Google

Bücher in der digitalen Wolke

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Diskussion um die Google Buchsuche geht in eine neue Runde. Derweil entwirft Google in den USA ein Modell, wie wir in Zukunft Bücher kaufen, speichern und lesen. Die Google-Cloud ist auf dem Vormarsch.

Aus heiterem Himmel kommt es nicht, was Google bei seiner Infoveranstaltung in München verkündete. Bisher macht Google urheberrechtlich geschützte, vergriffe Bücher in Auszügen zugänglich. Nun sagte der Suchmaschinenbetreiber mehr zu seinen kommerziellen Plänen: Wer ein ganzes Buch lesen will, kann sich künftig einen Online-Zugang bei Google kaufen. Dabei seien auch Abos für Firmen und Organisationen vorgesehen. Urheber sollen 63 Prozent der Einnahmen aus den Buch- und Aboverkäufen und den Werbeeinahmen im Umfeld des Buchtitels erhalten. 

Dieses Modell sei zunächst nur für die USA geplant. In Deutschland sollen die Partner der Google Buchsuche den kostenpflichtigen Online-Zugang freischalten können, womöglich schon Ende des Jahres. 

Der Google-Vorstoß reißt die Gräben zwischen Befürwortern und Gegener der Google Buchsuche weiter auf. Während die FAZ von der "Operation Parasitenverlag" schreibt und in den Kommentaren zahlreiche Kritiker auf den Plan ruft, geht Perlentaucher-Autor Ilja Braun das Modell nicht weit genug: "All die vergriffenen Bücher werden nur dem amerikanischen Publikum gezeigt. Deutsche Leser schauen in die Röhre. Autoren auch."

In den USA schmiedet Dan Clancy, Chefingenieur bei Google Buchsuche, Pläne für die Zukunft. Seine Ideen stellte er bei einem Vortrag im Computer History Museum in Mountain View, USA, vor.

Seine Annahme: Buchleser werden Ihre E-Books künftig im Internet statt auf ihren privaten Rechnern und Endgeräten speichern. Der ausgelagerte Speicherort, kurz, die "Cloud", soll von überall und mit allen Endgeräten zugänglich ist. Für diese Art der Speicherung brauche der User einen Partner, zu dem er Vertrauen hat, "dass das E-Book auch in fünf Jahren noch nutzbar ist". Der Ort des Vertrauens soll der Google-Server sein. 

Die zweite Annahme: Lokale Buchhandlungen spielen eine wichtige Rolle für Buchkäufer. Ein großer Teil der Buchkäufe werden im Laden getätigt. Die Verbindung zwischen E-und Print-Büchern wird weiter zunehmen. 

Clancys Vision: Google schließt mit interessierten Buchhändlern Partnerschaften. Die Buchhändler bieten neben dem gedruckten Buch eine "Google Edition" an, ein E-Book, das auf der Google-Cloud gespeichert wird und von überall mit allen Geräten zugänglich ist, egal ob E-Reader, Smartphone, PC oder Netbook. "Wir wollen eine Welt mit vielen Händlern, vielen Endgeräten und einem Speicherort, der Cloud."

Auszüge aus Clancys Rede hier