Hannah-Arendt-Preis 2016 an Christian Teichmann

Stalinismusforscher ausgezeichnet

15. September 2016
von Börsenblatt
Der Berliner Historiker Christian Teichmann erhält den mit 10.000 Euro dotierten Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken 2016, insbesondere für sein Buch "Macht der Unordnung".

Christian Teichmann wird für seine herausragenden Forschungen über die Geschichte und Strukturen der sowjetischen Herrschaft in Mittelasien unter Stalin ausgezeichnet, informiert die Heinrich-Böll-Stiftung, die den Preis zusammen mit der Stadt Bremen vergibt. Die internationale Jury urteilte, dass Teichmann mit seinem Buch "Macht der Unordnung" (2016, Hamburger Edition, HIS) einen Neuansatz in der Forschung über totalitäre Systeme vorgelegt habe. Teichmann argumentiere, dass nicht Ordnung, wie meist angenommen wird, für die totalitäre Machtentfaltung und Machterhaltung unentbehrlich ist, sondern deren systematische Zerstörung. Teichmann geht dieser Konstellation für den Zeitraum zwischen 1920 und 1950 nach. Seine Argumentation setze eine Fülle produktiver Fragen frei über die strukturellen Widersprüche totalitärer Herrschaft im 20. und 21. Jahrhundert, so die Stiftung.

Der Osteuropahistoriker Dr. Christian Teichmann ist Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin. Er hat Germanistik und Geschichte in Leipzig und Warschau studiert, war 2002/2003 Lektor an der Staatlichen Universität Samara, Russland und hält sich seitdem regelmäßig zu Forschungsaufenthalten in Russland, Zentralasien und den Vereinigten Staaten auf.

Der Hannah-Arendt-Preis wird am 2. Dezember 2016 um 18.00 Uhr im Bremer Rathaus überreicht.