Heute Verleihung des Max-und-Moritz-Preises

Andrang beim Erlanger Comic-Salon

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Seit gestern steht ganz Erlangen im Zeichen des Comics. Pünktlich um 12 Uhr rief Kulturreferent Dieter Rossmeissl die traditionelle Eröffnungsformel über den Rathausplatz: "Türen auf für den 16. Internationalen Comic-Salon!"
Auf dem zweitwichtigsten europäischen und wichtigsten deutschen Comicfestival präsentieren rund 150 Aussteller ihre neuesten Werke dem Publikum. Und das dürfte reichlich strömen: Die Veranstalter erwarten etwa 25.000 Besucher im Kongresszentrum sowie in der Erlanger Innenstadt, in der der rund 30 zusätzliche Einzelausstellungen zu erkunden sind. Das hochgesteckte Ziel ist nach Analyse des ersten Messetags durchaus realistisch. Zwar sind bisher noch keine exakten Zahlen bekannt, doch konnten die Veranstalter einen großen Besucherandrang verzeichnen. Auch die Aussteller sind mit dem ersten Messetag vollauf zufrieden.

Aktuelles auf der neuen Festival-App
Neben zahlreichen deutschen und internationalen Comicverlagen sind in Erlangen mehr als 400 Comic-Künstler vertreten, unter ihnen Stars der Szene wie Jacques Tardi, Joe Sacco, Anke Feuchtenberger, Émile Bravo, David B. und Ralf König. Ihnen können Besucher beim Zeichnen über die Schulter sehen und sich deren Werke signieren lassen. Das Programm des Comic-Salons gibt es neu als App für Android-Smartphone und -Tablet: Studierende der Fachhochschule Flensburg / Studiengang Medieninformatik haben mit ihrem Dozenten Uwe Zimmermann eine Festival-App (App im Google PlayStore)entwickelt, mit der man von 19. bis 22. Juni sein persönliches Besuchsprogramm planen und zusammenstellen kann. Der Salon-Besucher erfährt dort mehr über die Künstler, Ausstellungen, Vorträge, Gespräche, Diskussionen und Messe-Aussteller und erhält Neuigkeiten oder aktuelle Änderungen des Salon-Programms durch eine automatische Update-Funktion auf seinem Smartphone.

Erster Weltkrieg im Fokus
Ein Themenschwerpunkt des Festivals ist der Erste Weltkrieg. Vor allem Jacques Tardi hat sich intensiv mit dem „Großen Krieg“ auseinandergesetzt: Der französische Künstler zeigt in seinen Comics ungeschönt das Schicksal einfacher Soldaten im grausamen Alltag an der Front. Besucher haben die Möglichkeit, Ausschnitte davon in der Tardi gewidmeten Ausstellung „Landschaft des Todes“ zu betrachten.

Weiterhin gibt es eine Sonderausstellung zum deutschen Comic, der mit dem Erscheinen von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ vor 150 Jahren seine Geburtsstunde feiert.
Ebenfalls Grund zum Feiern gibt der 100. Geburtstag der finnischen Autorin Tove Jansson. Ihren Mumin-Trollen hat man aus diesem Grund eine eigene Ausstellung spendiert.

Max-und-Moritz-Preis
Höhepunkt der Veranstaltung ist am heutigen Freitag die „Max-und-Moritz-Gala“ im Markgrafentheater, bei der der begehrte Max-und-Moritz-Preis in neun Kategorien vergeben wird. Die Gewinner des wichtigsten Comic-Preises im deutschsprachigen Raum werden auf der Gala bekanntgegeben. Der Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk steht demgegenüber bereits fest: Ihn erhält in diesem Jahr mit dem Autor und Zeichner Ralf König erstmals ein deutschsprachiger Künstler, der über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. König hat sehr stark die Schwulen-Comic-Bewegung geprägt und mit „Der bewegte Mann“ (Rowohlt) den breiten Durchbruch geschafft.

Bereits gestern hat der Interessenverband Comic ICOM den Independent Comic-Preis vergeben. Als bester Independent-Comic wurde "Lescheks Flug" (Rotopolpress) von Sebastian Stamm ausgezeichnet. Bester Kurzcomic ist Tim Gaedkes "Tesserakt" (SuKuLTuR). Den ebenfalls vom ICOM vergebenen Kurt-Schalker-Preis für graphisches Bloggen erhält "Pete's Daily".

Zum weiteren Programm des Comic-Salons zählen insgesamt über 190 Einzelveranstaltungen wie Lesungen, Konzerte, Gesprächsrunden, Vorträge, Filme und Workshops. Über 400 Comic-Künstler stehen Interessierten zudem Rede und Antwort, zeigen ihre Arbeiten und signieren die Werke. Auf einer speziellen Comic-Börse können Fans und Sammler nach Schätzen stöbern, sowie Hefte, Alben und anderes austauschen.

Die Veranstaltung dauert noch bis zum Sonntag, dem 2. Juni. Eine Tageskarte kostet 9 Euro.