Handelsimmobilien im dritten Quartal 2016

Vermietungsmarkt verharrt im Minus

31. Oktober 2016
von Börsenblatt
Preisbereinigt liegt der deutsche Einzelhandel im Plus – für neue Flächen in Innenstadtlagen interessiert er sich aktuell jedoch nur begrenzt: Auch im dritten Quartal kam der Markt für Neuvermietungen laut Jones Lang LaSalle nicht aus dem Keller. 

Der Vermietungsmarkt bleibt weiter hinter den Vorjahren zurück – allerdings waren die laut Jones Lang LaSalle (JLL) auch besonders turbulent und ereignisreich. Im dritten Quartal 2016 wurden den Immobilienberatern zufolge 114.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche in 1a-Lagen der Innenstädte neu vermietet, in etwa so viel wie in den beiden Vorquartalen. Immerhin, für JLL ein Lichtblick, legte die Zahl der Abschlüsse im Vergleich zum zweiten Quartal 2016 zu − und das sogar zweistellig (plus 10 Prozent).

"Händler setzen zunehmend auf mittlere und kleinere Städten"

"Der Markt konsolidiert derzeit leicht", erklärt Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany. Nach den beiden sehr guten Vorjahren mit jeweils einer halben Million Quadratmeter gehe er derzeit von einem Jahresumsatz von rund 480.000 Quadratmetern aus. "Handelskonzepte setzen zunehmend auf Präsenzen in mittleren und kleineren deutschen Städten."

Der Vermietungsmarkt 2016 nach neun Monaten (Januar bis September) im Überblick

  • Insgesamt kommt das bisherige Jahr nach Auswertung von JLL auf 349.700 neu vermietete Quadratmeter und liegt damit sechs Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres.
  • In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres mieteten Einzelhändler in den zehn größten deutschen Städten 121.400 Quadratmeter Fläche an, rund zehn Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum (Umsatzanteil an den Vermietungen: 35 Prozent).
  • Für alle Städte gleichermaßen gilt aus Sicht von JLL: Es werden derzeit eher kleine Flächen bis 100 Quadratmeter angemietet; nur knapp jeder zehnte Abschluss hat mehr als 1.000 Quadratmeter.
  • Am größten war das Interesse weiterhin bei internationalen Modemarken, die es auf die deutschen Shoppingmeilen drängt (u.a. Caroline Bliss, Brooks Brothers). Sie tragen dazu bei, dass das Segment Textilien weiterhin das stärkste ist: mit einem Vermietungsanteil von 33 Prozent (in den ersten Quartalen).
  • Von den Top10-Standorten konzentrierte sich 2016 vieles auf Frankfurt am Main; die Vermietungsquote stieg im Vergleich zum Vorjahr um 73 Prozent. Noch besser lief es allerdings für Stuttgart (plus 189 Prozent nach neun Monaten). In geringerem Umfang konnte auch Düsseldorf punkten (plus fünf Prozent).

Alle anderen Städte, auch Berlin und München, haben weiter mit der Zurückhaltung der Händler zu kämpfen und liegen mehr als 35 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum – was sich allerdings bislang wohl nicht auf die Spitzenmieten auswirkt: Das Ranking der teuersten Städte führt mit mehr als 300 Euro pro Quadratmeter und Monat nach wie vor München an (360 Euro: Kaufingerstraße, Neuhauserstraße). Dahinter liegt Berlin – mit der Tauentzienstraße (konstant, 350 Euro). "Auf Jahressicht hat die Konsumstraße in der Hauptstadt als einzige zugelegt – um 9 Prozent", so JLL.

JLL analysiert für den "Einzelhandelsmarktüberblick" den Vermietungsmarkt in 1a-Lagen von bundesweit 185 Städten.