Hachette-Gruppe und Amazon kämpfen um E-Book-Konditionen

Zahlen zum Konditionen-Streit

12. Juni 2014
von Börsenblatt
60 Prozent ihrer E-Books hat die Hachette-Gruppe im vergangenen Jahr über Amazon vertrieben – zumindest in den USA, wo sich die Verlagsgruppe nach wie vor gegen Konditionenforderungen von Amazon wehrt. In Großbritannien liegt der Anteil deutlich höher, wie aus einem Dreijahres-Bericht des Mutterkonzerns Lagardère Publishing hervorgeht.
Der Bericht verdeutlicht, wie empfindlich der Konzern vom Streit mit Amazon getroffen wird. Der Marktanteil der Hachette Group in den USA liegt nach eigenen Schätzungen bei rund sechs Prozent. Strategisches Ziel ist es, gemeinsam mit Penguin Random House (27,7 Prozent) in einer Liga zu spielen. Davon ist das Unternehmen als viertgrößter Player auf dem US-Markt mit einem Jahresumsatz von zuletzt rund zwei Milliarden Euro (Hachette Livre gesamt) allerdings noch weit entfernt.In den USA erwirtschaftete die Gruppe 2013 rund 23 Prozent ihrer Einnahmen.E-Books trugen in den USA mit 23 Prozent zu diesem Umsatz bei. In Großbritannien waren es 21 Prozent.Im Publikumsbereich liegt der Anteil noch höher (bis zu 30 Prozent).In Frankreich hat sich der E-Book-Markt zeitverzögert und durch geringere Konkurrenz langsamer entwickelt – hier hat Hachette im vergangenen Jahr 1,5 Prozent digital umgesetzt.Die Hachette Book Group vertreibt auch die E-Books von Hachette UK – und zwar in Asien, Südamerika und im karibischen Raum.

 

Die USA haben für Lagardère Top-PrioritätLagardère will vor allem mit Blick auf den Zusammenschluss von Penguin Random House sein Engagement in den USA ausdehnen – durch Anwerben von Top-Autoren und das Ausbalancieren des Verhältnisses der Hachette Group (USA) und Hachette (UK). Die britische Verlagstochter werde nur unzureichend mit Lizenzen von wichtigen US-Autoren versorgt, räumte der Konzern ein und will stärkere Synergien schaffen.

Die USA sind für die Gruppe Wachstumstreiber – der Konzern will vor allem durch den Ausbau des Publikumsmarkts (neues Taschenbuch-Imprint Hachette Books) und im Digitalbereich wachsen, um nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden. Eine empfindliche Verschiebung im wichtigsten Markt und obendrein wichtigsten definierten Geschäftsfeld (Digitalbereich) ist nicht vorgesehen, darum kann Hachette im Kampf mit Amazon nicht nachgeben, wenn das Verlagshaus nicht gegenüber den größeren Playern Penguin Random House, Harper Collins und Simon & Schuster einen Wettbewerbsnachteil erhalten will. Rund 5.000 Print-Titel werden in den USA aktuell von Amazon nur verzögert ausgeliefert, wie Hachette auf seiner Homepage mitteilt.

Eines der wichtigsten strategischen Ziele sei es, "in einer starken Position bei geschäftlichen Verhandlungen mit Handelspartnern zu bleiben", so der Bericht. Gerade im Digitalbereich will man wachsen – das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren den Wettbewerb zwischen den Handelspartnern darum fördern wollen. Man sei mit Amazon und Google zu "ausgewogenen Lösungen" gekommen, heißt es im Bericht, der offensichtlich vor Ausbruch des Konditionenkampfes erstellt wurde. Besonders glücklich war Lagardère mit Apples Agency Modell – das bekanntermaßen ein sehr kostspieliges Kartellverfahren in den USA nach sich gezogen hat. Vorgestellt wurde der Bericht beim Investorentag am 28. Mai in Paris.

Mit Blick auf den Anteilen der Händler bei den E-Book-Verkäufen wurde das Ziel unabhängig zu bleiben allerdings nicht erreicht:

In den USA liefen 60 Prozent der E-Book-Verkäufe über Amazon, erst dann folgen abgeschlagen Barnes & Noble, Apple und andere Händler wie Kobo.

 

Die Abhängigkeit von Amazon, auch wegen der Pleite der Buchkette Borders, ist nicht nur für die physischen Bücher größer denn je:

In Großbritannien, wo sich der E-Book-Markt schneller entwickelt hat, liegt der Anteil von Amazon an Hachettes E-Book-Verkäufen sogar bei 78 Prozent. Sollte sich der Konditionenstreit zwischen Hachette und Amazon auch auf Großbritannien ausdehnen, würde das Hachette besonders hart treffen.