Die USA haben für Lagardère Top-PrioritätLagardère will vor allem mit Blick auf den Zusammenschluss von Penguin Random House sein Engagement in den USA ausdehnen – durch Anwerben von Top-Autoren und das Ausbalancieren des Verhältnisses der Hachette Group (USA) und Hachette (UK). Die britische Verlagstochter werde nur unzureichend mit Lizenzen von wichtigen US-Autoren versorgt, räumte der Konzern ein und will stärkere Synergien schaffen.
Die USA sind für die Gruppe Wachstumstreiber – der Konzern will vor allem durch den Ausbau des Publikumsmarkts (neues Taschenbuch-Imprint Hachette Books) und im Digitalbereich wachsen, um nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden. Eine empfindliche Verschiebung im wichtigsten Markt und obendrein wichtigsten definierten Geschäftsfeld (Digitalbereich) ist nicht vorgesehen, darum kann Hachette im Kampf mit Amazon nicht nachgeben, wenn das Verlagshaus nicht gegenüber den größeren Playern Penguin Random House, Harper Collins und Simon & Schuster einen Wettbewerbsnachteil erhalten will. Rund 5.000 Print-Titel werden in den USA aktuell von Amazon nur verzögert ausgeliefert, wie Hachette auf seiner Homepage mitteilt.
Eines der wichtigsten strategischen Ziele sei es, "in einer starken Position bei geschäftlichen Verhandlungen mit Handelspartnern zu bleiben", so der Bericht. Gerade im Digitalbereich will man wachsen – das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren den Wettbewerb zwischen den Handelspartnern darum fördern wollen. Man sei mit Amazon und Google zu "ausgewogenen Lösungen" gekommen, heißt es im Bericht, der offensichtlich vor Ausbruch des Konditionenkampfes erstellt wurde. Besonders glücklich war Lagardère mit Apples Agency Modell – das bekanntermaßen ein sehr kostspieliges Kartellverfahren in den USA nach sich gezogen hat. Vorgestellt wurde der Bericht beim Investorentag am 28. Mai in Paris.
Mit Blick auf den Anteilen der Händler bei den E-Book-Verkäufen wurde das Ziel unabhängig zu bleiben allerdings nicht erreicht:
In den USA liefen 60 Prozent der E-Book-Verkäufe über Amazon, erst dann folgen abgeschlagen Barnes & Noble, Apple und andere Händler wie Kobo.
Die Abhängigkeit von Amazon, auch wegen der Pleite der Buchkette Borders, ist nicht nur für die physischen Bücher größer denn je:
In Großbritannien, wo sich der E-Book-Markt schneller entwickelt hat, liegt der Anteil von Amazon an Hachettes E-Book-Verkäufen sogar bei 78 Prozent. Sollte sich der Konditionenstreit zwischen Hachette und Amazon auch auf Großbritannien ausdehnen, würde das Hachette besonders hart treffen.