "Unmöglicher Törn" (DK 4924) werde, empfehle sich die Mitnahme der "Notfall-Tafeln" (DK 4535). Vor Unmut und schlechter Laune schütze in bewährter Weise der "Liederseesack" (DK 4457). Und falls doch was schief laufe und ein unfreiwilliger Landgang erforderlich werde, kein Problem − die "Perfekte Bootsreparatur" (DK 3382) sowie "Reparaturtipps für Skipper" hülfen beim Beheben auch der kompliziertesten Schäden.

Zu guter Letzt gab Roggenkamp, kundig nicht nur der Meere, sondern auch des Verbandslebens, einen freundschaftlichen Hinweis an den "verdienten und engagierten ehrenamtlichen Mandatsträger im Börsenverein". Damit Ruhe herrsche vor Kroatien, absolute Ruhe, keine Netto-Krise, keine Börsenblatt-Recherche und auch sonst keine Fragen, sei das Mitführen des DK 3544-Titels "Out of office − Freiheit unter Segeln" herzlich anzuraten. Dann werde er, Wrensch, am Ende der Fahrt gewiss ausrufen können: "Das Glück war jeden Tag an Bord" (DK 1961).

So, liebe Leute, macht man Back(bord)lists wieder lebendig.